Michael Snyder

Die Frage nach der Gerechtigkeit – wird Jeffrey Epsteins Sexskandal zum Justizskandal?

Allmählich wird uns bewusst, dass hinter dem schrecklichen Sexskandal noch ein viel schlimmeres Verbrechen steckt. So wird Jeffrey Epstein nicht der einzige Angeklagte sein, der in den kommenden Monaten vor Gericht aussagen muss. Während sich der Epstein-Skandal immer weiter ausbreitet, wird sich bald das gesamte US-Rechtssystem vor Gericht befinden – und falls die Gerechtigkeit dann nicht siegt, werden viele Amerikaner den Glauben an das System für immer verlieren.

Natürlich wird auch der Rest der Welt davon erfahren. Was sollen die Menschen nur von uns denken, wenn wir nicht einmal in der Lage sind, Epstein und seine kriminellen Freunde ins Gefängnis zu bringen? Die Beweise gegen Jeffrey Epstein und seine Partner häufen sich fortlaufend. Wenn Epstein schließlich zu einer Haftstrafe verurteilt wird, ist das zwar ein Schritt in die richtige Richtung, doch dieser reicht noch nicht aus. Denn mittlerweile gibt es zahlreiche Beweise dafür, dass auch Epsteins berühmte Freunde Sex mit minderjährigen Mädchen hatten, und diese sollten ebenfalls zur Verantwortung gezogen werden.

In meinem neuesten Buch habe ich darüber geschrieben, wie kaputt unser gegenwärtiges Rechtssystem ist. Im Falle, dass die Bundesanwälte nun doch in der Lage wären, Epstein und all seine elitären Freunde, die an den Sexualverbrechen beteiligt waren, einzusperren, würde ich meine Einstellung nochmals überdenken. Große Hoffnungen mache ich mir hier allerdings nicht und ich erkläre Ihnen auch, warum.

Wie ich bereits in meinen letzten Artikeln erwähnt habe, war Bill Clinton einer von Epsteins engsten Freunden zu Zeiten des »Lolita Express«. Und es stellte sich heraus, dass der Bundesrichter, Richard Berman, der den Vorsitz im Fall Epstein führen wird, von Clinton in seine Position berufen wurde.

Berman wurde 1998 von Bill Clinton zum Bundesrichter ernannt. Wird er sich also selbst zurückziehen und den Fall abgeben? Im Grunde genommen sollte er das, doch ich bezweifle, dass das auch tatsächlich passieren wird.

Auch die Tatsache, dass James Comey’s Tochter eine der Staatsanwältinnen ist, könnte nicht unbedingt förderlich sein.

Auf der anderen Seite war es ermutigend zu sehen, wie die Staatsanwälte jeden Einzelnen zu Rate zogen, der »Informationen zu Epsteins Taten und Verhaltensweisen« zu bieten hatte.

US-Staatsanwälte riefen am Montag dazu auf, dass jeder, der etwas zum Fall Epstein beitragen könne, sich melden solle, und zwar nicht nur potenzielle Opfer. Dies war zweifellos eine klare Ansage an alle Prominente und Politiker, die in den frühen 2000er Jahren an den Partys in Epsteins Häusern in Manhattan oder Palm Beach teilnahmen. Oder auch an diejenigen, die mit Epstein in seinem Privatjet, der von den Boulevardzeitungen als »Lolita Express« bezeichnet wurde, reisten. Die Botschaft dahinter war ganz klar: Erzählen Sie uns lieber gleich davon, bevor wir Sie aufsuchen.

Die Bundesbehörden haben bereits angekündigt, dass sich seit der Verhaftung Epsteins fortlaufend neue Zeugen und Opfer zu den Vorfällen geäußert haben. In den Stunden seit der Verhaftung, so die Staatsanwälte, hätten gleich mehrere Frauen sie mit Beschwerden über Herrn Epstein kontaktiert. Einige dieser Klägerinnen hätten noch nie zuvor mit der Regierung darüber gesprochen. Viele dieser Frauen sagten, dass sie erleichtert seien, dass die Behörden ihre Beschwerden auch nach vielen Jahren ernst nahmen.

