Michael Grandt
Warum ein Goldhandelsverbot und kein Goldverbot kommen wird
Die Vergangenheit hat gezeigt: Gold war und ist der Rettungsanker während und nach Kriegen, Crashs und vor allem dann, wenn das eigentlich wertlose Papiergeld in einer Währungsreform verpufft. Deshalb hat der Staat großes Interesse daran, bei Bedarf in den Goldverkehr einzugreifen. Unterdessen legte der Goldpreis in den vergangenen Tagen deutlich zu.
In Deutschland ist Gold ein offizielles Zahlungsmittel. Aus diesem Grund ist es auch (noch) von der Mehrwertsteuer befreit. Deshalb stellen viele Leser immer wieder dieselbe Frage: Gold zu halten ist ja schön und gut, aber was ist, wenn staatliche Stellen ein Goldverbot anordnen?
Diese Angst kann man verstehen, denn aus staatlicher Sicht ist jeder, der physisches Gold besitzt, frei. Niemand kann sehen, wie viel er hat und darum auch keine Steuern darauf erheben. Der Besitzer kann sein Gold immer und überall einsetzen und bekommt dafür alles, was käuflich ist. Währungskrisen, Währungsreformen, Deflation und Inflation, die Instrumente des Staates zur Ausplünderung des Bürgers gehen an ihm vorbei. Aber genau das verträgt sich nicht mit dem Interesse des Staates – vor allem dann nicht, wenn eine Währungskrise, Schuldenkrise oder Wirtschaftskrise droht. Denn je tiefer die Krise ist, desto mehr will sich der Staat den Durchgriff auf Vermögen, Einkommen und Arbeitskraft des Bürgers sichern. Je mehr also die Bevölkerung in Schulden, Überwachung und Zwänge eingebunden ist, desto ungehinderter kann der Staat nach Gutdünken verfahren.
Ein Goldbesitzverbot ist möglich aber nicht durchführbar
In der Theorie ist auch ein Goldbesitzverbot in Deutschland möglich: Unser Grundgesetz garantiert nach Artikel 14 das Eigentum und damit auch den freien Goldbesitz. Absatz 3 des Artikels schränkt jedoch ein, dass Enteignungen »zum Wohl der Allgemeinheit« zulässig sind. Wir sehen das ja gerade an der aktuellen Diskussion über Enteignungen von Immobilien- oder Grundstücksbesitzern, die unsere linken Neiddebattierer in Umlauf bringen.
Dennoch braucht man wohl keine Angst vor einem Goldverbot zu haben. Wie schon beschrieben, will eine Regierung in Krisenzeiten Zugriff auf alle Vermögen ihrer Bürger. Bei dem (noch) anonymen Goldbesitz ist das schwierig, weil der Staat nicht weiß, wer wie viel hat.
Goldbesitz zu verbieten und das gelbe Edelmetall zu beschlagnahmen ist in der Praxis jedoch nur sehr schwer durchführbar. Die Erfahrungen aus dem Goldverbot in den USA der 1930er-Jahre haben gezeigt, dass dort in Wahrheit nur 30 Prozent des Edelmetalls staatlich requiriert werden konnten. Bei uns haben die meisten Anleger Gold anonym gekauft. Der Staat kann aber nicht 40,4 Millionen Haushalte und 82 Millionen Menschen »durchsuchen«.
Ein Goldhandelsverbot ist möglich
Daher bleibt wohl nur ein anderer, weniger aufwendiger Weg: Die Menschen dürfen gar nicht mehr an Gold kommen. Dazu könnte der Staat durchaus ein Goldhandelsverbot verhängen. Die rund 200 deutschen Münzhändler sind besser zu kontrollieren als ein Millionenvolk. Jenen könnte man verbieten, weiterhin Edelmetalle zu verkaufen – und wenn, dann zumindest nicht anonym. Die Grenze, bis zu der anonyme Tafelgeschäfte möglich sind, wurde vor 2 Jahren auf 9999,99 Euro gesenkt (zuvor: 14 999,99). Nicht auszuschließen, dass der Goldkauf ohne Legitimation des Kunden irgendwann sogar ganz oder weitgehend abgeschafft wird. Dann könnte man zum Beispiel nur noch Kleinstbarren und -münzen, etwa 1/10 Unze, als Geschenk erwerben, ohne den Personalausweis oder Pass zücken zu müssen.
Zurück zum möglichen Goldhandelsverbot: Für die (Noch)-Goldbesitzer würde das bedeuten, dass der Wert des Goldes gleichsam durch die Decke schösse. Sicher ist jedoch: Die Zeiten der materiellen Sicherheit, an die wir uns in den letzten 50 Jahren gewöhnt haben, sind vorbei. Es gibt keine schmerzfreie Lösung der verfahrenen Situation mehr. Edelmetalle wie Gold und Silber sind die einzigen mobilen, weltweit akzeptierten, immer liquiden Formen eines Vermögens. Sie können niemals Bankrott gehen, was sie seit Jahrtausenden bewiesen haben. Sie tragen kein Kredit-Ausfallrisiko, können nicht beliebig vermehrt, kaum zerstört und vor staatlichem Zugriff verborgen werden. Edelmetalle verrotten nicht. Ihr Wert ist klar definiert, und aufgrund ihrer Wertdichte können größere Vermögenswerte auf kleinstem Raum untergebracht und transportiert werden.
In 20 Jahren sind die Goldressourcen aufgebraucht
Die Goldvorkommen sind endlich, denn der durchschnittliche Anteil an Gold in der Erdkruste beträgt nur etwa 4 Gramm pro 1000 Tonnen Gestein. Nach Schätzungen wurden in der gesamten Menschheitsgeschichte bis heute um die 166 600 Tonnen Gold gefördert. Rund ein Drittel davon seit 1950. Nur 9 Prozent kommen als Münzen und Barren in Umlauf, der Rest wird industriell genutzt oder dient der Schmuckherstellung.
Laut Statistik der US Geological Society sind weltweit noch etwa 51 000 Tonnen Gold in der Erde. Pro Jahr werden 2500 Tonnen gefördert. Die jährliche Minenproduktion liegt bei 87 Millionen Unzen. Damit betragen die Goldbestände das 64-fache einer Jahresproduktion. Denn Gold wird nicht verbraucht, sondern gehortet. Die geförderte Goldmenge wächst pro Jahr um rund 1,5 Prozent. Findet man keine neuen Vorkommen, sind die Goldressourcen in rund 20 Jahren zum großen Teil aufgebraucht. Spätestens dann wird der Preis exorbitant steigen. Jetzt in Gold zu investieren, ist somit sicher keine schlechte Idee.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
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Freitag, 28.06.2019