Michael Snyder

»Die Amerikaner sind gar nicht für einen Krieg bereit – schon gar nicht, solange Israel in unserer Reichweite liegt«

Der Iran droht mit Raketenschlägen gegen Israel, falls Amerika zum Angriff übergeht. Diese Drohung aus Teheran sollte keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden, denn der Iran verfügt über ein hochmodernes Arsenal ballistischer Raketen. Zudem richtet die Hisbollah-Miliz schätzungsweise 150.000 Raketen auf Israel. Sobald der Befehl dazu erfolgt, könnten die Iraner und ihre Handlanger von der Hisbollah Israel kaltblütig attackieren, was natürlich einen umso härteren Gegenschlag Israels nach sich ziehen würde.

Wir sprechen hier über ein Szenario, das in einen dritten Weltkrieg münden könnte. Auf Seiten des Irans glaubt man offensichtlich, dass diese Möglichkeit Trump davon abhalten wird, militärisch gegen das Land vorzugehen. Die Times of Israel schreibt:

»Dass die USA ihre militärische Präsenz in der Region verstärken, tat ein ranghoher iranischer Vertreter am Sonntag als psychologische Kriegsführung ab. Aus Sorge vor einem iranischen Militärschlag gegen Israel würden die USA nicht angreifen, sagte er.

»Dass die USA Streitkräfte in den Persischen Golf verlegen, hat eher mit psychologischer Kriegsführung zu tun«, sagte Ali Motahhari, der stellvertretende Sprecher des iranischen Parlaments, der Nachrichtenagentur FARS zufolge am Sonntag. »Sie sind für einen Krieg nicht bereit, schon gar nicht, solange Israel in unserer Reichweite liegt.«

Nicht nur der Iran verfügt über ein eigenes Raketenarsenal, sondern auch pro-iranische Organisationen wie die Hisbollah im Libanon und der Islamische Dschihad im Gazastreifen. Sie haben Hunderttausende Raketen auf Israel gerichtet.«

Möglicherweise hat die iranische Seite Recht und die USA verfolgen gar nicht die Absicht, einen Krieg anzuzetteln, aber wir haben bereits miterlebt, dass die Regierung Trump nicht davor zurückschreckt, eine Druck-Kulisse aufzubauen, die uns an den Rand eines militärischen Konflikts treibt. Zuletzt hat die Regierung Trump beschlossen, nicht zuzulassen, dass der Iran weiterhin Öl verkauft. Die vergangenes Jahr gegen Teheran verhängten Sanktionen haben verheerende Folgen für die iranische Wirtschaft mit sich gezogen:

»Die umfassenden Sanktionen, die Washington einseitig neu verhängte, als es vor einem Jahr aus dem Abkommen ausstieg, haben die iranische Wirtschaft schwer getroffen und den Wert der Landeswährung auf ein Rekordtief gedrängt. Ausländische Investoren wurden verjagt, im Iran kam es zu Protestbekundungen.

Und das aus gutem Grund: Der drastische Wertverfall des Rial hat die Preise importierter Waren sowie örtlich produzierter Artikel in Mitleidenschaft gezogen. Dem iranischen Statistikamt zufolge sind die Preise für rotes Fleisch und Geflügel während der vergangenen zwölf Monate um 57 Prozent gestiegen, die von Milch, Käse und Eiern um 37 Prozent und die von Gemüse um 47 Prozent.«

Der Frust der Iraner wächst stark, ebenso die Überzeugung, dass ein Bündnis aus USA, Israel und Saudi-Arabien nichts lieber hätte als einen Regierungsumsturz im Iran.

So sieht es auch der iranische Außenminister:

»Wie Irans Außenminister Dschawad Sarif mitteilte, ist Teheran überzeugt, dass das »B-Team« – Bolton, Bibi, bin Salman und bin-Said [John Bolton, nationaler Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman und Abu Dhabis Kronprinz und De-facto-Herrscher der Vereinigten Arabischen Emirate Mohammed bin Said] – entschlossen ist, einen Regimewechsel im Iran zu erzwingen.

