Peter Orzechowski

Q – Der mysteriöse Kampf gegen den Tiefen Staat

Erst hat ihn niemand ernst genommen. Aber im Internet verbreitet er sich wie ein Virus. Es ist ein einzelner Buchstabe, der plötzlich die USA elektrisiert: Q. Er erscheint auf Plakaten und Anzeigetafeln an den Autobahnen. Er prangt auf T-Shirts bei Trump-Reden – und er ist die Mutter aller Verschwörungstheorien. Denn Q ist eine anonyme Stimme, die im Internet Mitteilungen verbreitet, die von außergewöhnlichem Insiderwissen in geheimdienstlicher und militärischer Hinsicht zeugen.

Die »Q«-Posts (auch »Q-Anon«-Posts) begannen auf dem 4Chan Message Board. Später wechselten sie zu einem ähnlichen Board auf 8Chan wegen angeblicher Sicherheitsbedenken. Die Beiträge erscheinen regelmäßig auf Twitter und sind auch ein Thema für viele konservative YouTuber. Ein großer Teil der Mitteilungen sind verschlüsselte Nachrichten, mit deren Decodierung ein Heer von »Q-Anon«-Fans (die sogenannten »Anons«) beschäftigt ist. Mittlerweile wird die weltweite »Qanon« Gemeinde auf über 20 Millionen geschätzt.

Das Verblüffende an »Q« ist, dass es bereits mehrfach bedeutende Ereignisse vorhergesagt hat und dass es alles bisher Dagewesene bezüglich Wissen, Weitblick und Intelligenz überragt. Seine Anhänger glauben, dass »Q« das geistige Zentrum, vielleicht sogar die Kommandozentrale eines welthistorischen Reinigungs- und Aufwachprozesses ist, der die von Trump versprochene Trockenlegung des Schattenstaat-Sumpfes einläutet.

Es begann letzten Oktober

»Q« steht für eine mysteriöse Person oder eine Gruppe von Personen, die im Oktober 2017 begonnen hat, Online-Updates über geheime Aktionen zu veröffentlichen, die angeblich von der Trump-Administration durchgeführt wurden, um die Korruption in den Vereinigten Staaten und der Welt zu beseitigen. Sollten die »Q«-Posts echt sein, wäre das ein Hinweis, dass die Trump- Administration einen alternativen Kanal eingerichtet hat, um mit ihren Anhängern zu sprechen, und dabei Nachrichten und soziale Medien zugunsten einer direkteren Kommunikation umgeht. Die Gültigkeit des Kanals wurde von der Trump-Administration weder bestätigt noch geleugnet.

Eine scheinbare Bestätigung der Verbindung der »Q«-Posts mit der Trump-Administration wurde jedoch durch das Cross-Posting von Schlüsselwörtern mit dem Twitter-Account von Präsident Donald Trump gegeben. Gern berufen sich die »Q«-Gläubigen auch auf Trumps Aussage aus dem Wahlkampf 2016, als er sagte: »Unsere Bewegung besteht darin, ein gescheitertes und korruptes politisches Establishment durch eine neue Regierung zu ersetzen, die von Ihnen, dem amerikanischen Volk, kontrolliert wird … Das Washingtoner Establishment und die Finanz- und Medienunternehmen, die es finanzieren, existieren nur aus einem Grund: um sich zu schützen und zu bereichern.«

Open-Source-Erkenntnisse

Viele »Q«-Posts sind als verschlüsselte Botschaften geschrieben, die in vielerlei Hinsicht interpretiert werden können, und spielen auf angebliche Handlungen der Trump-Administration an, um dessen Versprechen zu erfüllen. Die Beiträge haben eigene Codewörter, wobei beispielsweise »BHO« anstelle von Barack Hussein Obama, »BC« anstelle von Bill Clinton usw. verwendet wird. Die Beiträge weisen häufig auf Vorfälle hin, die stattgefunden haben, und geben einen Kontext für diese Vorfälle vor. Sie geben zudem Hinweise auf Vorfälle, die sich entwickeln oder angeblich in naher Zukunft noch kommen werden.

Um nicht gegen Bundesgesetze über geheimes Material zu verstoßen, basieren viele der Posts auch auf Open-Source-Informationen, sodass Menschen, die ihnen folgen, selbst recherchieren und ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen können.

Ein kürzlich veröffentlichter Beitrag wies beispielsweise auf die ungewöhnlich hohe Zahl von versiegelten Anklagen im Justizministerium hin. Normalerweise liegt die Zahl der versiegelten Anklagen pro Jahr bei etwa 1000. Derzeit liegt die Zahl bei über 40 000. Versiegelte Anklageschriften sind üblich, wenn ein Staatsanwalt genügend Beweise gegen eine oder mehrere Personen hat, um sie vor ein Schwurgericht zu bringen, aber den Fall noch nicht eröffnet will.

Wer steht hinter »Q«?

Es gibt viele Theorien darüber, wer oder was sich hinter »Q« verbirgt. Zu den allgemeineren Überzeugungen gehört, dass »Q« für Q-Sicherheitsfreigabe steht, die höchste Stufe der Freigabe innerhalb des Energieministeriums. Andere glauben, es bezieht sich auf »Q« aus den James-Bond Filmen, eine Figur, die Bond im Kampf gegen eine globale korrupte Schattengruppe unterstützt. Manche glauben, dass »Q« »Quartiermeister« heißen und damit auf einen leitenden Mitarbeiter in der Trump-Administration hinweisen könnte.

Ein weiteres Indiz dafür, dass Trump mit »Q« in Verbindung steht, sehen seine Fans in einer kuriosen Begebenheit: Traditionell erhalten US-Präsidenten von Football-Teams ein Trikot mit der Zahl ihrer Präsidentschaft überreicht, wie zum Beispiel Obama ein Trikot mit der Nummer 44. Auch Donald Trump wurden öffentlich mittlerweile zwei Trikots überreicht, aber nicht mit der Zahl 45 seiner Präsidentschaft sondern mit der Zahl 17. Der Buchstabe Q ist der siebzehnte im Alphabet. Den Juli 2018 hatte »Q« übrigens als »Monat, in dem die Welt die Wahrheit entdeckt«, bezeichnet. Das war eine durchaus treffende Vorhersage. Denn die Reaktionen des alten politischen Establishments und der Mainstream-Medien auf Trumps Treffen mit Putin haben gezeigt, dass die alte Kamarilla immer noch auf Krieg setzt.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
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