Michael Brückner
Eva Menasse – Stadtschreiberin und »Straßenkämpferin«
Sie ist eine Linke – und macht daraus keinen Hehl. Sie gehörte zu den Unterstützern der obskuren Demo #unteilbar, machte sich früher für die rot-grüne Bundesregierung stark (erfolglos) und findet die Situation in ihrer Heimat Österreich »beängstigend«. Im Jahr 2019 wird die Autorin Eva Menasse Stadtschreiberin in der Gutenberg-Stadt Mainz. Warum? Weil sie gegen »rechte Hetze« ist.
Seit die AfD im Bundestag und nunmehr in sämtlichen Parlamenten der Bundesländer vertreten ist, hat sich einiges verändert in Deutschland – freuen sich die einen, giften die anderen. Eine Veränderung der ganz besonderen Art hat vor einiger Zeit Kollegin Jana Hensel in einem Beitrag für Zeit Online diagnostiziert. Unter der Überschrift »Gibt es gar nichts zu sagen?« wundert sie sich über das Schweigen der Linken. Nicht etwa der linken Politiker und Mainstream-Krakeeler, sondern das Schweigen der intellektuellen Linken. Seit die AfD in den Bundestag eingezogen sei, wirkten die linken Schriftsteller, Künstler und Intellektuellen »wie paralysiert«.
Der Hunger auf linke literarische Ergüsse gegen alles, was sie als »rechts« einordnet, muss so groß sein, dass sich die Kollegin schon über die kleinsten, von ihr als poetisch empfundenen Häppchen freut. Als sie im Frühjahr an der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg vorbeiradelte, fiel ihr ein Transparent auf. Darauf stand: »Rechtspopulismus schadet der Seele«. Nun klingt dieser Satz wie einer der Warnhinweise auf Zigarettenschachteln (»Rauchen schadet Ihrer Gesundheit«), doch Jana Hensel nahm ihn als »poetisch, ja fast literarisch« wahr. Ihr mag das Herz aufgegangen sein. Sie hielt an und fotografierte dieses Transparent mit dem so einfühlsam gedrechselten Satz.
Das Hemd näher als die Hose
Hensel sehnt sich so sehr nach jenen, »die für die SPD Wahlkampf gemacht und sich dabei, mal wieder, auf die doch noch so eindeutig politisch links verortete Künstlergeneration eines Günter Grass berufen hatten«. Dabei sollte Frau Hensel, die selbst als Schriftstellerin arbeitet, doch wissen, dass auch ihren linken Kolleginnen und Kollegen eben das Hemd näher ist als die Hose. Wer will sich heute schon für die Loser-Partei SPD engagieren? Damit sichert man sich weder Aufmerksamkeit noch gut dotierte Literaturpreise. Günter Grass und Willy Brandt – das passte noch irgendwie. Aber ein Links-Intellektueller mit Andrea Nahles …? Geht’s noch?
Zu den geschätzten Kolleginnen, deren Stimmen Jana Hensel besonders vermisst, gehört die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse. Gut möglich, dass Jana Hensel und alle, die nach links-intellektuellem Hirnfutter lechzen, künftig wieder häufiger von der 48-jährigen Menasse hören, die im Jahr 2000 mit dem Buch Der Holocaust vor Gericht: Der Prozess um David Irving als Autorin debütierte. Denn die gebürtige Wienerin Menasse, die sich im Jahr 2005 der von Günter Grass (na also!) initiierten Wahlinitiative zugunsten der kurz darauf abgewählten rot-grünen Regierung anschloss, wird im Jahr 2019 neue Mainzer Stadtschreiberin. Die Jury dieses Literaturpreises begründete ihre Wahl vor Kurzem damit, dass sich die Autorin »engagiert gegen Diskriminierung und rechte Hetze« zur Wehr setze.
Privilegien in der Gutenberg-Stadt
Der Kampf gegen angebliche Hetze beschert Eva Menasse jetzt eine Reihe von Privilegien. Als Stadtschreiberin in der Stadt Gutenbergs erhält die Autorin nicht nur 12 500 Euro, vielmehr darf sie mit dem ZDF eine Fernsehdokumentation nach freier Themenwahl produzieren und für ein Jahr in die Mainzer Stadtschreiber-Wohnung ziehen. Und dass der neue Titel der eigenen PR nicht eben abträglich ist, davon darf man ebenfalls getrost ausgehen. Zuletzt sorgte die Autorin allerdings nicht in der Fastnachtsmetropole Mainz für Aufsehen, sondern im närrischen Berlin. Dort gehörte sie zu den Unterzeichnern des Demonstrationsaufrufs #unteilbar (über die zum Teil recht obskuren Gruppen und Grüppchen, die an dieser angeblichen Toleranzveranstaltung teilnahmen, hat Kopp exklusiv in der Ausgabe 43/18 ausführlich berichtet).
In einem Interview mit dem Deutschlandfunk berichtete Eva Menasse über ihre Motivation, diese Veranstaltung zu unterstützen: »In letzter Zeit …. Ist es doch erschreckend, wie sehr die Rechten die Straße übernommen haben. Und diese Straße wollen wir uns dann heute zurückholen.« Eva, die »Straßenkämpferin«. Und wer sich nicht als Straßenkämpferin einsetzt, ist schlicht dumm. So wie die Linke-Fraktionschefin Sarah Wagenknecht zum Beispiel. »Aus der Ferne« habe sie Frau Wagenknecht immer für eine intelligente Frau gehalten. Nun sei sie von ihr aber »tief enttäuscht«. Grund: Sarah Wagenknecht wollte nicht an der Demo #unteilbar teilnehmen. Ihre Aussage zu diesem Thema sei »geradezu dumm«, lästert Menasse.
»Nicht jeder ist ein ›böser Feind‹«
Doch immerhin fühlt sich die Autorin in Deutschland, wo sie mit Literaturpreisen verwöhnt wird, besser aufgehoben als in ihrer österreichischen Heimat. »Ich finde die Entwicklung in Österreich im Moment natürlich noch sehr viel unangenehmer und beängstigender als in Deutschland. In Deutschland hält ja immerhin die politische Kaste noch.« Ja, leider, ist man geneigt, hinzuzufügen. Aber wer weiß, wie lange noch?
Doch die Autorin hält sich offenkundig auch ein Mindestmaß an »Toleranz« zugute. Vielleicht ein kleines Zugeständnis an ihre künftige Kurzzeit-Heimat Mainz, wo immer schon die Maxime »Leben und leben lassen« galt. Eva Menasse billigt uns immerhin zu, im Überschwang der Emotionen einmal zu sagen, »in der Flüchtlingskrise sei einiges schiefgegangen«. Deshalb sei man nicht sofort »ein böser Feind«. Hoch lebe die Meinungsfreiheit!
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
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