Torsten Groß
»Geschlechtergerechtigkeit«: Genderisierung zerstört die deutsche Sprache
Der von links-grüner Seite forcierte Genderwahn treibt in Deutschland immer absurdere Blüten. Kürzlich hat Stuttgarts grüner Oberbürgermeister Fritz Kuhn eine sog. Mitteilungsvorlage unterschrieben, mit der man eine »gendersensible« bzw. »geschlechtergerechte« Sprache in der Verwaltung der baden-württembergischen Landeshauptstadt durchsetzen will. Künftig sollen beispielsweise die Adressaten von Schreiben nicht mehr mit der üblichen Formel »Sehr geehrte Damen und Herren«, sondern mit »Liebe Menschen« angesprochen werden, um nur ja nicht die anderen Geschlechter zu diskriminieren, die in der linken Vorstellungswelt neben Männern und Frauen zahlreich existieren. Doch nicht nur das: Auch dem »Mutter-Kind-Parkplatz« soll in Stuttgart der Garaus gemacht werden, weil dadurch »traditionelle Rollenbilder« verfestigt würden, so die Begründung.
Überraschenderweise hat ausgerechnet Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann scharfe Kritik am Vorstoß seines Parteikollegen Kuhn geübt und sich gegen eine »Sprachpolizei« ausgesprochen. Kretschmann wörtlich:
»Natürlich müssen wir darauf achten, dass wir in unserer Sprache niemanden verletzen, und Sprache formt unser Denken ein Stück weit. Aber jeder soll noch so reden können, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Von diesem ganzen überspannten Sprachgehabe halte ich nichts.«
Kretschmann moniert außerdem, dass es ihm immer wieder Schwierigkeiten bereite, sich in Reden vor Publikum »gendergerecht« auszudrücken, also immer auch die weibliche Form zu nennen. »Mit der Verwechslung von Genus und Sexus kann ich gar nichts anfangen, beuge mich aber zu einem gewissen Grad diesem Trend«, so der grüne Politiker.
Mit diesem Problem sehen sich im Alltag viele Menschen konfrontiert, die im öffentlichen Leben stehen und deshalb unter besonderer Beobachtung linker Zeitgenossen und Medien stehen.
Der Genderwahn zerstört nicht nur die Ästhetik der deutschen Sprache, sondern verschlechtert auch die Lesbarkeit von Texten wie etwa Gesetzen und Vorschriften, die dadurch für viele Bürger noch unverständlicher werden als sie es zuvor schon waren.
Außerdem wird es Zuwanderern erschwert, unsere ohnehin komplexe Sprache zu erlernen, obwohl diese Kompetenz von Politikern in Sonntagsreden immer wieder als zentraler Baustein für eine erfolgreiche Integration in Deutschland gepriesen wird.
Nichtsdestotrotz haben bereits viele Kommunen, Behörden, Hochschulen und Organisationen in Deutschland zum Teil verbindliche Leitfäden für eine »geschlechtergerechte Sprache« erlassen.
Danach darf das Maskulinum in Texten nur noch dann verwendet werden, wenn damit ausschließlich auf Personen biologisch männlichen Geschlechts Bezug genommen wird. Wiederholt ist es vorgekommen, dass Prüfungsarbeiten an deutschen Universitäten zurückgewiesen wurden, weil sie nicht korrekt »durchgegendert« waren. Als ob wir im Bildungsbereich nicht ganz andere Probleme hätten!
Aufgrund der scharfen Kritik nicht nur aus den eigenen Reihen, sondern auch von CDU und AfD, rudert Fritz Kuhn nun zurück. Schließlich stehen in drei Monaten OB-Wahlen in Stuttgart an. Kuhn zeigt sich verschnupft über die negativen Reaktionen auf seinen Erlass und bezeichnet die Debatte als »überzogen«. Schließlich habe es im Verwaltungsausschuss der Stadt »breite Zustimmung« für die Vorlage gegeben, die eine »zeitgemäße Richtschnur« für die »sensible Kommunikation« mit bestimmten Personen und Personengruppen seien. Es handele sich im Übrigen ja nur um eine Empfehlung, nicht um eine verbindliche Anweisung, rechtfertigt sich der grüne OB. Deshalb sei es falsch, in diesem Zusammenhang von einer »Sprachpolizei« zu sprechen. »Sprachwandel geht nicht per Gesetz und auch nicht mit einer ›Sprachpolizei‹«, so Kuhn.
Das ist wenig überzeugend. Denn in der Praxis wird jeder Mitarbeiter der Stuttgarter Stadtverwaltung, der den neuen Sprachregelungen nicht folgen mag, sehr schnell von politisch-korrekten Kollegen und Vorgesetzten unter Druck gesetzt werden und sich fügen müssen, will er nicht soziale Ausgrenzung oder berufliche Nachteile erleiden. Die »Sprachpolizei« wird es also doch geben, zwar nicht offiziell, aber informell!
In die Debatte hat sich auch Stuttgarts Gleichstellungsbeauftragte Ursula Matschke eingeschaltet, die maßgeblichen Anteil am Zustandekommen der von Kuhn abgesegneten Mitteilungsvorlage gehabt haben dürfte. Erwartungsgemäß verteidigt Matschke die neuen Richtlinien und verweist auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Oktober 2017.
Die Karlsruher Richter hatten damals entschieden, dass der gesetzliche Zwang, sich in Personenstandsregistern als männlich oder weiblich eintragen zu lassen, intersexuelle Menschen in ihren Grundrechten verletzt.
In der Urteilsbegründung habe das Gericht »auch für eine geschlechtsneutrale Sprache im Kontakt mit Bürgern« plädiert, belehrt uns Welt-Redakteurin Hannelore Crolly.
Eine solche Empfehlung findet sich im Urteilstext zwar gar nicht. Dennoch will der Gesetzgeber die höchstrichterliche Entscheidung von 2017 wohl zum Anlass nehmen, die »geschlechtsneutrale« Ansprache durch Behörden bundeseinheitlich und verbindlich zu regeln.
Deshalb betrachtet auch Stuttgart die jetzt in Kraft gesetzten »Empfehlungen« nur als eine Übergangslösung.
Einer kürzlich durchgeführten Umfrage des Forschungsinstituts Infratest Dimap zufolge lehnt eine Mehrheit von 56 Prozent der Deutschen eine »geschlechtergerechte« Schreibweise in Medientexten etwa durch die Verwendung von Binnen-I, Genderstern oder Unterstrich ab.
Dieses klare Votum wird die strammen Linksideologen in Deutschland aber nicht davon abhalten, die »Genderisierung« weiter voranzutreiben und so das Kulturgut deutsche Sprache zu zerstören. Denn das ist die eigentliche Intention!
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Donnerstag, 06.08.2020