Torsten Groß

»Planet of the Humans«: Michael Moore rechnet mit Energiewende ab

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Mit Filmen wie Hurra Amerika!, Stupid White Man und Fahrenheit 9/11 brachte er die konservativen Eliten in den USA gegen sich auf. Doch nun ist es die linksgrüne Umweltbewegung, die vor Wut schäumt. Denn in seiner neuen Dokumentation Planet of the Humans entlarvt Michael Moore in Zusammenarbeit mit Regisseur Jeff Gibbs die sogenannten »grünen Energien«, die vom Mainstream auch in Deutschland als Zukunftstechnologien zur Rettung unseres Planeten gepriesen werden, als ein Trugbild.

Sonne, Windkraft und Biomasse könnten konventionelle Energieträger wie Gas, Kohle und Öl nicht ersetzen, weil sie weder effizient noch nachhaltig seien. Die Schimäre der sauberen »Green Technologies« ließe sich nur aufrechterhalten, weil fossile »schmutzige« Brennstoffe sowohl die Herstellung der erforderlichen Komponenten wie etwa Solarpanels als auch ihren Betrieb ermöglichten.

Einige teilweise groteske Beispiele aus der Praxis, die Moore in seinem Film anführt, zeigen das Dilemma: Ein Öko-Musikfestival etwa, dessen Strombedarf der Veranstalter allein mit Solarenergie decken wollte, dann aber gezwungen war, einen versteckten Dieselgenerator in Betrieb zu nehmen, nachdem es zu regnen begonnen und Wolken die Sonne verdeckt hatten. Oder die Präsentation eines neuen Hybrid-Plug-in-Fahrzeugs auf dem Firmengelände von General Motors, das über Nacht an den zu 95 Prozent aus Kohle produzierten Hausstrom des Gebäudes angeschlossen war, um die Batterie aufzuladen. Die vorhandene Solartankstelle blieb ungenutzt, weil bei Nacht nun einmal nicht die Sonne scheine, so die lapidare Begründung des zuständigen Managers.

Ein weiteres Beispiel in sehr viel größerem Maßstab ist das Ivanpah Solar Electric Generating System (ISEGS), ein riesiges Sonnenwärmekraftwerk in der Mojave-Wüste von Kalifornien, das 2014 mit viel öffentlichem Brimborium vom damaligen Gouverneur Arnold Schwarzenegger eingeweiht wurde. Um diese Anlage jeden Morgen hochzufahren, ist ein konventionelles Gaskraftwerk erforderlich, das mehrere Stunden am Tag laufen muss. Doch nicht nur das: Für die Errichtung der Infrastruktur bestehend aus Stahl, Glas und Aluminium wurde mehr Energie verbraucht, als Ivanpah im Laufe seiner gesamten Lebensdauer produzieren wird!

Im Film kommen Experten zu Wort, die eindringlich das auch von Kritikern hierzulande immer wieder thematisierte Hauptproblem der Energiewende herausarbeiten: Die Unstetigkeit der »Flatterenergien« Sonne und Wind, die von Witterungseinflüssen abhängig sind, was fossile Gas- und Kohlekraftwerke als Reservekapazitäten erforderlich macht, um die Stabilität des Stromnetzes zu gewährleisten. Darauf könnte man nur verzichten, wenn es gelänge, die regenerativ erzeugte Energie im industriellen Maßstab zu speichern. Das erweist sich aber angesichts der zur Verfügung stehenden Batterieleistung, die nur einen verschwindend kleinen Bruchteil des weltweiten Stromverbrauchs ausmacht, als eine Illusion.

Nun wird klar, warum die sogenannten »Erneuerbaren«, die im letzten Jahrzehnt auch in den USA massiv ausgebaut worden sind, die fossilen Energieträger nicht verdrängt haben. Die konventionellen Technologien werden schlicht gebraucht, damit es grünen Strom geben kann. Zwar behauptet die Umweltbewegung, dass dank der Energiewende in den letzten Jahren 25 Prozent der Kohlekraftwerke im Land stillgelegt worden seien oder in Kürze vom Netz gehen würden.

Doch in Wahrheit werden die alten Kohlekraftwerke nicht durch die Energieträger Sonne und Wind, sondern durch Gaskraftwerke ersetzt.

Um dem Täuschungsmanöver die Krone aufzusetzen, wird Erdgas einfach zu den Öko-Energien gerechnet, obwohl bekanntlich auch bei der Verbrennung von Gas CO2 emittiert wird und sich der Rohstoff nicht erneuert.

Die Energiewende ist also nur möglich, weil es fossile Energieträger gibt, lautet eine der zentralen Botschaften des Films. »Eine der gefährlichsten Illusionen ist die Überzeugung, dass alternative Technologien wie Wind und Sonne irgendwie anders seien als fossile Brennstoffe«, so der Umweltforscher und Buchautor Ozzie Zehner, der im Film zu Wort kommt. Vielmehr basierten die angeblichen grünen Energien auf einem der umweltschädlichsten und am stärksten industrialisierten Prozesse, der jemals entwickelt wurde. Eindringlich zeigt der Film auf, wie groß der Ressourcen- und Energieverbrauch für die Herstellung von Solarpanelen, Windturbinen und Elektroautos ist, und welcher Raubbau dafür an der Natur betrieben wird.

