Tyler Durden
Evakuierung der Weißhelme: Wussten sie zu viel?
Der Westen hat Mitglieder der Weißhelme über Israel aus dem Süden Syriens evakuiert. Sie durften auf keinen Fall in die Hände der syrischen Regierung fallen – zumindest nicht lebendig.
Verteidiger der Menschenrechte
Damaskus hat die Befreiung des südwestlichen Syriens nahezu abgeschlossen. Die Operation »Basalt« des syrischen Militärs war ausgesprochen erfolgreich, die Truppen konnten die Kontrolle über die besetzten Provinzen Quneitra und Dara zurückerlangen, jetzt müssen die Dschihadisten nur noch aus einem kleinen Stück Land vertrieben werden. Viele der örtlichen Banden haben einfach kapituliert. Milizionäre, die bleiben wollten, arbeiten an einer Versöhnung mit den Behörden, die anderen wurden in grüne Busse gesetzt und nach Idlib verfrachtet.
Unter diesen Milizionären sind allerdings auch einige höchst wertvolle Exemplare – Mitglieder des Syrischen Zivilschutzes, auch bekannt als »die Weißhelme«.
Sollten sie gefangengenommen werden, würde dies die USA und ihre Verbündeten ernsthaft in die Bredouille bringen, denn wenn man Mitglieder dieser Organisation vor die Kamera stellt, haben sie theoretisch sehr viel zu erzählen. Der Schaden, den sie anrichten könnten, wäre möglicherweise deutlich größer als der Schaden, den Hassan Diab mit seinen Geständnissen angerichtet hat. Hassan ist das vermeintliche Opfer eines Chemiewaffenangriffs in Duma, wie uns die Weißhelme weismachen wollten. Inzwischen jedoch räumte der Junge ein, dass der Angriff für die Fotografen inszeniert wurde. Der drohende Skandal wäre allein dadurch schon um ein Vielfaches schlimmer, dass die Weißhelme – oder zumindest ihre Anführer – über so viel mehr Informationen verfügen.
An der Propagandafront des Syrienkriegs waren die Weißhelme die wichtigste Waffe des Westens. Sie traten als die örtlichen Menschenrechtsaktivisten auf, die Fotos und Videos von den »Chemiewaffenangriffen« machten, die dieser »blutige Tyrann« gegen sein eigenes Volk verübte. Und auf der Grundlage exakt dieser Fakten verhängten die USA und ihre Partner Sanktionen gegen Damaskus und verübten Racheakte – Angriffe, die mutmaßlich in Flächenbombardements ausgeartet wären, hätte Moskau nicht ernsthaft vor möglichen Folgen dieser Angriffe gewarnt.
Aus dem Ruder gelaufen
Die syrischen Behörden, Moskau, Teheran … praktisch jeder, der länger als einen Augenblick darüber nachdenkt, hat natürlich gewarnt, dass die Informationen nicht zuverlässig sind und dass die Weißhelme im Grunde ein Pressedienst für Terroristen sind – eine Organisation, deren Mitglieder, wenn sie die Helme erst einmal abgenommen haben, Gefangenen den Kopf abschlagen, ganz so, wie es ihre unbehelmten Gegenparts tun. Um wachsenden Zweifeln entgegenzutreten, begann der Westen, die Weißhelme als furchtlose und über jeder Kritik stehende Helden hinzustellen – als Kämpfer für Menschenrechte, die gewöhnliche Syrer aus den Trümmern retten, die Assads Truppen hinterlassen haben, als sie friedliche Dörfer bombardierten.
Den offiziellen Legenden zufolge haben die Weißhelme seit 2012 insgesamt 80.000 Menschenleben gerettet, manche davon direkt vor den Kameras. Nachdem sie aus dem Sichtfeld verschwanden, sprangen die »schwer Verletzten« auf und rannten woanders hin, um sich dort von den Helden erneut retten zu lassen. Ein Film über sie gewann sogar einen Oscar. Das bedeutet, dass keine anständige, aufrechte Person (und dazu zählen auch die Experten von der OPCW) Zweifel daran hegen sollte, dass die Handy-Aufnahmen oder sonstigen Bilder, die ihnen die Weißhelme präsentieren, etwas Anderes sein könnten als reale Beweise für Chemiewaffenangriffe Assads.
