Helen Collis
Großbritannien will Marineinfanterie an den Persischen Golf entsenden
Reaktion auf wachsende Spannungen mit dem Iran.
Großbritannien verlegt Eliteeinheiten an den Golf von Oman, schreibt die Sunday Times. Die Soldaten sollen angesichts der zunehmenden Spannungen im Verhältnis mit dem Iran die in der Region stationierten britischen Kriegsschiffe schützen.
Der Truppenverlegung vorausgegangen waren am Donnerstag Angriffe auf zwei Öltanker. Die USA geben Teheran die Schuld für die Attacken. Am Freitag sagte der britische Außenminister Jeremy Hunt, Großbritannien werde sich ein eigenes Bild machen, vertraue aber der Einschätzung der Vereinigten Staaten.
Hundert Royal Marines sollen »innerhalb weniger Wochen« an den neuen britischen Marinestützpunkt in Bahrain verlegt werden, schreibt die Sunday Times unter Verweis auf anonyme Militärquellen.
Die Soldaten sollen die Meerenge mit Helikoptern und kleineren Booten patrouillieren und die Einsatzkräfte schützen, so die Zeitung. Die Mission sei seit mehreren Wochen geplant. Das britische Verteidigungsministerium wollte die ganze Angelegenheit kleinreden und ließ der Sunday Times ausrichten: »Es handelt sich um eine im Vorhinein geplante Truppenübung, die in keinerlei Zusammenhang mit der laufenden Situation im Golf von Oman zusammenhängt.«
Der Iran bestreitet, an den Angriffen auf die Öltanker beteiligt gewesen zu sein, aber die USA besitzen nach eigenen Angaben Videobeweise, die die Schuld iranischer Truppen belegen.
Seit die USA das Atomabkommen mit Teheran vergangenes Jahr aufgekündigt und erneut Sanktionen verhängt haben, nehmen die Spannungen zwischen dem Iran und dem Westen zu. Im Mai hoben die USA Ausnahmegenehmigungen auf, die es einer kleiner Gruppe von Nationen ermöglicht hatte, den US-Sanktionen zum Trotz iranisches Öl zu kaufen.
Im Dezember warnte der iranische Präsident Hassan Rohani: »Sollten die USA eines Tages die Ausfuhr iranischen Öls verhindern wollen, wird überhaupt kein Öl mehr aus dem Persischen Golf exportiert.«
In den engen Schifffahrtsstraßen der Region drängen sich die Öltanker dicht an dicht. Ein Drittel der weltweiten Rohölproduktion wird durch die Straße von Hormus befördert, die den Iran von Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten trennt.
Nachdem Außenminister Hunt erklärt hatte, dass der Iran »beinahe sicher« hinter den Angriffen stecke, beschwerte sich Teheran beim britischen Botschafter im Iran, Rob Macaire, wie die BBC meldete. Allerdings sei der Botschaft nicht, wie in anderen Medien gemeldet, hochoffiziell einbestellt worden, sagte ein Mitarbeiter des britischen Außenministeriums.
Am heutigen Montag werden auf einer Krisensitzung Vertreter des britischen Militärs und der nationalen Sicherheit über die Rolle des Landes in der Golf-Krise beraten, schreibt die Sunday Times.
Quelle: Politico
Montag, 17.06.2019