Rein militärisch betrachtet handelt es sich bei dem Ukraine-Krieg um einen militärisch begrenzten Konflikt, wie es in der Militärsprache nüchtern heißt. Doch die Sanktionen haben mittlerweile eine solche Dynamik und Wucht entfaltet, dass deren Auswirkungen einer wirtschaftlichen Atombombe gleichen. Die vollkommene Zerstörung der russischen Wirtschaft ist nun das offen geforderte Ziel des Westens. Doch dieser Endkampf birgt erhebliche Risiken, sowohl für die Wirtschaftsmacht Deutschland als auch für die militärische Situation im Osten. Es ist nichts Geringeres als das Spiel mit dem Feuer, denn niemand vermag zu prognostizieren, wie ein angeschlagener und in die Ecke gedrängter Wladimir Putin darauf reagieren wird.

Die oberste Funktionärin der EU, Ursula von der Leyen, die nicht ins Amt gewählt wurde, sondern ihre Macht einzig den Strippenziehern in den Hinterzimmern verdankt, befindet sich seit Tagen im Kriegsmodus. Dies verwundert den nüchternen Betrachter doch sehr, denn auf ein EU-Mitgliedsland ist kein einziger Schuss abgefeuert worden. Noch befremdlicher ist, mit welcher Motivation von der Leyen den Kriegsmodus innerhalb der EU vorantreibt.

Solch einen Tatendrang haben alle Bundeswehrsoldaten in ihrer Amtszeit als Bundesverteidigungsministerin nicht nur vermisst, sondern das genaue Gegenteil erfahren.

Im persönlichen Gespräch charakterisieren sie Soldaten aus der Führungsschicht durch ihr geradezu zerstörerisches Wirken als die »Totengräberin« der Truppe. Da sie von Angela Merkel inthronisiert wurde, die wie kein anderer Kanzler für die Destabilisierung Deutschlands steht, schließt sich hier ein verhängnisvoller Kreis. Von der Leyen redet mittlerweile ganz offen von der Zerstörung der wirtschaftlichen Basis Russlands. Solche Zerstörungsphantasien gegen das 145 Millionen Volk im Osten hat im Angesicht der gemeinsamen Geschichte im vergangenen Jahrhundert einen mehr als befremdlichen Unterton.

Es würde mehrere Seiten erfordern, die unzähligen Sanktionen gegen Russland nur aufzulisten: Der SWIFT-Ausschluss russischer Banken ging einher mit der Abschneidung der Russen von einem Großteil ihrer eigenen Gold- und Devisenreserven im Wert von mehr als 600 Milliarden Dollar. Die FIFA, die Uefa und das Olympische Komitee schlossen russische Sportler und Mannschaften aus, zudem hat eine öffentliche Jagd auf russische Milliardäre eingesetzt, die Oligarchen. Ihnen wird nicht etwa eine Täterschaft am Ukraine-Krieg vorgeworfen, sondern allein die »Nähe« zu Putin.

Der alte weiße Mann aus Amerika, Joe Biden, rief in seiner ersten Rede zur Lage der Nation den russischen Milliardären und wohl auch Putin selbst folgende Kriegserklärung ins Gesicht: »Wir holen uns eure Jachten, Luxusapartments und Privatjets.«

Bei allem Eifer scheinen in dem moralisch so hoch überlegenen Westen dieser Tage auf Rechtsgrundlagen für diese Enteignungen und Beschlagnahmungen keinerlei Wert mehr gelegt zu werden. Der russischen Oberschicht soll nun mit Sanktionen und Visaverschärfungen der Aufenthalt in Europa und Amerika nahezu unmöglich gemacht werden. Roman Abramowitsch, unter anderem – noch – Eigentümer des Londoner Fußballclubs FC Chelsea, soll dabei Hals über Kopf versuchen, seine 180-Millionen-Euro-Villa und sein Londoner Penthouse über drei Etagen für 26 Millionen Pfund zu verkaufen.

Die Botschaft der EU und der Amerikaner für die Oligarchen wird soeben mit dem Holzhammer überbracht. Wer mit Putin ist, selbst wer neutral ist, wird im Westen weder Geld verdienen noch anlegen können und auch der ausgedehnte Jachturlaub an der Côte d’Azur fällt ins Wasser. Doch die eigentliche Message dieser Botschaft geht weit über die Urlaubspläne hinaus, denn sie implementiert eine direkte Putschaufforderung gegen Putin. Nur falls sich die Russen-Milliardäre offen gegen Putin stellen und in welcher Form auch immer an einem Regime-Change beteiligen, soll es für sie und ihre Kinder eine Zukunft im Westen geben. Diese Kriegserklärung des Westens wird einen globalen Frontverlauf verursachen, der auch die neue Weltmacht China mit in den Konflikt zu ziehen droht. Denn China hat sich bisher pro-russisch geäußert und könnte viele der verhängten Sanktionen des Westens abfedern. Spätestens dann würde der Ukraine-Konflikt zu einem wirtschaftlichen Weltkrieg heranwachsen.

Die Russen sind die neuen Ungeimpften

Natürlich gilt den Ukrainern unser Mitgefühl und sie benötigen unsere Hilfe. Das russische Militär hat auf Anordnung Putins das Land überfallen. Punkt. Der NATO-Expansionsdrang gen Osten mag einer der Auslöser sein, rechtfertigt aber nicht den Krieg gegen das Nachbarland. Gerade jetzt, wo die militärische Strategie einen Wechsel zu vollziehen droht. Nachdem der Blitzkrieg ins Stocken geraten ist, droht in den Städten nun eine hohe Opferzahl. Panzer, Raketenbeschuss, Luftangriffe drohen die Innenstädte und Infrastruktur zu zerstören.

Doch, bei aller Kritik, was können die über 3 Millionen russischstämmigen Menschen in Deutschland dafür? Die von der Politik und den Medien gezielte Aufstachelung einzelner Bevölkerungsgruppen gegeneinander, hält die Republik bereits seit Jahren in einer polarisierenden Geiselhaft. Die Auswirkungen dieser Massenaufstachelung haben nun die Russen in Deutschland erreicht.

In den sozialen Netzwerken wird ein kleiner russischer Supermarkt im Ruhrgebiet gezeigt, dem man die Schaufensterscheiben eingeworfen und die Fassade mit weißer Farbe beschmiert hat. Ein deutscher Restaurantbesitzer erklärte gleich sämtliche Menschen mit russischem Pass zu unerwünschten Personen, die er sich weigert, zu bedienen. Und selbst vor kleinen Kindern schreckt die ach so tolerante Zivilgesellschaft nicht zurück. In den sozialen Netzwerken geht ein Video viral, wo ein Vater versucht, mit einer Lehrerin über seinen Sohn zu sprechen, der verstört nach Hause kam. Die Lehrerin/Hausaufgabenhilfe, dies wird nicht eindeutig klar, hatte den Jungen gezwungen, seine Lieblingsjacke auszuziehen, da dies eine Jacke der russischen Olympiamannschaft sei.

Dabei gab die ideologisierte Gutmensch*in die typische Phrase von »solidarisch« mit der Ukraine und ähnliches ab. Haltung zeigen auf dem Rücken kleiner Kinder und sich dann noch moralisch im Recht zu fühlen, so weit sind wir im besten Deutschland aller Zeiten gekommen.

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Donnerstag, 03.03.2022