Max Lindauer
»Mutti« hat immer weniger Lieblinge
Unerfreuliche Nachrichten für Berlin: »Muttis Liebling« Rajoy wurde in Spanien aus dem Amt gejagt. Und mit dem Plan eines EU-Trios von Berlin, Paris und Rom wird es nach dem Regierungswechsel in Italien wohl auch nichts. Für Merkel kommen die Einschläge immer näher.
So schnell kann es gehen. Nachdem in Frankreich eine Le Pen-Verhinderungs-Allianz die angebliche Lichtgestalt Macron zum Präsidenten aufsteigen ließ, in den Niederlanden nach Monaten eine fragile Vier-Parteien-Koalition zugesammengeschustert wurde, um den »Pro-Europäer« (was immer das heißen mag) Mark Rutte im Amt zu halten, und in Deutschland eine große Koalition der großen Wahlverlierer Angela Merkel weitere Jahre im Kanzleramt sicherte, witterte das EU-Kartell Morgenluft. Der Siegeszug der EU-skeptischen Kräfte, so schien es, war zunächst einmal gestoppt.
Im Korruptionssumpf versunken
Doch dann kam es knüppeldick für Merkel, Macron, Juncker und ihre EU-Genossen. Erst der Wahlsieg von ÖVP und FPÖ in Österreich, dann der Triumph des ungarischen Regierungschefs Orbán, von dem die Mainstream-Medien behaupten, er »zerstöre Europa« (Tagesspiegel vom 21. Februar 2018), anschließend die dezidiert EU-kritische neue Regierung in Italien, und nun geht auch noch Merkels treuester EU-Vasall, der galicische Dickschädel Mariano Rajoy, im Korruptionssumpf seiner Partei unter. Um ausnahmsweise noch einmal den Mainstream zu zitieren: »Merkels Liebling ist abgewählt«, titelte Zeit Online am 2. Juni. Gleichzeitig wächst auch in den nordeuropäischen Ländern der Widerstand gegen »mehr Europa« und die in diese Richtung zielenden Pläne Macrons.
Merkels »Migrantenstadl«
Und schon droht neues Ungemach für Merkel und ihren »Migrantenstadl«: Ende des Monats wollen die EU-Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfeltreffen über die Flüchtlingskrise und eine drohende neue Euro-Krise beraten. Tatsächlich gehen Beobachter davon aus, dass es im zweiten Halbjahr sowohl zu einem neuen Ansturm von Migranten als auch zu einer Euro-Krise 2.0 kommen könnte. Beide die Bürger aufwühlenden Themen würden dann den Wahlkampf zu den Europawahlen im nächsten Jahr beherrschen – und dürften die Zahl der EU-Kritiker im Parlament noch einmal deutlich stärken.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
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