Torsten Groß

Neuer Goldstandard? – Analyst der Deutschen Bank empfiehlt Goldkauf

dpa34641106_goldstandard_barren_banknoten_scheine_krise

Jim Reid, Rohstoffanalyst bei der Deutschen Bank in London, sagt in einer aktuellen Analyse das Ende des heutigen, auf Fiat money basierenden Geldsystems voraus und empfiehlt Anlegern den Kauf von Gold. Nach Auffassung von Reid ist Fiatgeld, also Geld, das ein reines Tauschmittel kraft Gesetzes darstellt und keinen inneren Wert besitzt, nur eine Modeerscheinung in der jahrtausendealten Geschichte des Geldes. Die jetzige Ära begann mit der Aufkündigung des Goldstandards durch die Vereinigten Staaten unter Präsident Nixon im Jahre 1971, was eine Folge des wachsenden Welthandels, aber auch der hohen Kosten des Vietnamkrieges war, die mit der Druckerpresse finanziert werden mussten.

Für andere Staaten bedeutete diese Entscheidung, dass sie ihre Dollarreserven seitdem nicht mehr bei US-Banken in Gold eintauschen konnten. Seitdem ist die Verschuldung der Staaten exorbitant gestiegen. Die Rettungspakete zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie – zuletzt haben sich die Staats- und Regierungschefs der EU unter Federführung von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Brüssel auf einen sog. »Wiederaufbaufonds« in Höhe von 750 Milliarden Euro geeinigt – verschärfen das Problem weiter und beschleunigen die Geldentwertung. In den USA dürfte die Gesamtverschuldung – öffentliche und private Haushalte zusammengenommen – im zweiten Quartal dieses Jahres auf die gigantische Summe von 80 Billionen Euro gestiegen sein!

In diesem Umfeld profitieren die Edelmetalle, allen voran Gold. Denn die Anleger suchen – auch vor dem Hintergrund des historischen Einbruchs der Weltwirtschaft – nach einer sicheren Wertaufbewahrung. Seit Jahresbeginn ist der Preis des gelben Metalls an den Finanzmärkten um 25,1 Prozent gestiegen, der vom »kleinen Bruder« Silber sogar um mehr als 27 Prozent.

Wer Edelmetalle in physischer Form im Handel erwerben will, muss wegen der massiven Nachfrage aktuell hohe Aufpreise bezahlen. Trotz der rasanten Wertentwicklung in den letzten Monaten empfiehlt Reid auch jetzt noch den Kauf von Gold. Er weist in seiner Analyse nach, dass Gold zu den wenigen Rohstoffen zählt, deren Wert langfristig betrachtet stärker gestiegen ist als die Inflationsrate. Seit der Abkehr vom Goldstandard im Jahre 1971 haben sich die Preise von Öl und Silber real verdoppelt. Sie erreichen jetzt immerhin wieder das Niveau von 1860, dem Jahr vor Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs. Der Goldpreis hat dagegen in den letzten 50 Jahren preisbereinigt um den Faktor sieben zugelegt und ist heute doppelt so hoch wie 1860.

Aus Sicht von Reid ist Gold aber nicht nur eine Absicherung gegen Fiatgeld, sondern auch ein Übergangsvermögenswert für das nächste Geldsystem, das Reid kommen sieht. Bereits seit Jahren bereiten Europas Zentralbanken gemeinsam mit China und diversen Entwicklungsländern einen neuen weltweiten Goldstandard vor.

Auch in den USA unter Präsident Donald Trump gewinnt dieses Konzept an Popularität. Gerade schickt sich die von Trump nominierte Judy Shelton an, ins Board of Governors der Federal Reserve Bank (FED) aufzurücken. Die 66-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin, die schon jetzt als mögliche Nachfolgerin von FED-Chef Jerome Powell gehandelt wird, gilt als Befürworterin der zumindest teilweisen Einführung eines neuen Goldstandards – eine Idee, die vor allem von den linken Demokraten in den USA kritisiert wird.

Sollte es tatsächlich zu einer Rückkehr des Goldstandards, also goldbesicherten Währungen, kommen, dürfte der Preis des gelben Edelmetalls, der gerade ein neues Allzeithoch bei knapp 2.000 US-Dollar markiert, noch einmal deutlich steigen. Und das nicht nur absolut, sondern auch relativ im Vergleich zu anderen Assetklassen.

Fazit: An Gold als Depotbeimischung, am besten in physischer Form, führt für einen umsichtigen Anleger, der sein Vermögen langfristig sichern will, kein Weg vorbei. Der Kauf sollte aber ausschließlich bei seriösen Händlern und nicht auf Online-Marktplätzen oder vergleichbaren Verkaufsplattformen erfolgen, wo vermehrt Fälschungen von Goldmünzen und -barren angeboten werden.

Man sollte aber nicht allein auf Gold setzen. Zu einem gut diversifizierten Depot gehören vielen Ökonomen und Riskomanagern zufolge auch Aktien (z.B. in Form von ETFs auf den Weltindex MSCI World), Immobilien (auch über REIT-Aktien) und in Teilen sogar Zinsanlagen (z.B. Anleihen, Tagesgeld), und das in einem ausgewogenen Verhältnis, um Klumpenrisiken zu vermeiden.

Bestellinformationen:

» G. Hannich: Megacrash – Die große Enteignung kommt, 282 Seiten, 19,99 Euro – hier bestellen!

» Christenson/Müller: Gold 10.000 Dollar?, 142 Seiten, 16,99 Euro 7,99 Euro – hier bestellen!

Montag, 27.07.2020