Stefan Schubert
Drohnen-Kill-Einsätze
gegen die »CIA des Dschihad«
gegen die »CIA des Dschihad«
Der französische Journalist Matthieu Suc hat sich auf islamischen Terrorismus spezialisiert. Bei seinen aktuellen Recherchen ist er nicht nur auf die extrem sorgfältigen Planungen des Islamischen Staates gestoßen und deren bewusste Wahl, das Pariser Terrorkommando als Flüchtlinge getarnt über die Balkanroute einzuschleusen. Er berichtet ferner über die neu gegründete Abteilung »Allat« des französischen Inlandsgeheimdienstes DGSI. Ihre einzige Aufgabe: die Hintermänner des Paris Massakers identifizieren und ausschalten.
Die Straßen von Paris wurden durch islamistische Terroristen am 13. November 2015 ein weiteres Mal in ein Kriegsgebiet verwandelt. Nach der Terrorserie vom 7. Januar 2015, bei der das Satiremagazin Charlie Hebdo und ein jüdischer Supermarkt Ziel von islamistischen Attacken wurden und die insgesamt neunzehn Todesopfer forderte, bezeichneten die einheimischen Kommentatoren die Anschlagsserie vom 13. November als Frankreichs 9/11. In einer koordinierten Aktion wurden sechs Ziele im Zentrum der Stadt durch Selbstmordattentäter und durch den Einsatz von Kalaschnikows angegriffen. Die Opferzahlen betrugen 130 Tote und 683 Verletzte, darunter 97 Schwerverletzte. Bei der Terrorwelle starben acht Terroristen, wovon sich sieben als Selbstmordattentäter in die Luft sprengten.
Französische Dienste erstellen Kill-Liste von IS-Terroristen
Während deutsche Politiker nach den Anschlägen der jüngsten Vergangenheit, wie nach dem Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt durch den IS-Terroristen Anis Amri mit 12 Toten und 70 Verletzten, einzig durch das Absondern wohlbekannter Phrasen auffielen, zeigte sich in Frankreich, wie ein wirklich wehrhafter Staat auf solchen Terrorismus reagiert. Im streng bewachten Hauptquartier des französischen Inlandsgeheimdienstes DGSI, nordwestlich von Paris, wurde wenige Wochen nach dem 13. November, im Frühjahr 2016, die Anti-Terror Task Force »Allat« gegründet. Die Einheit setzt sich aus Geheimdienst-und Militärangehörigen zusammen und ist nach einer arabischen Göttin aus vorislamischer Zeit benannt.
So eine von staatlicher Seite ausgehende gezielte Provokation gegen den Alleinstellungsanspruch des Islam würde in Deutschland nach kürzester Zeit sicherlich einen links-medialen Aufschrei auslösen und zu einer prompten Umbenennung führen.
Auch der staatliche Auftrag von Allat wäre in Deutschland – dem Land, in dem Täterschutz und Resozialisierung nur allzu häufig vor dem Opferschutz rangieren – undenkbar. Immerhin handelte es sich ganz explizit um einen Tötungsauftrag. Die Task Force sollte IS-Hintermänner, Mittäter und Beteiligte an dem Paris-Massaker in Syrien und dem Irak identifizieren, lokalisieren und eliminieren. Dabei handelten die Franzosen nicht allein, an der Terroristenjagd beteiligten sich auch die CIA, der Mossad und der MI6, wie Matthieu Suc herausfand.
Bei der Analyse des Anschlags und den Rekonstruktionen der Terrorvorbereitungen waren die Geheimdienste überrascht, wie akribisch die Dschihadisten vorgegangen waren. Innerhalb der IS-Sicherheitsabteilung »Amiyat«, deren geheimes Hauptquartier sich unter dem Fußballstadion in der IS-Hochburg Rakka befand, entstand die Einheit »Externe Operationen«. Hier liefen alle Anschlagsvorbereitungen der Terrormiliz in Europa zusammen, und zwar auf einem so hohen Niveau, so koordiniert und durchdacht, dass die westlichen Geheimdienste anerkennend von einer »CIA des Dschihad« sprachen.
