Tyler Durden

Moderne Kriegsführung: Erste Informationen über Einsatz russischer Kampfroboter in Syrien

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Ende 2019 tauchten im Internet Fotos und Videos auf, die belegten, dass russische Kampfroboter vom Typ Uran-9 im syrischen Bürgerkrieg eingesetzt worden sind. Es sind seltene optische Belege für den Einsatz, der offiziellen Quellen zufolge bereits 2018 stattgefunden hat.

Uran-9 ist ein unbemanntes Mehrzweckkampffahrzeug für den Bodeneinsatz und wurde erstmals im September 2016 auf der russischen Rüstungsmesse »Army-2016« präsentiert. Hersteller ist das russische Rüstungsunternehmen JSC 766 UPTK. Das Fahrzeug soll Antiterror-Einheiten, Aufklärern und weiteren Militäreinheiten in städtischem Umfeld Aufklärungsaufgaben abnehmen und Feuerunterstützung geben.

Uran-9 kann völlig autonom auf einer zuvor festgelegten Strecke agieren oder von einem Bediener gesteuert werden. Das erfolgt entweder von einem Kommandostand in einem Lkw aus oder über eine kleine, auf dem Rücken tragbare Kontrollstation.

Bei der Präsentation 2016 war Uran-9 mit einer 30-Millimeter-Maschinenkanone vom Typ Schipunow 2A72 bewaffnet, vier Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ 9M120-1 Ataka (Nato-Name: Spiral-2), sechs Flammenwerfern vom Typ Schmel-M und einem Maschinengewehr Kalaschnikow PKT/PKTM Kaliber 7,62 Millimeter. Alternativ kann der Panzer auch mit vier Igla-Boden-Luft-Raketen ausgestattet werden.

Auf jeder Seite des Turms sind zwei Ataka-Raketenwerfer und drei Schmel-M-Flammenwerfer angebracht. Die Ataka-Raketen haben eine operative Reichweite von 400 Meter bis 6 Kilometer und können bis zu 800 Millimeter dicke RHA-Panzerung durchschlagen.

Der unbemannte Spähpanzer kann dem Beschuss mit leichten Waffen und Treffer durch Granatsplitter widerstehen, die Panzerstahlplatten am Rumpf schützen dabei die Kettenaufhängung.

Das Robotersystem verfügt über diverse ferngesteuerte Sensoren, etwa ein Laserwarnsystem, elektro-optische Kameras und Wärmebildkameras. Das Feuerleitsystem umfasst eine automatische Zielerfassung, Vorrichtungen zur Identifizierung und Überwachung und einen Ballistikcomputer. Die Systeme können tagsüber auf bis zu sechs Kilometer Entfernung Ziele erfassen und verfolgen und nachts auf bis zu drei Kilometer Entfernung.

Uran-9 kann autonom oder manuell betrieben werden. Im autonomen Betrieb bewegt sich das Fahrzeug auf einem vorprogrammierten Weg und kann eigenständig feindliche Ziele identifizieren, entdecken, verfolgen und bekämpfen. Im manuellen Betrieb befindet sich der Bediener in einer mobilen Feuerleitstelle in einer sicheren Entfernung von etwa drei Kilometern.

Der dieselelektrische Antrieb erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit von 35 Kilometern pro Stunde auf Straßen und von 25 Kilometern pro Stunde im Gelände. In schwerem Gelände erreicht der Kampfroboter nur bis zu 10 Kilometer pro Stunde. Das Kettenlaufwerk sorgt für eine gute Geländegängigkeit, der durchschnittliche Bodendruck liegt bei 0,6 Kilogramm pro Quadratzentimeter.

Offiziell in Dienst gestellt wurde Uran-9 von den russischen Streitkräften im Januar 2019, erste Feldversuche fanden 2018 in Syrien statt und während der Truppenübung »Wostok-2018«.

