Philip Giraldi

Neue CIA-Direktion:
Wird Gina Haspel etwas verändern?

Gina Haspel musste einen harten Kampf überstehen, bevor sie zur neuen Chefin der Central Intelligence Agency ernannt wurde. Hat sie dennoch die politische Rückendeckung, die sie benötigen wird, will sie der Struktur und den Arbeitsmethoden der CIA ihren eigenen Stempel aufdrücken? Insider weisen darauf hin, dass sie in ihren zwei Monaten als amtierende CIA-Direktorin kaum mehr tat, als die Veränderungen fortzuführen, die ihr Vorgänger Mike Pompeo während seiner 15-monatigen Amtszeit angeschoben hatte.

In den vergangenen 17 Jahren hat sich die Art und Weise, wie die CIA organisiert ist, grundlegend geändert. Die während des Kalten Kriegs entstandene Behörde wurde im Grunde genommen aufgespalten in einen administrativen Teil und eine wissenschaftliche und technische Sparte, die zwar ihre eigenen Aufgaben erfüllte, aber ebenfalls dazu beitrug, Geheimdienstoperationen und Analysten zu unterstützen. Einfach gesagt bestand die Agentur aus zwei Hälften – eine sammelte Informationen, die andere analysierte die gesammelten Informationen. Der operative Bereich wiederum war in geografische Regionen unterteilt und produzierte Daten, die dann von den Analysten aufbereitet wurden, bevor sie an die Endverbraucher gingen – das Weiße Haus, den Kongress oder andere Agenturen innerhalb des Staatsapparats, die über die erforderlichen Freigaben verfügten, Einblick in die endgültigen Berichte zu nehmen. Wichtigster Konsument von nachrichtendienstlichen Erkenntnissen und der »Boss« der CIA war und ist der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Innerhalb dieses Systems existierten unterschiedliche Teams und Zentren, die sich mit Themen wie Terrorismus, Drogenhandel und der Weiterverbreitung von Atomwaffen befassten. Diese Themen wurden als globale Bedrohung erachtet, bei denen eine saubere Unterteilung in geographische Regionen keinen Sinn ergab. Das Counter Terrorism Center (CTC), in dem Vertreter von Secret Service, FBI, DIA, NSA und Pentagon zusammenarbeiten, steuerte Analysten zu dem Prozess bei. Das war eine grundlegende Abweichung von dem Grundsatz, wonach Analysten und Führungsoffiziere sich nicht vermischen sollten, weil man sonst Gefahr läuft, das endgültige Produkt durch operative oder politische Erwägungen zu verfälschen.

Nach dem 11. September 2001 gab es Hinweise, wonach wichtige Erkenntnisse über die Entführer aufgrund einer zu starken Abtrennung innerhalb der diversen Nachrichtendienste und Strafverfolgungsbehörden übersehen wurden. Das machte die Idee von gemeinsamen Zentren wie dem CTC populärer. Gleichzeitig brachte es eine große Nachfrage nach Offizieren mit paramilitärischer Ausbildung mit sich, die man an Orte wie Afghanistan und später auch den Irak entsenden konnte. An Bedeutung verloren Spione, die dafür ausgebildet worden waren, langsam und sehr sorgfältig russische Diplomaten zu rekrutieren.

Operationen an Orten wie Pakistan wurden brutal. Rangniedrige Agenten, die dort für Geld arbeiteten, wurden wie Wegwerfware behandelt. 2011 wurde der CIA-Vertragsoffizier Raymond Davis von der pakistanischen Polizei verhaftet, nachdem er zwei Motorradfahrer erschoss. Wie sich herausstellte, war Davis Teil eines bewaffneten Teams, das den Personenschutz bei Treffen mit pakistanischen Agenten stellte. Die Agenten wurden auf der Straße aufgegriffen und mit verbundenen Augen hinter die Rückbank eines Wagens geworfen, sodass sie nicht erkennen konnten, wohin die Fahrt ging. Sie wurden zu einem zweiten Wagen gebracht, dort befragt und anschließend bezahlt, bevor man sie wieder mit verbundenen Augen hinter die Rückbank quetschte und dann irgendwo aussetzte. Das war nicht gerade die alte Schule, was den Umgang der CIA mit Agenten anging.

