Tyler Durden

Bill Gates: »Millionen könnten sterben« –
USA nicht auf nächste Pandemie vorbereitet

Die amerikanische Regierung ist auf eine tödliche Pandemie wie beispielsweise beim Ausbruch der Spanischen Grippe 1918 nicht gewappnet. Aller Wahrscheinlichkeit würden in einem derartigen Fall Hunderttausende, wenn nicht Millionen Amerikaner sterben. Das ist der Tenor eines Interviews, das die Washington Post mit dem Microsoft-Gründer Bill Gates geführt hat. Mit vielen der dabei besprochenen Themen hatte sich Gates vergangenen Freitag bereits bei einer Rede vor der medizinischen Gesellschaft des US-Bundesstaates Massachusetts befasst.

Laut Gates gelinge es der US-Regierung bislang nicht, die Nation und die Welt insgesamt auf die »signifikante Wahrscheinlichkeit vorzubereiten, dass es zu unseren Lebzeiten zu einer großen und tödlichen modernen Pandemie kommt«.

Er habe Anstrengungen unternommen, die Regierung Trumps davon zu überzeugen, die Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) mit mehr finanziellen Mitteln auszustatten und mit Priorität an einem landesweiten Notfallplan zu arbeiten, der festlegt, wie Ressourcen bei einer Pandemie oder einem Angriff mit biologischen Waffen einzusetzen sind.

Der Milliardär, der auf seine späten Jahre etwas exzentrisch geworden zu sein scheint, bestätigte in dem Interview, dass er gegenüber Präsident Trump das Thema Pandemie-Bereitschaft angesprochen habe. Er habe versucht, den Präsidenten davon zu überzeugen, dass er in Fragen globale Gesundheitssicherheit die Führung übernehmen könne.

Trump habe ihm gesagt, er solle mit Vertretern des Ministeriums für Gesundheitspflege NHI (National Institutes of Health) und der Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) sprechen, so Gates. Er habe sich auch mit H.R. McMaster getroffen, der bis vergangenen Monat nationaler Sicherheitsberater war, und er hoffe, auch mit McMasters Nachfolger John Bolton sprechen zu können. Da dürfte er der einzige sein.

Und trotzdem: Gates hat ja nicht unrecht. Die Grippesaison im vergangenen Winter war so schlimm wie seit Jahren nicht und schon sie reichte aus, die Krankenhäuser zu überfordern. Einige mussten auf dem Krankenhausgelände Zelte errichten und andere Behelfsunterkünfte hochziehen.

Mit seiner Stiftung konzentriert sich Gates auf Initiativen im Bereich öffentliche Gesundheit. In den vergangenen Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt darauf, das Bewusstsein für internationale Pandemien zu schärfen und besser für derartige Krankheitswellen gewappnet zu sein. Gates ist gewiss nicht der einzige, der glaubt, dass die Industrienationen gefährlich schlecht auf eine derartige Bedrohung eingestellt sind.

Gemeinsam mit seiner Frau Melinda hat Gates wiederholt gewarnt, dass eine Pandemie die größte unmittelbare Bedrohung der Menschheit darstelle. Experten halten das Risiko für hoch, da ständig neue Krankheitserreger auftauchen und die Menschheit inzwischen sehr stark miteinander verbunden ist.

Einig sind sich viele Experten darin, dass die Vereinigten Staaten nach aktuellem Stand schlecht für eine Pandemie oder eine Bedrohung mit biologischen Waffen gerüstet sind. Der gewaltige Verwaltungsapparat sei nicht beweglich genug, um mit Mutationen fertigzuwerden, die einen Grippevirus schlagartig in eine besonders gefährliche Variante verändern, wie es 1918 geschah. Der Spanischen Grippe fielen damals weltweit geschätzte 50 Millionen bis 100 Millionen Menschen zum Opfer.

Sollte heute ein ähnlich hoch ansteckender, tödlicher und aerogen übertragener Krankheitserreger wie 1918 ausbrechen, würden innerhalb der ersten sechs Monate nahezu 33 Millionen Menschen sterben, heißt es im Redetext von Gates. Die Berechnungen beruhen auf einer Simulation des Institute for Disease Modeling.

Was können die USA tun, um sich besser vorzubereiten? Gates sagt, das Land müsse die Entwicklung besserer Impfstoffe vorantreiben, unter anderem eines universellen Grippe-Impfstoffs, genauso die Entwicklung neuer diagnostischer Fähigkeiten, mit deren Hilfe Ärzte eine Pandemie rascher ausmachen und identifizieren können, bevor sie sich zu schnell ausbreitet.

