Tyler Durden
Amerikas sinnlose Kriege müssen enden, dann gibt es auch Frieden mit Putin
Das Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin eröffnet dem US-Präsidenten die längst überfällige Gelegenheit, seine nächste kühne Friedensinitiative zu starten. Es ist an der Zeit, dass die USA ihre verschwenderischen Kriege beenden, und Russland kann bei diesem Ziel als konstruktiver Partner mitwirken.
Treffen Trump und Putin auf dem Gipfel eine Vereinbarung, ist es egal, was überhaupt drinsteht – die Mainstream-Presse auf beiden Seiten des Atlantiks wird auf jeden Fall laut aufheulen. Also warum die Gelegenheit nicht nutzen und Schritte ergreifen, die die amerikanische Öffentlichkeit instinktiv versteht und die Trump dabei helfen werden, Amerikas gescheiterte Interventionsversuche zu beenden? Mal ganz abgesehen davon: Was sollen seine Widersacher denn tun? Sollen sie ihn verteufeln, weil er nach Frieden strebt und damit beginnt, die vielen Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen hat? Falsche Behauptungen, wonach Trump beim Thema Terrorismus nicht richtig durchgreift, fallen beim amerikanischen Volk ohnehin auf taube Ohren. Die Amerikaner wissen nur zu gut, dass militärisches Eingreifen der USA den Terrorismus oft überhaupt erst anfacht.
Präsident Trump sollte anbieten, dass Amerika seine Truppen in Afghanistan reduziert, wenn Russland seine Truppen in Syrien reduziert (darüber hinaus sollte Trump erklären, dass Amerika kein Interesse hege, sich erneut in den syrischen Bürgerkrieg einzumischen). Das würde zu Trumps oft geäußerter Behauptung passen, dass Amerikas Kriege im Nahen Osten (die offiziellen genauso wie die inoffiziellen) die reinste Verschwendung waren.
Trump muss die Annexion der Krim durch Russland nicht »anerkennen«, aber er sollte betonen, dass eine Lösung der Situation in der Ukraine eine Angelegenheit Europas ist und dass in bilateralen Verhandlungen zwischen Russland und Europa an einem Weg gearbeitet werden müsse.
Durch ein Verständnis dieser Größenordnung würde für Russland und die Vereinigten Staaten der Hauptgrund für die sinnlose Eskalation pekuniärer diplomatischer Sanktionen wegfallen, für den Fenstersturz von Botschafts- und Konsulatspersonal. Eine Wiederaufnahme des zivilen Reiseverkehrs zwischen den beiden Nationen würde wie auf wundersame Weise die Spannungen senken. (Wir erinnern uns: Selbst in der heißen Phase des Kalten Kriegs erklärte Präsident Eisenhower, wenn man Völkern den Umgang miteinander verbiete, sorge das dafür, dass man sich gegenseitig voller Misstrauen beäuge – und es bereite den Boden für kleine Konflikte, die sich zu größeren Kriegen auswachsen könnten.)
Die amerikanische Öffentlichkeit hat kein Interesse an Diplomatie und Medientheater. Sie weiß, dass zwei Dinge zutreffen: Die Hysterie um »geheime Absprachen zwischen Trump und Russland« läuft ins Leere und erweist sich als unbegründet (ganz abgesehen davon lenkt sie ab von Bedenken, was das Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt angeht). Und zweitens: Egal, wie Amerikas internationale Sicherheitsinteressen im Nahen Osten aussehen, wir alle sind besser geschützt, wenn wir Verbündete haben, die sich mit ähnlichen Bedrohungen auseinandersetzen müssen.
Russland hat mehr noch als Amerika Grund, wegen des Islamisten-Terrors besorgt zu sein. Das Land grenzt im Süden an diverse muslimische Staaten: Türkei, Iran, Aserbaidschan, Turkmenistan, Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien und Afghanistan. Seit Jahren sorgt die Instabilität, die Amerika mit seinen fehlgeleiteten militärischen Abenteuern kreiert hat, auch in Russland für Unruhe.