»Präsident Trump sagt, der Druck werde Iran auf die Knie zwingen«, so Sarif. »Neulich wurde [US-Außenminister] Pompeo gefragt, ob er einen Staatsstreich im Iran plane. Und wissen Sie, was er gesagt hat? Jeder Diplomat würde das verneinen, selbst wenn er genau das plant. Aber er sagte: »Würde ich einen Staatsstreich planen, würde ich es Ihnen nicht sagen.« Manchmal sprechen die Menschen das aus, was ihnen im Hinterkopf herumgeht«, so Sarif.

Möglicherweise hat Sarif in diesem Punkt Recht. Könnten die USA, Israel und Saudi-Arabien mit dem Finger schnippen und auf diese Weise eine völlig neue Regierung im Iran installieren, würden sie es mit allergrößter Sicherheit tun.

Doch bislang sind sämtliche Bemühungen, von innen heraus einen Umsturz zu bewirken, im Sand verlaufen und ein ausgewachsener Krieg erscheint undenkbar.

Die Iraner haben in den vergangenen Jahren ihrem Militär höchste Priorität zugewiesen und Waffen mit großer Zerstörungskraft entwickelt. Früher einmal hätte es sie womöglich eingeschüchtert, dass eine amerikanische Trägergruppe in den Persischen Golf verlegt wird, aber diese Zeiten gehören längst der Vergangenheit an. Die Nachrichtenagentur Reuters schreibt:

»»Ein Flugzeugträger mit mindestens 40, 50 Flugzeugen und 6.000 Mann an Bord war in der Vergangenheit für uns eine ernste Bedrohung, aber mittlerweile ist er ein Ziel und aus Bedrohungen sind Gelegenheiten geworden«, sagte Amirali Hadschisadeh, der die Luft- und Raumfahrtabteilung der Revolutionswächter befehligt.

»Wenn die Amerikaner etwas versuchen, bekommen sie einen Schlag auf den Kopf«, sagte er der iranischen Nachrichtenagentur INSA zufolge.«

Und am Freitag erklärte Ayatollah Yusuf Tabatabai Nedschad, Amerikas »milliardenschwere Flotte könnte mit einer Rakete zerstört werden«.

Die Nachrichtenagentur INSA zitierte den als Hardliner geltenden Ayatollah Yusuf Tabatabai Nedschad mit den Worten: »Ihre milliardenschwere Flotte lässt sich mit einer Rakete zerstören. Wenn sie etwas versuchen, werden sie es mit Dutzenden Raketen zu tun bekommen, denn dann werden nicht Regierungsvertreter das Sagen haben und vorsichtig agieren. Stattdessen werden die Dinge in den Händen unseres geliebten Führers Ayatollah Ali Khamenei liegen.««

Natürlich übertreibt Nedschad, aber es ist tatsächlich so, dass die amerikanischen Kriegsschiffe im Persischen Golf leichte Beute sein könnten. Wenn es die Iraner darauf anlegen, könnten sie definitiv die ganze Flotte ausschalten.

Wir stehen ganz kurz vor einem Krieg, also hoffen wir, dass niemand einen nervösen Finger am Abzug hat.

Im Iran hat eine Truppe Durchgeknallter das Sagen, die einen Krieg mit den USA und Israel für unvermeidlich halten. Gleichzeitig sind die angriffslustigen Berater der US-Regierung John Bolton und Mike Pompeo am Zug – und Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman hat bereits unter Beweis gestellt, wozu er fähig ist.

Es muss dringend jemand an die Vernunft appellieren, bevor wir in einen alptraumhaften apokalyptischen Konflikt stürzen, aus dem wir nicht wieder herausfinden. Diese Stimme der Vernunft muss Präsident Trump höchstpersönlich sein.

Letztlich wird es von Trump abhängen, ob es Krieg mit dem Iran geben wird. Sein Urteil wird gewaltige Auswirkungen auf uns alle haben.

Dienstag, 14.05.2019