Douglas Murray
»Falscher Freund«: Tugendwächter starten Vernichtungskampagne gegen Schauspielerin
JETZT dringt die Armee der tyrannischen Kindsköpfe, die sagen, jeder müsse so denken wie sie, in unsere Schlafzimmer ein, meint Douglas Murray nach dem Versuch des linken Internet-Mobs, Killing Eve-Star Jodie Comer zu »canceln«.
Glauben Sie an Gedankenverbrechen? Wenn man die Leute einzeln ins Visier nimmt, bis alle nur noch einem Standpunkt zustimmen? Jede Woche sehen wir wie diese Welt etwas mehr Wirklichkeit wird.
Viele der Opfer sind berühmt. Aber Leute, die nicht im Entferntesten bekannt sind, schreiben mir jede Woche, dass auch sie jetzt um ihren Lebensunterhalt fürchten.
In den letzten Jahren hat der »Konformitätszwang« stetig zugenommen. Zunehmend wurde uns gesagt, was wir sagen, hören, sehen und wissen dürfen.
Der linke Mob schwärmt über das Internet und zieht seine Kampagnen durch, um abweichende Stimmen zum Schweigen zu bringen – und frei denkende Menschen aus ihren Jobs zu befördern. Und sie haben es geschafft. Jetzt wollen die »Wokerati« (von engl. Woke, als »die Erwachten«) auch in unser Schlafzimmer und bestimmen, mit wem wir schlafen dürfen.
Nehmen Sie nur den Versuch von letzter Woche, die Killing Eve-Schauspielerin Jodie Comer »zu canceln«. Ihr Verbrechen? Nichts, was sie gesagt oder gedacht hätte. Stattdessen waren die Online-Trolle wütend geworden, weil sie herausgefunden haben, mit wem sie ihre Zeit verbringt.
Der vermeintliche Schuldige ist ein amerikanischer Lacrosse-Spieler namens James Burke. Sein Verbrechen? Herr Burke soll registrierter Republikaner und ein Anhänger von Donald Trump sein. Die Folge? Eine Internet-Kernschmelze und eine Forderung von Aktivisten, dass Judy Comer daran gehindert wird, jemals wieder zu arbeiten.
Es ist einfach nur lächerlich. Wie kann jemand verlangen, dass wir uns auf Partner beschränken, die zu 100 Prozent ideologisch mit den Ansichten einer linken Sekte übereinstimmen?
Das Mobbing der harmlosen Jodie Comer mag ein neuer Tiefpunkt sein, aber ich habe den Wahnsinn schon seit einiger Zeit kommen sehen. Vor zwei Jahren verlor ein 26-jähriger Rennfahrer namens Conor Daly seine Sponsoren aufgrund einer Aussage aus den 1 9 8 0 er Jahren. Daly nahm an Rennen teil, die von Nascar – der in den südlichen USA beliebten National Association for Stock Car Auto Racing – betrieben wird.
Jetzt bedenken Sie aber Folgendes: Daly war zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Straftat gar nicht am Leben! Wie konnte er etwas Falsches sagen, bevor er überhaupt geboren wurde? Die Antwort ist, Daly verlor sein Sponsoring, weil sein Vater, ein Rennfahrer, drei Jahrzehnte zuvor einen rassistischen Spruch gemacht haben soll. Die »Straftat« war offenbar nicht verjährt!
Dieser schreckliche, totalitäre Instinkt hat sich mit erstaunlicher Leichtigkeit bei der breiten Masse der Linken eingeschlichen. Es ist das Produkt eines rachsüchtigen Linken, der früher in den Reservaten bestimmter US-amerikanischer Universitätsgelände eingehegt war.
Doch heute, befeuert durch den Internet-Mob, probt diese unausgegorene Ideologie aus Stammesdenken und Dogmatik, besessen von der Sprache der Rassen-, Sexual- und Geschlechterpolitik, den Aufstand.
Alle anständigen Einstellungen, nicht zuletzt die britische Idee des Fairplay, wurden von den Mobbern verdrängt. Es ist völlig normal, einen Standpunkt zu haben und darüber zu streiten. Es ist vollkommen in Ordnung, einige Ideen nicht zu mögen und sogar zu verachten. Aber niemand hat das Recht, Menschen wegen anderer Ansichten zu entlassen oder arbeitslos zu machen, geschweige denn wegen den Ansichten ihres Partners! Das ist weder demokratisch noch akzeptabel. ES IST FASCHISMUS. Roter Faschismus, aber trotzdem Faschismus.
Es ist wichtig, dass wir uns dieser Entwicklung stellen. Extremismus kann auf allen politischen Seiten auftreten. Jede politische und religiöse Bewegung kann zum Magneten für verbitterte und radikale Unzufriedene werden. Aber in unserer Zeit kommen die Mobbing-Totalitaristen von einer immer durchsetzungsfähigeren politischen Linken. Das ist die Gefahr!