Die Methodik der CIA-Operationen, was die Rekrutierung und das Verhör von Agenten anbelangte, geriet immer stärker in Vergessenheit, während ältere Offiziere in Rente gingen und bei der Ausbildung neuer Offiziere der Schwerpunkt auf andere Fähigkeiten gelegt wurde. Im Grunde vergaß die Agentur, wie man spioniert und wie man mit unerprobten Agenten umgeht. Das führte zu Katastrophen wie 2009, als im Camp Chapman in der Nähe der afghanischen Stadt Khost ein Selbstmordattentäter sieben CIA-Offiziere in den Tod riss. Der Stützpunkt dort wurde von einem Offizier geführt, dem es an der erforderlichen Erfahrung mangelte und dem ein schwerer Fehler bei der Sicherheit unterlief.

Unterdessen floss ein immer größerer Teil des jährlichen Budgets an Paramilitärs, die für den physischen Schutz der wachsenden Zahl von CIA-Stützpunkten sorgten und bei Treffen Leibwächter-Aufgaben erfüllten. Unter Präsident Barack Obama und dessen CIA-Direktor John Brennan wurde die Umstellung auf eine neue Struktur noch rascher vorangetrieben. Brennan machte sich dafür stark, die ehemalige geographische Struktur aufzulösen und dafür mehr fusionierte Teams einzuziehen, an denen auch Analysten und Vertreter anderer Regierungsbehörden vertreten sein würden. Viele bei der CIA glaubten, weil Brennan Führungsoffizier hatte werden wollen, die Ausbildung aber nicht geschafft hatte, möge er nun keine CIA-Operationen mehr. Brennan trieb sein Programm der Fusionen voran und kürte Greg Vogel zum Leiter der Abteilung Clandestine Services, den ehemaligen operativen Bereich. Vogel war kein Führungsoffizier, sondern ein Paramilitär, was innerhalb der Behörde viele als massive Schmach für die CIA-Spione bewerteten.

Haspel, die vorübergehend Clandestine Services leitete, war ein integraler Teil des Brennan-Teams und folgte seinen Präferenzen größtenteils. Eine Quelle allerdings sagt, sie habe sich einmal doch auf die Hinterbeine gestellt, nämlich als der Vorschlag gemacht wurde, die Zahl der Tötungen durch Drohnen massiv auszuweiten. Wenn das stimmt, muss man ihr das hoch anrechnen und vielleicht ist es ein Hinweis darauf, dass auch sie ihre Grenzen hat, wenn es darum geht, was sie für das Weiße Haus zu tun bereit sein wird.

Im Zuge der Wahl von 2016 kam es natürlich zu einem Wechsel an der Spitze der Agentur. Mike Pompeo, der neue CIA-Direktor unter Präsident Donald Trump, fand eine Behörde vor, die nicht mehr wusste, wie das Spionagegeschäft läuft. Pompeo beeilte sich, viele Entscheidungen Brennans rückgängig zu machen, aber er brachte auch seine eigenen Vorlieben und Abneigungen ein. Offiziere, die direkt mit Pompeo gearbeitet haben, sagten, er sei kontrollierend gewesen und habe von den ranghohen Offizieren Gehorsam gefordert, egal, welche Politik das Weiße Haus auch vertrat. Das kam bei der CIA nicht gut an, denn die Offiziere dort rühmen sich politisch neutral zu sein und nur einer einzigen Vorgabe zu folgen – über Geschehnisse ehrlich zu berichten und sie objektiv zu analysieren. Pompeo impfte der Behörde auch ein, die Betonung stärker auf den Iran als zentralen Feind des Landes zu legen. Er erschuf eine eigene Taskforce, die sich mit diesem Thema befasste.

Und nun haben wir es mit Gina Haspel zu tun. Insider glauben, sie werde langsam und umsichtig vorgehen, aber die von Pompeo vorgegebene Richtung fortsetzen. Das würde ein wenig eine Abkehr vom traditionellen Modell bedeuten, wie es zu den Zeiten ihrer Ausbildung und ihrer ersten Aufträge galt. Nimmt man als Maßstab, wie intensiv sie vom Senat ins Kreuzverhör genommen wurde, dürfte Haspel sehr zurückhaltend reagieren, wenn es um die Beteiligung an fragwürdigen Aktivitäten geht. Als ehemaliger Führungsoffizier halte ich das für eine gute Sache – ich hoffe auf traditionelles Spionagegeschäft, möglichst ohne außerordentliche Auslieferungen, Geheimgefängnisse und Folter.

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Philip Giraldi ist ein ehemaliger Antiterrorexperte der CIA und Offizier des militärischen Geheimdienstes. Heute arbeitet er als Kolumnist und Fernsehkommentator. Er ist zudem Executive Director des Council for the National Interest. Weitere Artikel von Giraldi finden Sie auf der Website von Unz Review. Er schreibt regelmäßig für Global Research.

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