In seinem Redetext verweist Gates auf wissenschaftliche und technische Fortschritte bei der Entwicklung besserer Impfstoffe, Medikamente und Diagnosemöglichkeiten. Sie könnten die Art und Weise revolutionieren, wie wir uns auf Infektionskrankheiten einrichten und sie behandeln. Gates lobte, dass im vergangenen Jahr mit CEPI ein globales Bündnis entstanden sei, das an Impfstoffen für neue Infektionskrankheiten forsche. Gemeinsam mit Google-Mitgründer Larry Page hat Gates 12 Millionen Dollar Preisgeld ausgelobt für die Entwicklung eines universellen Impfstoffs, doch er wies auch darauf hin, dass es dauere, einen Impfstoff zu entwickeln, einsatzbereit zu machen und für Schutzimmunität zu sorgen.

»Wir müssen also in andere Ansätze investieren, etwa in antivirale Medikamente und Antikörpertherapien, die sich gut lagern oder rasch herstellen lassen, um die Ausbreitung pandemischer Krankheiten zu stoppen oder Menschen, die sich angesteckt haben, behandeln zu können«, so Gates in seiner Rede.

Zu den Fortschritten in diesem Feld zählt ein antivirales Grippemittel, das kürzlich in Japan zugelassen wurde und laut Gates »das Virus komplett zum Stillstand bringt«, indem es ein zur Ausbreitung erforderliches Enzym hemmt. Weitere Fortschritte sind Antikörper, die möglicherweise vor einer pandemischen Variation eines Virus schützen können, und ein diagnostischer Test, bei dem die Genmanipulations-Technologie CRISPR zum Einsatz kommt, mit Blut, Speichel oder Urin auf diverse Krankheitserreger hin untersucht werden können, beispielsweise auf die Erreger von Zika oder Denguefieber, zwei Krankheiten mit ähnlichen Symptomen.

Aber selbst die allermodernsten Ansätze nutzen nichts, wenn es keine Pläne für ihren Einsatz gibt. Das sei der Regierung Trump bewusst, so Gates.

Trump und andere hohe Regierungsvertreter haben erklärt, sie wüssten darum, wie wichtig es ist, den Ausbruch ansteckender Krankheiten zu verhindern. Aber der CDC drohen Kürzungen, nachdem 2014 im Zuge der Ebola-Epidemie die Notfallmittel aufgestockt worden waren. Die Behörde betreibt in 49 Ländern mit den größten Krankheitsrisiken Epidemie-Vorsorge, hat nun allerdings angefangen, in 39 dieser Länder die Aktivitäten deutlich zurückzufahren.

Als der Kongress im März den Haushalt verabschiedete, wurden der CDC zusätzliche Mittel zugewiesen. Gleichzeitig wurde die Behörde angewiesen, einen umfassenden Plan zu entwickeln, wie man in In- und Ausland die globale Gesundheitssicherheit stärken könne.

»Falls Weißes Haus und Kongress die Gelegenheit nutzen, um eine Führungsrolle für die USA zu formulieren und zu übernehmen, könnte das ein wichtiger erster Schritt sein«, sagte Gates in seiner Rede.

Kein anderes Land könne mit den USA mithalten, was wissenschaftliche und technische Erfahrung anbelange, so Gates. Amerika stünden die Ressourcen von Einrichtungen wie NIH und CDC zur Verfügung, ebenso der Biomedical Advanced Research & Development Authority oder auch von DARPA, einer Behörde des Verteidigungsministeriums.

Die Dringlichkeit, die Gates an den Tag legt, ist bewundernswert, zumal er verglichen mit anderen Pandemieexperten ein wenig wie ein unverbesserlicher Optimist wirkt.

»Wir wissen, dass es kommen wird, aber wir können es nicht aufhalten«, sagt beispielsweise Dr. Sylvie Brand, die bei der Weltgesundheitsorganisation als Expertin für Infektionskrankheiten beschäftigt ist.

Vielleicht wäre jetzt ein guter Augenblick, um in Mundschutz zu investieren (falls Sie es noch nicht getan haben). Möglicherweise hat aber auch Elon Musk mit seiner ganz eigenen Weltuntergangstheorie Recht und mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Killerroboter haben bereits alle Bestände aufgekauft.

Quelle: ZeroHedge