Auch nach der Durchsuchung von Epsteins Haus in New York konnten die Ermittler eine wahre »Fundgrube« an fotografischen Beweisen sicherstellen. Kniffliger wird es werden, Epsteins berühmte Freunde zu verklagen, die ebenfalls auf den Partys anwesend waren. Denn wie sollte jemals wieder jemand an das amerikanische Rechtssystem glauben, wenn reiche und berühmte Personen es schaffen, jahrelang minderjährige Mädchen zu missbrauchen, ohne dafür bestraft zu werden?

In einer Untersuchung im November unter der Leitung der Miami Herald-Reporterin Julie Brown wurden etwa 80 Opfer identifiziert, die von 2001 bis 2006 von Epstein missbraucht wurden. Der Herald sprach mit acht der Klägerinnen. Dabei kam Folgendes heraus:

»Die meisten Mädchen kamen aus benachteiligten Familien, Heimen für Alleinerziehende oder Pflegefamilien. Viele von ihnen hatten schwierige Zeiten hinter sich und kamen aus Problemfamilien: Sie hatten Eltern und Freunde, die Selbstmord begingen; Mütter, die von Ehemännern und Freunden missbraucht wurden; Väter, die sie belästigten und schlugen. Laut den Gerichtsakten hatte ein Mädchen beobachtet, wie ihr Stiefvater ihren 8-jährigen Stiefbruder erwürgte«, so berichtete Miami Herald. Viele der Mädchen hätten auch kurz vor der Obdachlosigkeit gestanden.

Wer an dem sexuellen Missbrauch dieser hilflosen jungen Mädchen beteiligt war, muss ins Gefängnis. Wenn es nach mir ginge, würde die Strafe viel höher ausfallen als das.

Viele Menschen scheinen überzeugt davon zu sein, dass diese Sexualstraftäter diesmal nicht davonkommen könnten.  Ich persönlich bin mir da nicht so sicher.  Immerhin haben sie das Geld, um die besten Anwälte des ganzen Landes einzustellen. Wir haben bereits Beweise dafür, dass Anstrengungen zum Schutz bestimmter Personen unternommen werden.  Zum Beispiel wurde ein Wikipedia-Eintrag von Jeffrey Epstein am Sonntag verdächtig geändert:

Der Satz: »Epstein flog Bill Clinton, Kevin Spacey und Chris Tucker in seinem Privatjet nach Afrika. Flugaufzeichnungen zeigen, dass Bill Clinton 26 Mal mit Epsteins Flugzeug geflogen ist«, wurde am Sonntag entfernt.

Dieser Text wurde einen Tag vor Bill Clintons Aussage bearbeitet, in der er abstritt, so oft mit Epstein geflogen zu sein und stattdessen behauptete, dass er nur viermal in Epsteins Privatjet unterwegs war. Ein weiterer Satz, in dem aufgeführt war, dass Epstein mit Donald Trump »auf Partys« war, blieb allerdings unverändert stehen.

Wir werden sehen, wie sich dieses Drama in den kommenden Monaten entwickelt. Doch alles, was nicht dazu beiträgt, diese Verbrecher hinter Gitter zu bringen, wird eine Niederlage für Amerika sein.

Endlich erfährt die ganze Welt über die kranken und kriminellen Machenschaften der Elite. Die vielen Verbrechen, die dadurch aufgedeckt werden, werden uns alle noch schockieren.

In einer am Montag vorgelegten Haftnotiz skizzierten die Bundesanwälte einige der Beweise, die bei einer Durchsuchung von Epsteins Haus am Samstagabend beschlagnahmt wurden. Es wurden Hunderte – möglicherweise Tausende – sexueller Fotos von Mädchen gefunden, die minderjährig erscheinen, sowie handgekennzeichnete CDs mit Titeln wie »Mädchenbilder nackt« oder CDs, die mit den jeweiligen Namen der Mädchen versehen sind; »Young [Name] + [Name]«.

Dass Epstein dieses Bild- und Video-Material in seiner New Yorker Villa aufbewahrte, spricht für seine Leichtsinnigkeit. Vielleicht ist es aber auch nur ein Zeichen dafür, wie sicher er sich dabei fühlte.

»In meinen Augen gab es immer dieses riesige Fragezeichen. Was ist Jeffrey Epsteins Druckmittel?« fragte sich die ehemalige Vanity Fair-Journalistin und Autorin Vicky Ward. Sobald wir herausfinden, was es tatsächlich war, werden wir wissen, wie niederträchtig unsere Herrscher wirklich sind.

Donnerstag, 11.07.2019