Gerald Celente

»Handelskriege machen die Märkte nicht kaputt und billiges Geld wird sie weiter beflügeln«

Es hört niemals auf. Seit mehr als drei Jahren schreien die Wirtschaftsmedien »Handelskrieg«, sobald die Wertpapiermärkte auch nur ein klein wenig schwächeln. Wenn dagegen S&P und Nasdaq Rekorde brechen, führt das kaum mal jemand auf Handelsinitiativen zurück, denn tatsächlich ist es doch so: Es sind Gewinne, Aktienrückkäufe und günstige Zinsen (beziehungsweise billiges Geld), die die Märkte beflügeln.

Die Märkte hatten diese Woche Einbußen zu verzeichnen, nachdem US-Präsident Donald Trump ankündigte, chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar mit 25 Prozent Einfuhrzoll zu belegen, und drohte, weitere Waren im Wert von 325 Milliarden Dollar ebenfalls mit 25 Prozent Strafzoll zu belegen, sollte es bei den Verhandlungen über ein Handelsabkommen nicht zu einer Einigung kommen.

Und dennoch bleiben wir bei unserer Trendprognose vom August 2018: »Es wird keinen ausgewachsenen Handelskrieg geben. Wir sind zu der Ansicht gelangt, dass Trump mit den von ihm verhängten Zöllen und den Drohungen, sie weiter zu verschärfen, seine Verhandlungsstrategie des Art of the Deal verfolgt.«

Die amerikanische Volkswirtschaft ist nicht nur die größte der Welt, sondern auch die stärkste. Mit Blick auf das Ausmaß des amerikanischen Handelsdefizits – 2018 stellte es mit 621 Milliarden Dollar einen neuen Rekord auf – prognostizieren wir, dass sich China und andere Nationen mit den USA darauf verständigen werden, diese gewaltige Schieflage aufzulösen und nicht die eigenen Gewinnströme zu zerstören.

Hinzu kommt: Das Geschrei in den Medien, wonach die amerikanischen Zölle dafür verantwortlich sind, dass sich Chinas Wirtschaftswachstum verlangsamt, entbehrt jeder Grundlage, denn die aktuellen Zölle der USA haben Chinas Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr nur um geschätzte 0,8 Prozent gedrückt.

»IT’S THE ECONOMY, STUPID«

Je näher die Präsidentschaftswahlen 2020 in den USA heranrücken, desto stärker wird die Wirtschaft zum zentralen Thema werden. Obwohl die Zustimmung für Präsident Trump bei 46 Prozent liegt (auf vergleichbarem Niveau zu dem von Obama zum selben Zeitpunkt seiner Präsidentschaft), erreicht die Zustimmung zu seiner Wirtschaftspolitik mit 56 Prozent ihren bislang höchsten Stand. Für Trump hat es Priorität, eine zweite Amtszeit zu bekommen, weshalb die Regierung die US-Notenbank möglicherweise erfolgreich unter Druck gesetzt hat, 2019 die Zinsen nicht weiter anzuheben. Wir prognostizieren jedenfalls, dass die Fed die Zinsen sogar noch stärker als um die von der Regierung geforderten 50 Basispunkte senken wird, sollten die Wertpapiere dramatisch einbrechen.

Auch der Handelskrieg wird 2020 im Wahlkampf Thema sein. Bernie Sanders, Realityshow-Kandidat des demokratischen Präsidentschaftswahlkampfs, fordert ein noch härteres Durchgreifen in Wirtschaftsfragen. Trump solle, so Sanders, seine Wahlkampfversprechen einhalten und »zurück ans Reißbrett gehen, was (das Freihandelsabkommen) NAFTA anbelangt … das Abkommen, das Trump mit Mexiko neu ausgehandelt hat, wird es Unternehmen wie General Motors trotzdem erlauben, unsere Arbeitsplätze nach Mexiko zu schicken«.

TREND-PROGNOSE: Die »goldene Regel« nicht vergessen. Sollten Handelskriege die Weltwirtschaft tatsächlich spürbar beeinflussen, würde der Preis von Gold als ultimativem sicherem Zufluchtsort steigen. Stattdessen stagniert der Goldpreis mehr oder weniger bei über 1.280 Dollar.

Insofern halten wir an unserer Prognose fest, dass die Untergrenze von Gold bei 1.200 Dollar pro Unze liegt und dass Gold die Grenze von 1.450 Dollar pro Unze durchbrechen müsste, um zurück in die 2.000-Dollar-Region zu springen, die der Preis 2011 fast erreichte.

Freitag, 10.05.2019