Nehmen Sie den Brief der letzten Woche an Harpers Magazin, der von 153 Künstlern, Schriftstellern und Gelehrten signiert wurde. In dem Brief wurde ein Ende der »Absage-Kultur« (»cancel culture«) gefordert, bei der ein Online-Mob versucht, Menschen nur aufgrund ihrer Ansichten einzuschüchtern und »die Plattform zu entziehen« (»zu de-plattformieren«).
Zufällig war der Brief linksgerichtet, einschließlich des obligatorischen Angriffs auf Präsident Trump. Die Unterzeichner waren ebenfalls fast alle von links, was darauf hindeutet, dass sie wenig Interesse daran haben, »die Hand der Versöhnung auszustrecken«. Aber ihren Gefühlen war schwer zu widersprechen – oder wie Sie die Sache betrachteten.
Die am Ende des Briefes genannten Leuchten wurden einzeln ausgewählt. Wussten sie, dass sie mit ihrem Namen neben der entsetzlichen »Transphobe« J. K. Rowling unterschreiben? Wussten sie, dass ein einsamer Konservativer, George W. Bushs ehemaliger Redenschreiber, David Frum, den Brief unterschrieben hatte? Schon bald entschuldigten sich einige Unterzeichner dafür, dass sie überhaupt unterschrieben hatten!
In einem bestimmten Stadium des Erwachsenwerdens verstehen die meisten von uns, dass eine weltweite Übereinstimmung mit unseren eigenen persönlichen Ansichten nicht erreichbar ist, selbst wenn es uns so wünschenswert erscheint. Heute haben wir es jedoch mit einer Armee von großen Kindsköpfen zu tun, die diese Erkenntnis nie gemacht hat. Sie haben nie erfahren, dass die Welt aus vielen verschiedenen Meinungen besteht.
An der Universität wurde ihnen etwas »Positiv Gefährliches« gesagt: Menschen, die mit ihnen nicht einverstanden sind, sind nicht nur falsch, nicht nur unwissend, sie sind schlecht informierte Heuchler. Und dass – um Gerechtigkeit zu erreichen – diese Menschen aus dem Weg geräumt werden müssen.
Die Welt, die diese Aktivisten erschaffen wollen, ist rachsüchtig und bösartig und sie wird zunehmend langweilig. Letzte Woche wurde ein Clip aus einer kürzlich erschienenen BBC-Comedy-Show, The Mash Report, online gestellt. Selbst für diejenigen von uns, die es vor langer Zeit aufgegeben haben, etwas Lustiges auf der BBC zu suchen, war es umwerfend schrecklich.
Es enthielt ein Segment von zwei unlustigen Komikern, die sich auf unlustige Weise einig waren. Irgendwann erklärte die Komikerin: »Redefreiheit ist jetzt im Grunde eine Möglichkeit für Erwachsene, rassistische Dinge ohne Konsequenzen zu sagen«. Es gab nicht den kleinsten Hinweis auf Ironie. Eine solche grundfalsche Gewissheit ruiniert die Komödie, wie vieles andere, wie Ricky Gervais erst vor wenigen Tagen sagte. Wer würde es heute wagen, einen »gefährlichen« Witz zu machen? Es ist viel bequemer, unter dem Deckmantel des »Humors« auf BBC politisch-korrekte Predigten zu halten.
Einige – besonders wenn sie weiß und männlich sind – denken inzwischen, der beste Weg, um diesem Wahnsinn zu entkommen, besteht darin, die Augen zu schließen und den großen Lügen des Zeitgeists die Treue zu schwören. Sie haben ja gesehen, wie der Mob mit jenen verfährt, die etwas Kontroverses zu sagen hatten.
Heute sind Wohltätigkeitsorganisationen, öffentliche Stellen und ganze Unternehmen zunehmend mit Menschen besetzt, denen gesagt wurde, was sie sagen und was sie glauben sollen. Einige bekommen sogar von ihren Vorgesetzten gesagt, welche Bücher sie lesen sollen und welche nicht – eine finstere Entwicklung. Stellen Sie sich vor, letzten Monat erhielt ich einen durchgesickerten Brief, der von einer (farbigen) NHS-Chefärztin in Birmingham verschickt wurde. Sie hatte ihre Untergebenen empfohlen, sie sollten vier Bücher über »weiße Privilegien« lesen, um »ihre Einstellungen zu korrigieren«.
Das ist falsch und die Leute sollten sich wehren, solange wir noch die Chance haben.
Es würde den »Wokerati« gefallen, wenn wir in einer von ihnen geführten Diktatur leben müssten. Aber so weit ist es nicht – jedenfalls noch nicht.
Wir leben in einer Demokratie. Einer, in der Menschen das Recht haben, ihre Meinung zu äußern, und dennoch das Recht haben, sich mit andersdenkenden Menschen zu verabreden, mit denen der linke Mob ein Problem hat.
Die Mobber wollen uns dazu zwingen so zu reden oder zu denken, wie sie es für richtig halten.
Es ist an der Zeit, ihnen die passende Antwort zu geben!
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Montag, 13.07.2020
Quelle: Mail Online