Russland verfügt nicht nur über ein deutlich besseres Verständnis, was den Großteil dieser Länder bis hin zum Iran angeht, sondern auch über mehr Einfluss. Jahrelange Einmischung und schlechter Umgang haben dazu geführt, dass Amerikas Beziehung zum Iran seit Langem vor allem von Feindseligkeiten geprägt ist. Besonders verkompliziert wurde das Verhältnis 1953, als CIA und britischer Geheimdienst den demokratisch gewählten iranischen Ministerpräsidenten Mohammad Mossadegh stürzten und an seiner Stelle dem brutalen Schah an die Macht verhalfen. Dieses traurige Kapitel in der amerikanischen Geschichte wird von Washingtons Bürokriegern leider immer unterschlagen. Man stelle sich vor, wie wir Amerikaner auf ein Land blicken würden, dass sich in diesem Ausmaß bei uns eingemischt hat.
Wie viel klüger wäre es da doch, wenn Russland mit seinem iranischen Nachbar daran arbeitete, den Bürgerkrieg im Jemen einzudämmen, als dass Amerika weiterhin Saudi-Arabien militärisch unterstützt und so dafür sorgt, dass diese gewaltige menschliche Tragödie kein Ende findet?
Die Nörgler haben über Trumps Friedensinitiative gegenüber Nordkorea gespottet und trotzdem schreiten die Abrüstung und Befriedung der koreanischen Halbinsel voran (etwas, was es bei den vier amerikanischen Vorgängerregierungen nicht gab). Trump und Kim haben es geschafft, sich an einen Tisch zu setzen. Was spricht dagegen, auch mit Putin Fortschritte zu erzielen?
Wir haben anderthalb Jahre Russophobie hinter uns, immer wieder angefacht vom Lager derer, die noch immer Hillarys geplatzten politischen Träumen nachträumen, vom militärisch-industriellen Komplex, von Wirtschaftsinteressen, den Mainstream-Medien, dem Washington/New York/Hollywood-Kommentatorenblock und von ausländischen Lobbyisten.
Washington und seine Auftraggeber sind von der Angst erfüllt, dass die goldenen Zeiten enden könnten. Unsere Nato-Partner haben Angst, die Last der eigenen Verteidigung schultern zu müssen. Geht es um den Schutz ihrer Finanzquellen und einer Weltordnung, die durch den Sieg des Westens im Kalten Krieg längst überflüssig geworden ist, haben Washingtons Neokonservative keinerlei Probleme, auch weiterhin unsere hingebungsvoll dienenden Militärs in den Tod zu schicken.
Ich will es noch einmal betonen: Das amerikanische Volk teilt diese Fantasien nicht und ist diese Kriege, die die Menschen nicht erklären können und deren Schauplätze sie oftmals auf der Landkarte überhaupt nicht finden, größtenteils leid. Diese Kriege haben amerikanische Familien beschädigt und zerstört. »Unterstützt unsere Jungs« beschwören die Kriegsbefürworter wieder und wieder, aber es klingt immer dünner. Es wäre viel besser, die Truppen zu Hause zu lassen, wo sie ihre Familien und unsere Nation schützen.
Wir lesen Geschichten darüber, dass an unseren Grenzen Kinder von ihren Eltern getrennt werden, aber wir lesen nichts über die amerikanischen Kinder, die von ihren im Militär dienenden Eltern getrennt werden, oder von den Eltern, die von ihren im Ausland beim Militär dienenden Söhnen und Töchtern getrennt werden.
Am 16. Juli kommen Trump und Putin zu ihrem Gipfeltreffen zusammen. Es ist eine Gelegenheit für den amerikanischen Präsidenten, sich über den Widerstand des nahezu kompletten Establishments hinwegzusetzen und etwas dafür zu tun, dass Frieden in unsere kriegsmüde Welt einzieht. Wenn Trump daran arbeitet, Amerikas Beteiligung an den Kriegen auf diesem Globus zu reduzieren, dann werden sich auch die Meinungsverschiedenheiten von Russen und Amerikanern in Luft auflösen.
Quelle: ZeroHedge