Tyler Durden
Kriegspropaganda und Amerikas Hochrüsten gegen den Iran
Im Persischen Golf nehmen die Spannungen weiter zu.
Anfang Mai verlegten die USA die Kampfgruppe um den Flugzeugträger USS Abraham Lincoln sowie das amphibische Transportdock USS Arlington, weitere Marineinfanterie, Amphibienfahrzeuge, Drehflügler, Patriot-Raketen und ein Bombergeschwader in die Region. Dieser Schritt sei erforderlich als Abschreckungsmaßnahme gegenüber dem Iran, denn der sei gerade dabei, Angriffe auf amerikanische Truppen und Infrastruktur vorzubereiten, hieß es von amerikanischer Seite.
Am 21. Mai erklärte der amtierende US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan, es sei den USA gelungen, das Potenzial iranischer Angriffe »einzufrieren«. Der vermeintliche Sieg über die vagen »iranischen Drohungen« hielten die USA aber nicht davon ab, militärisch weiter aufzurüsten.
Am 25. Mai verkündete Präsident Donald Trump, dass die USA 1500 Soldaten, 12 Kampfflugzeuge, bemannte und unbemannte Aufklärungsflugzeuge und eine Reihe Pioniere gegen den Iran entsenden würden.
Zudem segnete Trump den Verkauf von Lenkraketen und anderem Militärgerät im Gesamtwert von 8 Milliarden Dollar an Saudi-Arabien ab und nutzte dabei ein rechtliches Schlupfloch. Eigentlich hat der US-Kongress Trump derartige Geschäfte untersagt, aber die Regierung rief nun einen Notfall aus und erklärte, man müsse dem »schlechten Einfluss des Irans« abschreckend entgegentreten.
Die Truppenbewegungen gingen mit einer neuen Runde Propaganda einher, die für Angst und Schrecken sorgen soll.
Am 24. Mai gab Admiral Michael Gilday als Direktor des Vereinigten Generalstabs der US-Streitkräfte eine Pressemitteilung heraus, in der es hieß, die Führung des Irans habe auf der allerhöchsten Ebene eine Reihe disruptiver Angriffe befohlen. Zu den Zielen würden sowohl eine Ölpipeline von Aramco sowie Pumpwerke gehören, außerdem hätten Sabotageakte an vier Öltankern in der Nähe der Straße von Hormoz dazu gezählt sowie ein Raketenangriff am 19. Mai, als die Nachbarschaft der US-Botschaft in Bagdad beschossen wurde. Zudem wiederholte er, es gebe »glaubwürdige Berichte, wonach iranische Stellvertretergruppen Angriffe auf US-Personal im Nahen Osten beabsichtigen«. Allerdings legte er keinerlei handfeste Beweise vor, die diese Behauptungen untermauerten.
Am 28. Mai gab John Bolton, Präsident Trumps Berater für Nationale Sicherheit, »Seeminen, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Iran stammen«, die Schuld an dem Zwischenfall mit den Öltankern vor den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Bei einem Krisentreffen arabischer Staats- und Regierungschefs am 30. Mai in Mekka wetterte Saudi-Arabiens König Salman gegen den Iran. Das Land stelle seit 40 Jahren die größte Bedrohung für den Weltfrieden dar, sagte Salman und wiederholte Vorwürfe der USA und Israels, was die angeblichen Raketen- und Atompläne Teherans angeht. Er drängte das Bündnis um die USA, das iranische Regime »mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln« daran zu hindern, sich in der Region »einzumischen«.
Trotz aller Kriegsrhetorik seitens der USA und ihrer Verbündeten sowie den jüngsten Truppenbewegungen scheint Washington zum jetzigen Zeitpunkt nicht auf eine direkte Konfrontation mit dem Iran eingestellt zu sein. Die Trägergruppe um die USS Abraham Lincoln bleibt außerhalb des Persischen Golfes im Arabischen Meer, was belegt, dass Washington Respekt vor den militärischen Möglichkeiten des Irans hat und dass Amerika massiv an Gesicht verlieren könnte, sollte der Flugzeugträger zu dicht vor der iranischen Küste eine Machtdemonstration abliefern wollen.
Iran wiederum hat betont, dass man vor derartigen Drohungen nicht einknicken werde. Der iranische Präsident Hassan Rohani erklärte, sein Land werde sich nicht von Wirtschaftssanktionen und der Drohung eines militärischen Vorgehens an den Verhandlungstisch zwingen lassen.
»Ich bevorzuge Gespräche und Diplomatie, aber angesichts der derzeitigen Bedingungen akzeptiere ich das nicht. Die heutige Situation ist nicht für Gespräche geeignet und unsere Wahl besteht darin, Widerstand auszuüben«, sagte Rohani.
In den kommenden Monaten wird sich die Konfrontation zwischen den USA und dem Iran auf diplomatischer, wirtschaftlicher und militärischer Ebene weiterentwickeln. Drohungen und aggressive Gebärden gegenüber dem Iran werden nicht unbeantwortet bleiben. Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass Teheran etwas unternehmen wird, das eine Auseinandersetzung mit scharfen Waffen nach sich zieht. Dazu müssten rote Linien überschritten werden, indem beispielsweise wichtige Infrastruktur des Irans oder die Schifffahrtslinien der Öltanker direkt angegriffen werden.
Quelle: Zerohedge
Freitag, 07.06.2019