Torsten Groß
Inflationsalarm: Erzeugerpreise ziehen kräftig an
Im März sind die Erzeugerpreise in Deutschland um 3,7 Prozent gestiegen. Das ist der stärkste Zuwachs seit 2011. Ökonomen erwarten, dass nach dem Ende der Corona-Beschränkungen auch die Inflation (also die Verbraucherpreise) deutlich anziehen wird.
Im letzten Monat haben die Hersteller gewerblicher Produkte ihre Abgabepreise so stark angehoben wie in den letzten zehn Jahren nicht mehr. Im Vergleich zum März 2020 betrug der Anstieg 3,7 Prozent, ein Wert, der zuletzt im November 2011 übertroffen wurde, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Marktbeobachter hatten im Vorfeld nur mit einem Anstieg von 3,3 Prozent gerechnet. Auch gegenüber dem Monat Februar fiel der Zuwachs mit 0,9 Prozent sehr viel kräftiger aus als erwartet. Der Preisauftrieb ist Beobachtern zufolge vor allem auf deutliche höhere Kosten für Vorleistungsgüter (Erzeugnisse, die im Produktionsprozess verbraucht, verarbeitet oder umgewandelt werden, z.B. Rohstoffe) und Energie zurückführen, die um acht Prozent teurer wurde. Die Erzeugerpreise gelten als ein wichtiger Indikator für die künftige Entwicklung der Inflation.
»Damit dürfte das Risiko steigen, dass es am Ende der Pandemie einen Preisschub geben wird, weil dann womöglich der Überwälzungsspielraum schlagartig steigen wird«, kommentiert LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch die aktuellen Zahlen der Statistikbehörde. Denn mit dem Ende der coronabedingten Beschränkungen der Wirtschaft werde sich die Konjunkturlage aufhellen und damit auch die Arbeitslosigkeit zurückgehen, was es den Unternehmen erleichtere, ihre gestiegenen Kosten auf die Konsumenten abzuwälzen. Täten sie das nicht, würden ihre Gewinnmargen sinken, was deshalb wenig wahrscheinlich ist. Aber nicht nur die Expansion der Erzeugerpreise, die von den Herstellern ab Werk in Rechnung gestellt werden und weder die Kosten der Weiterverarbeitung noch der Lieferung an den Handel beinhalten, heizen die Inflation an.
Auch die Verknappung von Transport- und Verpackungsmaterial als Folge der durch die gestörten Lieferketten unzureichenden Versorgung mit Rohstoffen bei einer gleichzeitig wieder anziehenden Weltkonjunktur wirkt in diesem Umfeld preistreibend (KOPP Report berichtete).
Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute rechnen für das laufende Jahr mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,4 Prozent. Das wäre eine Verfünffachung gegenüber dem Vorjahr mit einem Preisanstieg von 0,5 Prozent. Dafür verantwortlich sind neben höheren Energie- und Rohstoffpreisen der Wegfall von Sondereffekten wie die zum 31.12. ausgelaufene Mehrwertsteuersenkung und die seit Januar geltende CO2-Bepreisung für die Bereiche Wärme und Verkehr. Es waren übrigens die Grünen, die bei den Beratungen im Deutschen Bundestag durchsetzten, dass der Preis pro Tonne CO2 anstatt der ursprünglich geplanten 10 Euro auf 25 Euro festgesetzt wurde. Bis 2025 sollen es dann schon 55 Euro sein. Ginge es nach den Grünen, die möglicherweise die nächste Bundesregierung anführen, dann wird der CO2-Preis bereits 2023 auf 60 Euro je Tonne angehoben.
Nach der Corona-Pandemie droht Deutschlands Verbrauchern also ein Preisschock, der sich schmerzlich in den Geldbeuteln vor allem von Geringverdienern bemerkbar machen wird. Erste Ausläufer der kommenden Inflation sind bereits jetzt in den amtlichen Daten erkennbar. Im März stiegen die Lebenshaltungskosten in Deutschland um satte 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das ist mehr als in der Eurozone insgesamt, wo der Preisauftrieb nach den Berechnungen der Europäischen Statistikbehörde Eurostat nur bei 1,3 Prozent lag.
Ob diese besorgniserregende Entwicklung nur temporärer Natur ist, wie einige Experten beschwichtigen, oder der Inflationsdruck weiter steigen wird, muss die Zukunft zeigen. Investoren am Kapitalmarkt sichern sich jedenfalls ab. Sie haben in den letzten Monaten verstärkt Edelmetalle sowie Bitcoin und andere Kryptowährungen gekauft, um ihre Vermögen gegen die Entwertung des Fiat-Geldes zu schützen.
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Freitag, 23.04.2021