Bundesweites IS-Netzwerk in Deutschland
Und während unfähige Minister in Deutschland vom Schlage eines Heiko Maas noch im Angesicht des Paris-Massakers versuchten, die Bevölkerung zu manipulieren, indem sie zum Beispiel behaupteten, es gebe keine einzige nachweisbare Verbindung zwischen dem Terrorismus und den Flüchtlingen, berichteten französische Journalisten längst über diesen Zusammenhang. Nach der Analyse der Geheimdienste wählten die Terrorstrategen des IS ganz gezielt den unkontrollierten Flüchtlingsstrom zur Einschleusung des Terrorkommandos aus.
Die Welt berichtete zudem von einem eigens dafür eingerichteten IS-Camp auf einer Flussinsel des Euphrat, wo die Attentäter geschult und trainiert wurden. Unter dem Kommando des belgischen Staatsangehörigen Abdelhamid Abaaoud mischte sich dann die IS-Terrortruppe unter die Flüchtlinge und reiste im Herbst 2015 von Syrien in die Türkei und dann weiter über die Balkanroute nach Westeuropa. Dabei wurden die Terroristen von einem länderübergreifenden Netzwerk von Passfälschern, Logistikern und Schmugglern unterstützt, deren Spuren auch nach Deutschland führen.
So verfügt der Islamische Staat seit der Flüchtlingskrise über ein funktionierendes und bundesweites Netzwerk in Deutschland. Zu diesem Netzwerk gehört auch der syrische Flüchtling Dschaber al-Bakr, der im September 2016 in Chemnitz aus Chemikalien eine Bombe gebaut hat. Er stand in Kontakt mit dem Franzosen Boubaker al-Hakim, einem Terrorstrategen aus der IS-Abteilung »Externe Operationen«, der als Hintermann des Charlie-Hebdo-Anschlages gilt.
Der französische Staat übt tödliche Vergeltung
Neben Boubaker al-Hakim identifizierte die Task Force Allat auch den Franco-Algerier Abdel Nasser Benyoucef und den Belgier Oussama Atar als entscheidende und hochrangige IS-Kader, die für die Pariser Anschläge als verantwortlich gelten. Alle drei Kader verfügen über eine lange islamistisch-terroristische Biografie. Die drei Genannten sind mittlerweile liquidiert worden. Nachdem der französische Geheimdienst diese identifiziert und lokalisiert hatte, wurden die Daten mit der CIA geteilt, die diese dann im Rahmen des »War on Terror« durch Drohnen buchstäblich in die Luft jagte.
Man kann davon ausgehen, dass diese Drohnen-Kill-Einsätze in der Ramstein Air Base bei Kaiserslautern koordiniert und gelenkt wurden. Die französische Geheimdienstabteilung Allat identifizierte weitere zwanzig IS-Terroristen, die an den Pariser Terroranschlägen beteiligt waren. Einer nach dem anderen wurde durch US-Bombardements getötet oder bei durchgeführten Geheimeinsätzen liquidiert. Niemand auf der französischen Kill-Liste hat die Rache des französischen Staates überlebt.
Niemand, außer Salah Abdeslam. Dieser ist das einzige Mitglied des Pariser Terrorkommandos, das noch lebt. Der islamistische Massenmörder wartet derweil in einem Hochsicherheitsgefängnis bei Paris auf seinen Prozess. Geplant ist dieser für das Jahr 2020. Beobachter sprechen bereits jetzt von einem der spektakulärsten Prozesse in der Geschichte Frankreichs. Der Prozess und seine Sicherheitsvorkehrungen drohen Teile von Paris lahmzulegen. Auch wird während der Prozessdauer die Sicherheitslage extrem angespannt sein.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
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