Mit der Zeit hat sich das Verhältnis zwischen Amerikanern und Weißhelmen eingetrübt. Das liegt auch daran, dass die neue Regierung im Weißen Haus erkannte, wie wenig Nutzen die syrische Front im Kampf gegen den Iran bringt, und deshalb beschloss, sich nicht in diesen Morast hineinziehen zu lassen. Die Weißhelme hingegen erfüllten die Anweisungen jener, die ein Interesse daran hatten, die USA weiter und weiter hineinzuziehen. Also inszenierten sie mehr und mehr falsche Stories in der Absicht, Trump in den Krieg zu zerren, denn das war die einzige Chance der Assad-Gegner, die Auseinandersetzung doch noch zu gewinnen.
Es überrascht nicht, dass die USA zunächst den Weißhelmen die Unterstützung strich, dann aber – als die progressive Öffentlichkeit aufschrie, wie man denn die Rechte dieser Helden im Kampf gegen den blutrünstigen Tyrannen so beschneiden könne – einknickte und zustimmte, doch mehrere Millionen Dollar zur Verfügung zu stellen, damit die »Helden« ihre Arbeit bis Jahresende fortsetzen könnten. Völlig hängen lassen wollte Washington die Weißhelme dann aber doch auch nicht – dafür wissen diese Leute zu viel. Washington kann es sich nicht leisten, dass sie in die Hände Baschar al-Assads fallen.
Bringen wir ein paar Leute um
Tatsächlich gab es noch ein paar andere Optionen. Washington könnte beispielsweise ein paar Tötungen in Auftrag geben und dann behaupten, der »blutrünstige Tyrann« habe die Scharfschützen losgeschickt. Offenbar habe er sich an den syrischen Helden dafür rächen wollen, dass diese seine Verbrechen publik gemacht haben. Das wäre billiger und sicherer, allerdings wirft dieses Vorgehen gleich zwei Probleme auf: Zum einen reden wir hier über Hunderte von Leuten. Vielleicht geht den Killern der eine oder andere durch die Lappen, der dann sein Heil bei Assad sucht. Zweitens: Wenn sie dieses Werkzeug komplett aus ihrem Werkzeugkasten verbannen, könnte dies den Ruf der Amerikaner belasten – andere Werkzeuge in anderen Konflikten würden es sich sehr genau überlegen, ob sie künftig noch mit den USA arbeiten wollen. In Anlehnung an Roosevelt: »Es mögen Schweinehunde sein, aber es sind unsere Schweinehunde.«
Und genau das ist der Grund, warum der Westen beschloss, die Weißhelme aus dem Südwesten Syriens abzuziehen. Das Ganze musste schnellstmöglich über die Bühne gehen, denn die Syrer hatten die Kontrolle über die jordanische Grenze übernommen und die »PR-Abteilung« saß auf einem kleinen Streifen Lands entlang der Golanhöhen fest. Wie Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagt, hätten ihn der amerikanische Präsident Donald Trump und der kanadische Premierminister Justin Trudeau angesichts dieser Lage gebeten, die Evakuierung der Weißhelme und deren Angehörigen in die Wege zu leiten, denn: »Die Menschen, die Leben gerettet hatten, waren nun selbst in Lebensgefahr.« Erst brachten die Israelis sie in ihr eigenes Land, dann reichte man sie an die Jordanier weiter.
Nach offiziellen Angaben wurden insgesamt 422 Personen (Weißhelme und deren Angehörige) evakuiert. Jetzt halten sie sich an einem geheimen Ort in Jordanien auf, in drei Monaten werden sie nach Großbritannien, Kanada und Deutschland umgesiedelt, irgendwo weit weg von den Kameras. Und da die Informationen über ihre künftigen Aufenthaltsorte streng geheim sind, wird niemand den Westen daran hindern können, still und leise die wichtigsten und gefährlichsten Mitglieder dieser Organisation um die Ecke zu bringen. Sicher ist sicher.
Quelle: ZeroHedge