Stefan Schubert
Der eingewanderte Biowaffen-Terrorismus
Die Umstände des vereitelten Terroranschlags von Köln mit Biowaffen haben schlimmste Befürchtungen wahr werden lassen. Für Sicherheitsexperten ist es auch keine Frage mehr »ob«, sondern nur noch »wann« ein solcher CBRN-Anschlag (CBRN = chemisch, biologisch, radiologisch, nuklear) in Deutschland durchgeführt wird. Verborgen vor der Bevölkerung, läuft längst ein entsprechender Rüstungswettlauf zwischen den Sicherheitsbehörden und der islamistischen Szene.
Rizin ist auf der Kriegswaffenliste des deutschen Kriegswaffenkontrollgesetzes aufgeführt und doch in Deutschland frei verkäuflich. Jedoch nicht als konzentrierte Substanz, vielmehr ist Rizin als äußerst giftiges Protein im Samen des Wunderbaums (Ricinus communis) enthalten. Diesen Umstand machten sich die Terrorstrategen des Islamischen Staates zunutze und verbreiteten die Anleitung für den Bau einer Biogiftbombe im Internet. Und genau nach dieser Anleitung ging Sief Allah H., 29, in Köln vor. Der Tunesier reiste 2016, wie so viele Islamisten und Terroristen, ungehindert im Flüchtlingsstrom nach Deutschland ein.
Im anhaltenden Kontrollverlust des Staates fielen seine islamistischen Ansichten nicht weiter auf. Über das Internet hat er eine deutsche, zum Islam konvertierte Frau kennengelernt und geheiratet. Die Hochzeit mit der verschleierten deutschen Frau war für den IS-Terroristen gleichbedeutend mit einem Anspruch auf Aufenthaltserlaubnis und die Aussicht auf eine Einbürgerung im Schnelldurchgang. Es existieren in Deutschland bereits zahlreiche spezielle Internetseiten, die Frauen, Muslima und/oder Konvertitinnen an Islamisten vermitteln. Zur Recherche besucht der Autor dieses Berichts regelmäßig radikal-islamistische Seiten und erhält dann umgehend Werbeanzeigen von »streng gläubiger Muslima«, die »einen konservativen, streng gläubigen Moslem« zum Heiraten sucht.
Aber zurück zum Thema. Sief Allah H. war bereits so radikalisiert, dass er nur wenige Monate nach seiner geglückten Einreise nach Deutschland umgehend versuchte, zum Islamischen Staat nach Syrien zu reisen, um sich dort der Schreckensherrschaft der Terrormiliz anzuschließen. Die erst jetzt bekannt gewordenen Abläufe nach seiner Ausreise lassen einen mehr als sprachlos und wütend zugleich zurück.
IS-Terroristen in Deutschland nicht mehr überwacht
Nicht deutsche, sondern erst türkische Sicherheitskräfte stoppten den potenziellen IS-Terroristen und hinderten ihn an seiner Weiterreise nach Syrien. Die Türken informierten umgehend die deutschen Sicherheitsbehörden über den Vorgang, die jedoch bloß die Rückkehr von H. nach Köln-Chorweiler registrierten. Das war’s. Der potenzielle IS-Terrorist und jetzt namentlich bekannte IS-Sympathisant wurde nicht an der Wiedereinreise nach Deutschland gehindert. Er wurde nicht festgenommen. Es folgte keinerlei Befragung. Es folgte keine Hausdurchsuchung. Es folgte keine Auswertung seiner Handydaten.
Es wurde kein Ermittlungsverfahren wegen Unterstützung oder Mitgliedschaft in einer ausländischen Terrorvereinigung nach Paragraf 129 b StGB eingeleitet. Er wurde durch die NRW-Behörden nicht mal als islamistischer Gefährder eingestuft, um ihn so wenigstens auf dem Radar der Sicherheitskräfte zu haben. Die Behörden unternahmen rein gar nichts. Der gesamte Vorgang ist ein einziger staatlicher Offenbarungseid. Der Staat versucht nicht einmal mehr, seine Bürger vor dem islamistischen Terror zu schützen. Durch den immensen Zulauf der Terrorszene, durch die unkontrollierte Masseneinwanderung und die sich ausbreitende Radikalisierung hier lebender Muslime hat sich der sicherheitspolitische Kontrollverlust manifestiert.
