Redaktion
Mord-Rekord 2018:
Londons Kriminalität als Krankheit
Londons Kriminalität als Krankheit
Die britische Metropole hat bereits im September die Schwelle zum hundertsten Mordfall überschritten. Die Zahl der Gewaltverbrechen ist drastisch angestiegen. Ein Warnsignal für europäische Großstädte.
Neueste Zahlen belegen ein Zehnjahreshoch der tödlichen Gewaltverbrechen in Großbritannien. In diesem Jahr übertrifft London erstmals die Mordrate von New York City. Sogar die mörderischen Terrorattacken von der London Bridge, Westminister und Manchester ausgenommen, lässt sich ein 12-prozentiger Anstieg der Mordrate feststellen.
Aktuellere Statistiken reflektieren die bedrohliche Tendenz. So registrierte die britische Polizei 2017/2018 insgesamt 14 769 Gewalttaten, bei denen Messer oder vergleichbare Waffen zum Einsatz kamen. 2015/2016 waren es noch 9745. Auffallend »mordbelastet« sind genau jene Bezirke, die sich sogar für London als außergewöhnlich multikulturell erweisen. Beispiel Tottenham: Anfang April ereignete sich dort der 48. Mordfall dieses Jahres – ein 17-jähriges Mädchen wurde in der Nacht aus einem vorbeifahrenden Auto niedergeschossen und starb. Nur wenige Minuten später wurde dann unweit vom ersten Schauplatz ein 16-jähriger Junge von Schüssen erfasst. Er überlebte zwar schwer verletzt, wird aber für den Rest des Lebens geschädigt sein. Sein 17-jähriger Freund wurde während desselben Angriffs mit einem Messer überfallen.
Einwohner machten sich online Luft über die untragbaren Zustände. »Ich habe die Nase so voll davon, nach dem aufzuwachen von einer weiteren Messerstecherei oder Schießerei zu erfahren, die sich in London zugetragen hat. Es wird schrecklich hier«, so ein Kommentar. Bürger beklagen eine inakzeptable Krisensituation, die dringend einer Lösung bedürfe, und fordern Londons Bürgermeister zum Handeln auf. Es gebe zu wenig Polizei auf den Straßen.
Der Rubikon ist überschritten
Nachdem sich Mitte September der hundertste Mordfall in der britischen Millionenstadt ereignete, sieht sich nun auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan veranlasst, etwas zu unternehmen. Dazu wird eine neue Einheit aktiviert, die Violence Reduction Unit. Nach amerikanischem Vorbild nahm bereits im Jahr 2005 die Scottish Violence Reduction Unit (SVRU) in Glasgow ihre Tätigkeit auf. Sozialarbeiter, Lehrer, Ärzte, Polizei und Regierung erhielten die Weisung, miteinander zu kooperieren, um einen erhöhten Sicherheitsstandard zu schaffen. Khan beruft sich gleichfalls auf die SVRU, wenn er fordert, man müsse »mit den Gewaltverbrechen umgehen wie mit einer ansteckenden Krankheit – die Infektion, ihre Verbreitung aufhalten und die Ursachen bekämpfen«.
Doch manch einer erkennt in solchen Aussagen nichts als beschwichtigende Floskeln. Gerade in den letzten Jahren hat sich in der europäischen Gesellschaft zu vieles geändert, als dass eine Kooperation nach beschriebenem Muster genügen würde, um mit der Problematik fertigzuwerden. Der Rubikon ist bereits überschritten. Auch die Londoner Polizei legt verhaltene Skepsis an den Tag. Steve O’Connell, Chef des städtischen Assembly Police and Crime Committee, moniert unter anderem einen besorgniserregenden planerischen Detailmangel, wenn es darum geht, wie diese neue Einheit in ganz London aktiv werden soll. Entsprechend betont er: »Wir werden genau beobachten, ob dieser neue Plan auch in der Praxis wirkt und nicht als verpasste Gelegenheit endet.«
Keine Panik, aber …
Zwar soll die Vorgehensweise in Schottland tatsächlich von Erfolg gekrönt sein, allerdings wurde mit der Maßnahme dort bereits 2005 begonnen, unter doch noch ganz anderen Bedingungen. Was sich aktuell nicht nur in London, sondern auch in anderen europäischen Großstädten abspielt, hat eine neue Dimension. Speziell London betreffend, belegt dies allein schon die erschreckende Tatsache einer dort nun höheren Mordrate als in New York.
Auch Khan drückt sich zu den Erfolgsaussichten eher vorsichtig aus: »Die Gründe für die Gewaltverbrechen entstehen über viele Jahre, und die Lösungen werden Zeit beanspruchen. Diese Einheit ist kein Ersatz für die Investitionen, die unser öffentlicher Sektor braucht, wenn London die Zahl der Gewaltverbrechen signifikant reduzieren will.« Bereits unmittelbar nach dem Terroranschlag auf der London Bridge am 3. Juni 2017 kritisierte Nigel Farage eine durch politische Korrektheit bewirkte Unflexibilität des Londoner Bürgermeisters.
Extremismus in den Schulen
Farage, bekannt für klare und dadurch oft provokante Äußerungen, bezeichnete während eines Interviews für den US-Sender Fox News das Auftreten Khans als zu zaghaft und ließ das US-Publikum wissen: »Ich verstehe, dass der Mann keine Panik verbreiten will. Aber ich würde ihn – als ersten muslimischen Bürgermeister [Londons] – gerne sagen hören: ›Ich werde Radikale aus unseren Moscheen vertreiben. Ich werde mich dafür einsetzen, den Extremismus in unseren Schulen zu beenden.‹ Aber ich höre nicht ein Wort in dieser Richtung.«
Auch nach sexuellen Übergriffen durch Muslime auf junge Mädchen im Norden Englands sei nichts unternommen worden. Man habe Angst, die muslimische Gemeinschaft zu verärgern. Farage: »Es gibt ziemlich große Gegenden im östlichen London, die vollständig muslimisch geworden sind.« Er richtet den Blick aber auf andere europäische Städte: »Es gibt Teile von Paris oder Brüssel, die scheinbar gesetzlos geworden sind … Im Zentrum von Brüssel ist es für Frauen sehr schwierig geworden, nachts alleine unterwegs zu sein, besonders, wenn sie blonde Haare haben.«
Brüssels Stadtviertel Molenbeek gilt spätestens seit den Anschlägen in Frankreich und Belgien als »Brutstätte des Islamismus«, doch der arabische Schriftsteller Dyab Abou Jahjah, der sich rein kulturell zwar als Muslim, aber im Glauben als Agnostiker definiert, bezeichnete Molenbeek im Jahr 2015 noch als harmlos im Vergleich zu anderen Orten. Schon damals war bekannt, dass rund 40 Menschen von dort nach Syrien ausgereist waren, um sich dem IS anzuschließen. Im Vergleich dazu habe Antwerpen 100 Dschihadisten hervorgebracht. Abou Jahjah legt bei dieser Diskussion großen Wert darauf, dass die Attentäter nicht »Muslime« genannt werden, da nur eine kleine Zahl an Muslimen Gewalt anwende. In Deutschland hat die Zahl der Gewalttaten laut Statistik des Bundeskriminalamtes deutlich zugenommen, vor allem Messerattacken. Doch den multikulturellen Faktor verantwortlich zu machen entspricht nicht der politischen Korrektheit.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einem Abo, falls Ihnen dieser Beitrag gefallen hat.