Michael Brückner
Goldpreisabsturz: Warum man jetzt kaufen sollte
Das erste halbe Jahr war für Goldanleger alles andere als erfreulich. Und im Juni ging es mit dem Preis für das gelbe Edelmetall noch einmal richtig talwärts. Jetzt aber ist es an der Zeit, so zu handeln wie viele vermögende Privatkunden und Family Offices: Sie nutzen die günstigen Preise, um ihre Goldbestände aufzustocken.
An Anlässen für steigende Goldpreise mangelte es in den vergangenen Wochen und Monaten gewiss nicht. Eine Regierungskrise in London, eine inszenierte Regierungskrise in Berlin, Handelskriege rund um die Welt, die anhaltend labile wirtschaftliche und politische Situation in Südeuropa und natürlich nicht zuletzt die Migrantenkrise. Und das ist noch nicht alles: In China brach der Aktienmarkt ein und in der Türkei die dortige Währung. Eigentlich ein glänzendes Umfeld für das glänzende Edelmetall, sollte man meinen. Tatsächlich aber haben Goldinvestoren schon seit Beginn des Jahres wenig Anlass zur Freude. Ab April beschleunigte sich die Talfahrt, von der auch das Silber betroffen ist. Zwischen Mitte April und Mitte Juli fiel der Goldpreis auf Dollar-Basis um rund acht Prozent.
Fluchtwährung oder De-Dollarisierung?
Deutlich abwärts ging es für das Gold im Juni. Und zwar genau zu jener Zeit, als China in den Handelskrieg eingriff und seinerseits bestimmte US-Produkte mit Strafzöllen überzog. Für viele Marktbeobachter war die Sache klar: Von einem Handelskrieg profitiert nicht das Gold, sondern der US-Dollar. Obwohl nicht nur in China und Russland der Prozess der De-Dollarization, also der Zurückdrängung des Dollars als »Weltwährung«, begonnen hat, gilt der Greenback noch immer als angeblicher »Schutzhafen«, wenn die internationalen Probleme eskalieren.
Im Gegensatz zum Gold wird die Stellung des Greenbacks notfalls von der US-Regierung (gleich, welcher Präsident amtiert) auch militärisch verteidigt. Ein wichtiges Instrument der Dollar-Dominanz ist der Ölmarkt, der auf Dollar-Basis abgewickelt wird, selbst wenn Russlands Präsident Putin erst unlängst wieder zur De-Dollarisierung des Ölhandels aufrief. Es erscheint daher mehr als fraglich, ob der Dollar längerfristig seinen Ruf als »sicherer Hafen« wird verteidigen können. Denn letztlich ist auch der Greenback nichts anderes als eine Papier-(Fiat-)Währung.
Aktuell aber herrscht ganz offenkundig die Einschätzung vor, dass die Vereinigten Staaten einen Handelskrieg besser überstehen dürften als China oder Deutschland, die in starkem Maße exportabhängig sind. Daher sei der Dollar praktisch bei jeder Eskalation des Handelskriegs in den vergangenen Wochen gekauft worden, sagt Funda Sertkaya vom Edelmetallhändler Ophirum. Zudem werde Gold in Dollar notiert und werde mithin bei einer steigenden US-Währung für Investoren immer teurer.
Druck vom Terminmarkt
Ohne Frage hat die Flucht in den vermeintlich sicheren Dollar zum Absturz des Goldpreises beigetragen. Der entscheidende Auslöser dürfte jedoch – wie auch in der Vergangenheit – vom Terminmarkt ausgegangen sein. So wurden allein an einem Tag im Juni Berichten von Marktteilnehmern zufolge rund 260 000 Goldfutures verkauft. In solchen Verkäufen spiegelt sich die abnehmende Bereitschaft wider, Gold zu einem bestimmten Preis zu liefern. Von den sinkenden Preisen profitieren dann Spekulanten, die auf eine solche Entwicklung mit entsprechenden Terminkontrakten gesetzt haben. Neben den Terminmärkten brachten auch die Exchange Traded Funds (ETFs) den Markt in Turbulenzen. Der weltweit führende Gold ETF SPDR Gold Shares reduzierte seine gehaltene Goldmenge seit Beginn des Jahres von 837,5 auf 795,19 Tonnen.
Dies ging einher mit einer »weltweit relativ schwachen Nachfrage nach physischem Gold«, wie der Edelmetallhändler pro aurum in seinem Goldreport von Ende Juni konstatiert. In einem solchen Umfeld habe der Papiergoldmarkt die Dominanz bei der Preisfindung. Sowohl am Londoner Spotmarkt als auch an der Futurebörse COMEX in New York könnten in einer solchen Situation problemlos Stopp-Loss-Verkäufe ausgelöst werden, was Spekulanten einfache Gewinne sichere.
Daneben ist allerdings auch das politische Umfeld zu beachten. Denn dass der Goldpreis immer in Krisenzeiten abstürzt, hat schon der Rohstoffexperte und Autor Dimitri Speck überzeugend nachgewiesen. Insofern kann es nur den naiven Marktbeobachter erstaunen, dass ausgerechnet in Zeiten, da über De-Dollarisierung diskutiert wird, plötzlich viel Geld in den Greenback und nicht ins Gold fließt. Das Signal ist eindeutig: »Schaut her, liebe Investoren, wenn es ernst wird, vertraut die Finanzwelt eben doch eher dem US-Dollar als dem Gold«, so die implizite Botschaft.
Stimmung dreht sich
Noch wichtiger als die Analyse der Ursachen des Goldpreisabsturzes ist für Anleger jedoch die Frage, wie es weitergeht mit dem gelben Edelmetall. Vieles spricht dafür, die gegenwärtige Marktschwäche zu nutzen, um relativ günstig in physisches Gold, sprich: in Barren oder Münzen, zu investieren. Denn erstens ist vor allem US-Präsident Trump an einem dauerhaft starken Greenback kaum gelegen. Wenn sich also – politisch gewollt – der Greenback abwärts bewegt, wird im Gegenzug der Goldpreis zulegen. Beobachter berichteten in den vergangenen Tagen, dass sich die Stimmung an den Terminmärkten mit Blick auf das Gold wieder dreht. Mitte Juli hatte sich die Zahl offener Kontrakte (Open Interest) leicht erhöht. Und schließlich wird von großen Handelshäusern über eine steigende Nachfrage nach Gold seitens vermögender Privatkunden und Family Offices berichtet.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
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