Ausführlich widmet sich Moore der Bioenergie, also Biomasse und Biokraftstoffe, die weltweit knapp 70 Prozent der erneuerbaren Energien ausmachen. Selbst in Deutschland, der »Quelle des solaren Wunders«, ist dieser Anteil nur wenig geringer. Doch was ist eigentlich Biomasse, die zur Erzeugung von Strom eingesetzt wird? Dabei handele es sich zumindest in den USA nicht in erster Linie um Holz- und Lebensmittelabfälle, so Moore, sondern um Bäume, die thermisch verwertet, also verbrannt werden, und das mit einer im Vergleich zu Kohlekraftwerken niedrigen Effizienz (um ein einziges Kohlekraftwerk durchschnittlicher Größe zu ersetzen, sind zehn Biogasanlagen erforderlich). Ganze Wälder würden gerodet, um das erforderliche Brennmaterial zu gewinnen. Anstelle von Kohle und Gas werde also Holz verbrannt, was sicherlich nicht die Lösung sein könne, zumal es Generationen dauere, bis neue Bäume nachwachsen. Dabei sind es gerade Wälder, die CO2 binden und so die Erderwärmung bremsen, wenn man denn der gängigen Wissenschaftsmeinung folgt.

Derzeit gebe es 25 Optionen für die alternative Erzeugung von Energie, von denen die meisten aber nur auf dem Papier stehen, so der Buchautor und Hochschullehrer Richard Heinberg. Es handele sich nur um Visionen, die man glauben will, weil man hoffe, der Umstieg auf alternative Energieträger könne die Erde retten und den Fortbestand der Industriegesellschaften auf dem heutigen Konsum- und Wohlstandsniveau sichern.

944100_michael_grandt_die_gruenenDoch es sind nicht nur solche Träumereien linker Gutmenschen, die der ökologisch höchst fragwürdigen Energiewende Auftrieb verleihen, sondern auch knallharte Profitinteressen von Banken, Konzernen und Superreichen. Moore beleuchtet die Aktivitäten der Unternehmen und Akteure, die in diesem Business federführend sind. Dazu zählen bekannte Persönlichkeiten wie der frühere US-Vizepräsident Al Gore, der schillernde britische Multimilliardär Richard Branson und der frühere Top-Manager von Goldman Sachs, David Blood. Der Film legt ein verschachteltes Netzwerk von Interessengruppen und Einzelpersonen offen, die an der »grünen Revolution« verdienen und die sogar mit der US-Umwelt- und Klimabewegung verwoben seien – sich vor allem von der Holzwirtschaft und konventionellen Energieproduzenten habe korrumpieren lassen, kritisiert Moore.

Kurzum: Die Anliegen der ursprünglich linken Öko-Aktivisten seien durch kapitalistische Finanzinteressen gekapert worden!

Die auch in Deutschland propagierte und mit enormem Kapitaleinsatz vorangetriebene Energiewende könne die Menschheit nicht retten, ist sich Moore sicher. Das eigentliche Problem sei, dass zu viele Menschen auf der Welt lebten, die zu viel verbrauchen, und das zu schnell. »Population growth continues to be the, not the elephant, the herd of elephants in the room«, so die renommierte Anthropologin Nina Jablonski von der Pennsylvania State University. Das ist eine weitere zentrale Botschaft von Planet of the Humans: Die Bevölkerungsexplosion vor allem in Afrika stelle die eigentliche Bedrohung für unsere natürlichen Lebensgrundlagen und damit den Fortbestand unserer Spezies dar. Die Menschheit stehe vor einem dramatischen Abstieg, und das eben nicht allein wegen des Klimawandels, sondern aller menschlichen Einflüsse, unter denen die Erde leide. Diese Entwicklung werde durch das ungebremste Wachstum der weltweiten Population beschleunigt. Genau das wollen linke Ökobewegte wie die Grünen in Deutschland, die einseitig die Industrienationen und ihre Völker für die Umweltprobleme verantwortlich machen, nicht wahrhaben. Auch aus diesem Grund ist die Empörung über Moores neuen Film groß, den einige Kritiker sogar verbieten wollen. Dabei wird allerdings übersehen, dass die Macher von Planet of the Humans keineswegs ein »Weiter so« in den reichen Ländern befürworten. Regisseur Jeff Gibbs fordert vielmehr jeden Einzelnen dazu auf, den eigenen Lebensstil zu hinterfragen und zu prüfen, wie er seinen individuellen Verbrauch an Energie und Ressourcen verringern kann.

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Planet of the Humans ist ein sehenswerter Film, der vielen Zuschauern die Augen öffnen dürfte und nicht zuletzt deshalb zu kontroversen Diskussionen geführt hat. Eines fällt allerdings auf: An keiner Stelle der Dokumentation wird die Technologie erwähnt, die eine klimaneutrale Energieerzeugung mit hohem Effizienzgrad sicherstellen kann und die Probleme vermeidet, die mit alternativen Energieträgern verbunden sind: Die Kernkraft, und – in langer Perspektive – die Kernfusion! AKWs der 4. Generation, die inhärent sicher sind und keinen radioaktiven Abfall mehr produzieren, sondern technisch sogar in der Lage sind, bereits vorhandenen Atommüll zu verarbeiten, könnten die wahre »grüne« Zukunftstechnologie sein, um den Energiebedarf einer wachsenden Menschheit zu decken, ohne die Umwelt zu zerstören und die Emissionen zu steigern. Auch Microsoft-Gründer und Visionär Bill Gates treibt die Weiterentwicklung der Kernkraft mit Millioneninvestitionen voran. Aber als Quintessenz ihrer berechtigten Kritik an den »Erneuerbaren« den Ausbau der Atomenergie zu fordern, das wäre für die Altlinken Michael Moore und Jeff Gibbs dann wohl doch zu viel des Guten gewesen.

Planet of the Humans ist noch bis zum 21. Mai 2020 frei im Internet zugänglich, leider nur in englischer Sprache. Man kann sich aber im Youtube-Fenster unten rechts Untertitel einblenden lassen.

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Samstag, 09.05.2020