Die Ausreise des Kölner Islamisten wurde zudem von einer IS-Zelle in Köln organisiert, doch auch dieses immer größer und sichtbarer werdende Terrornetzwerk löste noch immer keinerlei Aktivitäten bei den Behörden aus. Und um die Schmach der Behörden auf die Spitze zu treiben: Die Terrorwohnung des Tunesiers und der Hauptsitz des zuständigen Inlandsgeheimdienstes Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) liegen nur sechs Autominuten auseinander. Es waren also beinahe Nachbarn.
Doch die ganze Affäre wird noch skandalöser. Der Tunesier versuchte ein zweites Mal, zum Islamischen Staat zu reisen. Und das gleiche Staatsversagen wiederholte sich, es folgte der identische Ablauf wie beim ersten Versuch. Der von der Politik so oft beschworene wehrhafte Rechtsstaat existiert nur noch in den Sprechblasen von Angela Merkel.
Baumarktkassiererin im Anti-Terror-Kampf
Die Öffentlichkeit wird derweil stets damit beruhigt, dass chemische Mittel aus dem Bereich Reinigung und Düngung, deren Zutaten zu einer Bombe vermischt werden könnten, beim Verkauf einer behördlichen Meldepflicht unterliegen, wenn sie eine bestimmte (unbekannte) Menge überschreiten. Hört sich erst mal beruhigend an, im Endeffekt jedoch obliegt es der Baumarktkassiererin bei OBI oder Bauhaus, diese Meldepflicht zu erkennen, nachzufragen, Personalien zu notieren und den Verkaufsvorgang anschließend der Polizei zu melden. Erst die amerikanischen Geheimdienste NSA und CIA, die das weltweite Ausspionieren aller Internetaktivitäten weiter perfektioniert und vorangetrieben haben, mussten die deutschen Behörden auf den Biowaffen-Terroristen in der No-go-Area Köln-Chorweiler hinweisen. Dieser hatte nämlich über 3000 Rizinussamen und eine elektrische Kaffeemühle mit einem Klick bei Amazon bestellt.
Bei einem Blick auf das Facebook-Profil von Sief Allah H. erkannte nun auch der deutsche Geheimdienst die offene Unterstützung für die IS-Terrormiliz. Sein Telefon wurde ab sofort abgehört, und der Islamist fortan observiert. Als die nächste Internet-Bestellung des Tunesiers Aceton war, wurde eiligst ein Zugriff organisiert. Mit dem Aceton, einem organisch-chemischen Lösungsmittel, lässt sich das hochgiftige Rizin nämlich aus dem Rizinussamen isolieren und dann zum Verseuchen von Trinkwasser oder zur Herstellung einer Bombe einsetzen. Die genauen Arbeitsschritte dafür stehen in der Bombenanleitung des Islamischen Staates.
Ebenfalls beschlagnahmt wurden in der Terrorwohnung bereits 84,3 Milligramm hergestelltes Rizin, 250 Metallkugeln, Zünddrähte aus Glühbirnen und fast ein Kilogramm Pulvermischung aus Aluminium und pyrotechnischen Substanzen. Der Islamist beabsichtigte offensichtlich, eine Biowaffenbombe in Deutschland zu zünden.
GSG 9 bereitet sich auf Biowaffen-Terrorismus vor
Bei dem Zugriff sah man schwerbewaffnete Einheiten des Kölner SEKs, die unter ihrer schusssicheren Weste und dem Einsatzoverall einen gelben biologischen Schutzanzug und Atemmasken trugen. Es waren Bilder wie aus einer Apokalypse. Und diese Bilder drohen sich künftig zu wiederholen. Geheimdienste rechnen mit weiteren CBRN-Attacken durch islamistische Terroristen. Aus diesem Grund ist man in Berlin zur Zeit dabei, ein weiteres GSG9-Kommando aufzubauen. Dessen Spezialisierung liegt in der Abwehr von Terrorattacken durch chemische, biologische, radiologische und nukleare Stoffe (CBRN).
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
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