Patrick J. Buchanan
Ein Krieg gegen den Iran wäre »Trumps Krieg«
Es sind die üblichen Verdächtigen, die jetzt auf ein militärisches Vorgehen gegen Teheran dringen
Einen Krieg mit dem Iran kann Präsident Donald Trump nicht wirklich wollen. Unabhängig von dessen Dauer würde ein derartiger Konflikt im Persischen Golf und um den Golf herum ausgetragen, in einer Region also, durch die ein Drittel der globalen Öltransporte auf dem Seeweg abgewickelt wird. Ein Konflikt dort könnte eine weltweite Rezession auslösen und Trumps Wiederwahl gefährden.
Es wäre eine Ausweitung des »endlosen Kriegs«, von dem Trump gesagt hatte, dass er ihn beenden werde, ein Krieg gegen eine Nation von 80 Millionen Menschen, ein Krieg gegen ein Land, das dreimal so groß wie der Irak ist. Es wäre das prägende Thema seiner Präsidentschaft, so wie der Irak-Krieg das prägende Thema der Präsidentschaft von George W. Bush wurde.
Kommt es jetzt zu einem Krieg, würde der als »Trumps Krieg« in die Geschichtsbücher eingehen.
Denn es war Trump, der die Vereinigten Staaten aus dem Atomabkommen mit dem Iran nahm, obwohl den UNO-Inspekteuren sowie den anderen Vertragsparteien Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Russland und China zufolge Teheran die Auflagen eingehalten hatte.
Erst hat Trump den Vertrag gekippt, dann hat er wieder Sanktionen verhängt und eine Politik des maximalen Drucks eingeleitet. Es folgte die Einstufung der iranischen Revolutionsgarden als »Terrororganisation«. Weiter ging es damit, Nationen, darunter Freunde und Verbündete Amerikas, Sanktionen anzudrohen, sollten diese weiter Öl vom Iran kaufen.
Die Politik der USA besteht darin, die iranische Wirtschaft so lange in den Schwitzkasten zu nehmen, bis Teheran einknickt und die zwölf Forderungen von Außenminister Mike Pompeo erfüllt. Dazu gehört, dass die iranische Regierung nicht länger ihre Verbündeten im Libanon, in Syrien, im Irak und im Jemen unterstützt.
Am Sonntag erklärte Pompeo, der Iran stecke hinter den Angriffen auf die Tanker im Golf von Oman. Außerdem habe Teheran einen Angriff zu verantworten, bei dem vier US-Soldaten in Kabul verletzt wurden – dabei hatten die Taliban für diese Attacke die Verantwortung übernommen.
Die Kriegsfalken sind zurück.
»Dieser grundlose Anschlag auf die kommerzielle Schifffahrt verlangt nach Militärschlägen als Vergeltungsmaßnahme«, sagte Senator Tom Cotton am Sonntag.
Aber genauso wenig wie Trump Krieg mit dem Iran haben will, sucht der Iran einen Krieg mit den USA. Teheran hat jegliche Verantwortung für die Tankerangriffe zurückgewiesen, half bei den Löscharbeiten an einem Tanker und wirft seinen Gegnern vor, Angriffe unter falscher Flagge durchzuführen, um einen Krieg anzuzetteln.
Sollten die direkt dem Ayatollah unterstellten Revolutionsgarden tatsächlich Sprengstoff am Rumpf der Tanker angebracht haben, dann wollten sie damit vermutlich eine unmissverständliche Botschaft überbringen: »Wenn unsere Exporte aufgrund von amerikanischen Sanktionen zum Erliegen kommen, können wir dafür sorgen, dass die Ölexporte der Saudis und der arabischen Golfstaaten ähnliche Probleme kriegen.«
Aber wenn der US-Präsident keinen Krieg will und der iranische Ayatollah keinen Krieg will, wer will ihn dann?
Die Deutschen und die Japaner sind es schon mal nicht, beide fordern mehr Beweise dafür, dass der Iran hinter den Angriffen steckt. Zum Zeitpunkt der Angriffe traf sich Japans Ministerpräsident gerade mit dem Ayatollah. Eines der Schiffe ist japanisch.
Am Montag schrieben Ray Takeyh und Reuel Marc Gerecht im Wall Street Journal. Gerecht ist Senior Fellow bei der Foundation for the Defense of Democracies, einem von Paul Singer und Sheldon Adelson ins Leben gerufenen Nest der Neokonservativen. In ihrem »Amerika kann schwachen Iran einschüchtern« machen sich die beiden Autoren dafür stark, dass Trump das iranische Regime unerbittlich unter Druck setzt. Er solle keine Angst vor einer militärischen Auseinandersetzung haben, ein Krieg mit dem Iran würde ein Kinderspiel werden.
»Der Iran ist nicht gewappnet für eine langwierige Auseinandersetzung mit den USA. Das Regime befindet sich politisch in einer heiklen Lage. Irans verdrossene Mittelschicht hat alle Hoffnung auf Möglichkeiten für Reformen oder Wohlstand fahren lassen. Die unteren Schichten waren einst durch den umfassenden Sozialstaat an das Regime gebunden, aber auch sie sind illoyal geworden. Die Intelligenzija glaubt nicht länger, dass sich Glaube und Freiheit in Einklang bringen lassen. Und die Jugend ist zum erbittertsten Kritiker des Regimes geworden. […]
Einen massiven Schock von außen kann die fragile Theokratie des Iran nicht wegstecken. Deshalb hat sich der Oberste Religionsführer Ali Chamene’i größtenteils an das Iran-Nuklearabkommen gehalten, und vermutlich deshalb liebäugelt er auch eher mit Verhandlungen als mit einer Konfrontation mit dem Großen Satan.«
Bei dieser Darstellung der politischen Krise im Iran und des wirtschaftlichen Verfalls drängt sich eine Frage auf: Wenn das Regime in Teheran tatsächlich so fragil ist und sich tatsächlich so weit vom iranischen Volk entfernt hat, warum nicht auf einen Krieg verzichten und einfach auf den Zusammenbruch des Regimes warten?
Trump stehen offenbar mehrere Optionen zur Verfügung:
– Er könnte mit dem Regime in Teheran eine akzeptable Entspannung aushandeln.
– Er kann sich weigern zu verhandeln und auf den Zusammenbruch des Regimes warten. In diesem Fall muss er sich auf iranische Handlungen einstellen, die es kostspieliger machen, das Land abzuwürgen.
– Er kann, wie von Cotton gefordert, militärisch zuschlagen und den resultierenden Krieg annehmen, vorausgesetzt, der Iran beschließt zu kämpfen, anstatt sich zu erniedrigen und vor Pompeos Forderungen zu kapitulieren.
Wir erinnern uns: Als Bush Senior 1991 forderte, Saddam Hussein solle mit seiner Armee aus Kuwait abziehen, akzeptierte Saddam einen Krieg mit den Vereinigten Staaten.
Wer will also, dass die USA Krieg mit Iran führen?
Es sind vor allem dieselben Leute, die uns in Kriege im Irak, in Syrien, in Libyen und im Jemen drängten und sich gegen jegliche Bemühungen Trumps sperren, uns aus diesen Kriegen herauszuhalten.
Sollten sie auch im Fall Iran Erfolg haben, lässt sich nur schwerlich erkennen, wie wir je im Stande sein wollen, unser Land aus dieser blutgetränkten Region herauszuhalten, die für uns bis auf das Öl keinerlei wichtiges strategisches Interesse hat – und dank des Frackings ist Amerika nicht mehr auf dieses Öl angewiesen.
Quelle: WND
Dienstag, 18.06.2019