Im Juni 2018 hatte RIA Novosti gemeldet, dass beim Einsatz in Syrien einige Defizite bei den Kampffähigkeiten des Uran-9 beobachtet worden seien. Militärexperten stellten Mängel bei der Kontrolle, der Mobilität, der Feuerkraft, der Intelligenz und den Überwachungsfunktionen des Roboters fest. Zusätzlich erwiesen sich Laufwerk und Federaufhängung als wenig zuverlässig. Der Betrieb der 30-Millimeter-Maschinenkanone verlief instabil, die Startkreise wurden nicht immer korrekt ausgelöst und der Wärmebildkanal der optischen Zielerfassung versagte.

Generalleutnant Igor Makuschew, stellvertretender Generalstabschef der russischen Streitkräfte und Vorsitzender des militärwissenschaftlichen Ausschusses der Streitkräfte, sagte der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge im April 2019, die Entwickler hätten sämtliche Fehlerquellen des Roboters beseitigt.

2019 tauchten dann weitere Probleme mit Uran-9 auf, so kam es angeblich wiederholt zum Verlust der Verbindung zur Kommandoleitstelle. Anders als bei Drohnen kann die Funkverbindung verloren gehen, wenn die Strahlung Berge, Gebäude und andere Gegenstände durchdringen muss. Bei den Erprobungen in Syrien wurde die Verbindung zum Kampfroboter ungefähr 17-mal für bis zu eine Minute unterbrochen und zweimal für anderthalb Stunden.

Anfällig sind Berichten zufolge die Rollen am Fahrwerk sowie die Federn der Aufhängung, weshalb der Roboter häufig repariert werden muss und nicht über längere Zeiträume hinweg eingesetzt werden kann.

Das größte Problem allerdings ist und bleibt die Fernsteuerung, da sie angeblich statt der versprochenen drei Kilometer nur auf eine Entfernung von 300 bis 400 Meter funktioniert.

Stand Dezember 2019 sind mehr als 20 Stück des Kampfroboters produziert worden. Der Einsatz in Syrien wurde im Großen und Ganzen als positiv und erfolgreich eingestuft. Selbst wenn die Berichte über die Defizite zutreffend sein sollte, könnten die Probleme kurzfristig abgestellt werden.

Bei Entwicklung und Einsatz unbemannter Systeme gibt es keine Durchbrüche zu vermelden.

Dennoch ist der Ansatz der russischen Streitkräfte interessant, denn Russland arbeitet nicht daran, separate Robotersysteme zu entwickeln, sondern an Gruppen von Robotersystemen, die innerhalb eines einzelnen intelligenten Netzwerks mithilfe eines vereinheitlichten Kontrollsystems gesteuert werden. Die genaue Zusammensetzung lässt sich dabei an die Aufgaben anpassen, die auf dem Schlachtfeld erfüllt werden müssen. Mit enormen Anstrengungen wurde (zum Teil erfolgreich) versucht, diese Robotersysteme autonom innerhalb einer Gruppe an einem Auftrag arbeiten zu lassen. Es ist der erste Schritt auf dem langen Weg zu vollkommen autonomen Robotersystemen, die ohne direktes Eingreifen menschlicher Bediener ihnen übertragene Aufgaben durchführen können. Die augenscheinlichsten Beispiele für diesen Weg sind der Kungas-Roboterkomplex und die schwere Kampfdrohne Ochotnik.

Ein weiterer Punkt ist der Funktionalismus der russischen Projekte. Anstatt weiter an Roboterhunden oder kleinen Kampfdrohnen für den Militäreinsatz zu arbeiten (mit Blick auf den derzeitigen technischen Fortschritt scheint es bei all diesen Themen Probleme zu geben), entschloss sich das russische Militär pragmatisch und wirksam dafür, relativ große Plattformen mit Kettenlaufwerk zu verwenden, bei denen erst noch nicht existente ingenieurstechnische Lösungen erforderlich sind. So konnte sich Moskau auf das konzentrieren, worauf es wirklich ankommt: den Einsatz von Robotersystemen unter Kampfbedingungen und die Entwicklung vollständig autonomer Lösungen.

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Sonntag, 22.12.2019

Quelle: ZeroHedge via SouthFront