Tyler Durden
Ein Vergleich zwischen Großbritannien (Lockdown) und Schweden (kein Lockdown)
Meines Wissen ist Schweden das einzige größere Land im Westen, das für die Bevölkerung bei dem Versuch, den Covid-19-Ausbruch in den Griff zu bekommen, keine strenge Ausgangssperre verhängt hat. Verboten sind Versammlungen von 50 oder mehr Personen und die Über-70-Jährigen wurden gebeten, zu Hause zu bleiben, aber abgesehen davon sind in Schweden Schulen, Geschäfte, Restaurants und Kneipen allesamt geöffnet. Mir kommt es fast so vor, als würde die Regierung die Menschen dort als das behandeln, was sie sind – Erwachsene.
Nun ist Schweden ein souveränes Land und als solches berechtigt, seine eigene Politik zu machen, aber es scheint, als sei das für die »Völkergemeinschaft« nicht akzeptabel. Die schwedische Regierung steht unter enormem Druck, den Kurs zu ändern. Die Weltgesundheitsorganisation WHO beispielsweise forderte die Schweden auf, strengere Auflagen zu beschließen. Es sei »zwingend erforderlich«, dass Schweden »Maßnahmen verstärkt, die die Ausbreitung des Virus kontrollieren, und die dafür sorgen, dass das Gesundheitssystem besser vorbereitet ist und über mehr Kapazitäten für den Umgang verfügt, dass Physical Distancing gewährleistet ist und dass die Gründe für diese Maßnahmen und alle Details zu diesen Maßnahmen der Bevölkerung kommuniziert werden«.
Donald Trump fühlte sich bemüßigt, ebenfalls seinen Senf dazu zu geben:
»Schweden hat das getan. Die Herde, sie sprechen von der Herde. Schweden leidet sehr, sehr stark.«
Aber leidet Schweden tatsächlich sehr, sehr stark, wenn man es mit anderen Ländern vergleicht, Ländern, die ihrer Bevölkerung strenge Einschränkungen verordnet haben? Ist es wirklich zwingend erforderlich, dass die Schweden einen anderen Kurs einschlagen und es wie die meisten anderen Länder machen? Oder steckt hinter den Forderungen in Wahrheit ein ganz anderes Motiv? Steckt dahinter die Furcht, dass Schwedens vergleichsweise maßvolles Vorgehen funktionieren könnte, dass es auch geht, ohne die Bevölkerung mit den drakonischsten Maßnahmen aller Zeit zu überziehen und die Wirtschaft an die Wand zu fahren? Könnte Schweden womöglich zeigen, dass andere Länder völlig unangemessen und überzogen reagiert haben?
Das ist kein Punkt, den wir als Ermessensfrage behandeln sollten, sehen wir uns also an, was die Daten zeigen. Nachfolgend vier Tabellen, auf denen Großbritannien, das am 23. März den Lockdown beschloss, mit Schweden und seinem deutlich gemäßigteren Vorgehen verglichen wird. Alle Daten stammen aus den offiziellen Angaben beider Länder bis inklusive 11. April.
Es sei angemerkt, dass diese Angaben keineswegs abschließend sind und dass sich die Situation noch so stark verändern könnte, dass sich in den kommenden Wochen ein komplett anderes Bild ergibt. Auch lässt sich unmöglich sagen, ob beide Länder ihre Fallzahlen und Todesfälle auf eine Art und Weise zählen, die miteinander konsistent ist.
Das ändert nichts daran, dass es sich um offizielle Daten handelt und sie die besten Informationsquellen darstellen, die wir aktuell zu den Ereignissen in beiden Ländern besitzen.
(Hinweis: Tabelle 1 und 3 vergleichen absolute Fallzahlen und Todeszahlen. Tabellen 2 und 4 berücksichtigen die jeweilige Bevölkerungsgröße (Großbritannien = 67,9 Millionen, Schweden = 10,1 Millionen) und betrachten die Fallzahlen pro Millionen Menschen.)
Tabelle 1
Tabelle 2
Tabelle 3
Tabelle 4
(Hinweis: Schweden meldete seine ersten Covid-Fälle acht Tage vor Großbritannien (15 am 3. März in Schweden beziehungsweise 77 am 11. März in Großbritannien), während Großbritannien seine ersten Todesfälle zwei Tage vor Schweden meldete (zehn am 14. März in Großbritannien, vier in Schweden am 16. März).)
Vergleicht man diese Tabellen und insbesondere die Tabellen 2 und 4, die einen bereinigten Vergleich mit Stand 11. April zeigen, lassen sich aus meiner Sicht die folgenden Schlussfolgerungen treffen:
• Was die gemeldeten Fälle anbelangt, zeigen die Daten keinerlei Hinweise darauf, dass die britische Vorgehensweise mit einem Lockdown erfolgreicher als der schwedische Ansatz war. Pro Millionen Menschen weist Schweden weniger Fälle auf als Großbritannien.
• Auch was die gemeldeten Todesfälle angeht, spricht bislang nichts dafür, dass der britische Lockdown erfolgreicher war als Schwedens Methode. Tatsächlich sind pro Million Menschen in Schweden weniger gestorben als in Großbritannien.
Wie gesagt: Die Situation könnte sich in den kommenden Tagen und Wochen durchaus ändern, aber bislang zeigen die offiziellen Zahlen aus beiden Ländern, dass der britische Ansatz, die Menschen in ihren Häusern einzusperren und weite Teile der Wirtschaft lahmzulegen, nicht so erfolgreich wie der schwedische Ansatz darin war, die Zahl von Covid-19-Erkrankungen oder -Todesfällen einzudämmen.
Dennoch wird der britische Ansatz dafür sorgen, dass Millionen Menschen ihre Arbeit verlieren, dass Tausende Unternehmen zerstört werden, dass sich die geistige Gesundheit der Menschen massiv verschlechtert, dass die Zahl der Selbstmorde zunimmt und dass alte Menschen auf sich gestellt ohne Betreuung sterben.
Andererseits hat die Macht des Staates in einem Maß zugenommen, wie man es nie zuvor erlebt hat. Immerhin etwas!
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Freitag, 17.04.2020
Quelle: ZeroHedge via TheBlogMire