Birgit Stöger

Neueste Märchenstunde:
Migranten im Job-Wunderland

»Jeder vierte Flüchtling hat einen Job!« So schallt es seit Tagen durch den Mainstream-Blätterwald. Die Rheinische Post berichtete zum Beispiel: Viele der Hunderttausenden von Flüchtlingen, die im Jahr 2015 nach Deutschland gekommen seien, würden inzwischen arbeiten. Jeder Vierte von ihnen habe eine Beschäftigung gefunden.

Interessant hierbei: Die rhetorische Aufarbeitung der Information durch die Qualitätsmedien. Denn: Die Meldung, dass 75 Prozent der »Flüchtlinge« nicht in Arbeit sind, hätte zwar denselben Informationsgehalt, ließe sich aber politisch nicht verkaufen. Der Spiegel verstieg sich sogar zu der Aussage: »Es sieht so aus, als ob wir es tatsächlich schaffen würden!« Einmal mehr wurde von den Mainstream-Medien versucht, etwas als Erfolgsmeldung zu verkaufen, das schlicht keinen Erfolg abbildet, da die Information, dass jeder vierte Flüchtling nach vier Jahren des hilflosen Integrierens eine Arbeit habe, kein Erfolg ist. Die Zusatzinformation, dass nur jeder Fünfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, wurde als Randnotiz lediglich mit angeheftet.

Realität noch enttäuschender

Sieht man sich die gleichlautenden Jubelmeldungen – verbreitet durch die Rheinische Post, die Welt, die Stuttgarter Zeitung oder Tagesschau.de – einmal genauer an, so fällt eines auf: Sie berufen sich als Grundlage für ihre Berichterstattung auf eine Erhebung des »IAB in Nürnberg« (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung). Das IAB wurde 1967 als Forschungseinrichtung der Bundesanstalt für Arbeit gegründet und macht seine Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich.

Einige dieser Ergebnisse, auf die sich die genannten Medien mutmaßlich beziehen, finden sich in einer sechsseitigen PDF-Datei des IABs mit der Überschrift »Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in Deutschland: Der Stand zum Jahresbeginn 2017«. Darin ist die Information enthalten, dass von den 4800 Flüchtlingen, die im Sommer 2016 im Rahmen dieser IAB-Studie befragt wurden, sechs Prozent der Anfang 2016 zugezogenen Flüchtlinge erwerbstätig waren. Von den 2015 zugezogenen Flüchtlingen waren es zehn Prozent, von den 2014 zugezogenen Flüchtlingen 22 Prozent und von den 2013 zugezogenen Flüchtlingen arbeiteten 31 Prozent. Summa summarum geht somit nach drei Jahren Aufenthalt nicht einmal ein Drittel einer Erwerbstätigkeit nach, so das ebenfalls wenig berauschende Ergebnis des IAB. Wie die von der Neigungspresse aktuell verbreiteten Zahlen bilden auch jene des IAB keinesfalls die Arbeitsrealität aller Flüchtlinge in Deutschland ab, da es sich hier um eine Datenerhebung aus einer sehr kleinen Gruppe von befragten Immigranten – undifferenziert als Flüchtlinge bezeichnet – handelt.

Keine wissenschaftliche Definition für Repräsentativität

Zudem sagt das immer gern verwendete wissenschaftliche Qualitätssiegel »repräsentativ«, das auch bei der IAB-Studie vorangestellt wurde, wenig bis nichts über die Qualität der Befragung aus. Es gibt laut Informationen des TNS Infratest keine allgemeingültige wissenschaftliche Definition für Repräsentativität. Geschweige denn eine Regel, anhand derer eindeutig bestimmbar wäre, ob eine Studie tatsächlich repräsentativ ist.

Insofern ist weder die IAB-Befragung von gerade einmal 4800 Flüchtlingen noch die mutmaßlich auf ähnlicher Routine basierende Befragung, auf der die angeblichen Erfolgszahlen basieren, die von der Rheinische Post verbreitet wurden, wirklich repräsentativ. Trotzdem wird in der IAB-Studie behauptet, dass die Fallzahlen von mehr als 4800 Personen eine repräsentative Aussage zulassen würden.

Auf dieser Grundlage kann somit gefolgert werden, dass es sich bei jenen 25 Prozent der Flüchtlinge, die je nach Befragungszeitpunkt (2017 oder 2018) einen Job hatten oder gehabt haben sollen – nicht um das Massenheer handelt, das seit 2015 nach Deutschland immigriert ist. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass sich die bejubelte Erwerbstätigenquote von 25 Prozent nur auf jene im Jahr 2015 Zugezogenen bezieht, die zudem auch an der Stichprobenbefragung des IAB teilgenommen haben. Korrekterweise muss es also heißen: Nicht jeder vierte Flüchtling, der seit 2015 nach Deutschland immigrierte, sondern 25 Prozent jener, die im Jahr 2015 die offenen Grenzen unseres Landes überschritten und in einer nicht-repräsentativen IAB-Stichprobe befragt wurden, haben einen Job.

Um welche Art von Jobs handelt es sich eigentlich?

Nun haben sich vor allem Journalisten und Autoren aus dem Bereich der Freien Medien gefragt, um welche Art von Jobs es sich eigentlich handelt. Hierbei sei der Artikel von Rainer Wolski – auf dem Internetblog von Vera Lengsfeld veröffentlicht – erwähnt. Wolski, Gründer und Geschäftsführer des Deutsch-Bosnischen Wirtschaftsvereins, merkt zum besseren Verständnis der nachfolgenden Zahlen an, dass die Arbeitsagentur seit Jahren eine monatliche Schrift mit dem Titel »Hintergrundinformation – Auswirkungen der Migration auf den deutschen Arbeitsmarkt« herausgibt, in der seit Mai 2016 erstmals eine Gruppe »Asylherkunftsländer« direkt ausgewiesen wird.

Diese umfasst acht islamische Staaten und damit die Hauptherkunftsländer, aus denen die größten Immigrantengruppen, die in Deutschland angelandet sind, stammen: Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, Syrien, Eritrea, Somalia und Nigeria. Die in den Hintergrundinformationen aufgeführten Tabellen bezogen sich auf sozialversicherungpflichtige (SV) Arbeitnehmer, Arbeitssuchende, Arbeitslose, Regelleistungsbezieher, erwerbsfähige Leistungsbezieher usw. Im Bericht Oktober 2016 heißt es laut Wolski auf Seite 14: »Aktuelle Beschäftigungsquoten liegen bis August 2016 vor. Danach erreichen Staatsangehörige aus den neuen osteuropäischen Staaten der EU und den GIPS-Staaten (Griechenland, Irland, Portugal und Spanien, d. Red.) mit 50,2 Prozent bzw. 49,9 Prozent SV Beschäftigungsquoten, die deutlich höher ausfallen als für Ausländer insgesamt mit 38,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr haben sie sich um 2,4 bzw. 1,0 Prozentpunkte erhöht. Deutlich niedriger liegen die SV-Beschäftigungsquoten für Staatsangehörige aus den nichteuropäischen Asylherkunftsländern mit 10,9 Prozent.

Die Quote für Staatsangehörige aus den Asylherkunftsländern ist im Vorjahresvergleich rückläufig, was damit zusammenhängen dürfte, dass die Bevölkerungszahl stark zugenommen hat, während Beschäftigungsaufnahmen nach der Anerkennung des Flüchtlingsschutzes zeitverzögert und langsamer realisiert werden. Zum Vergleich beträgt die Beschäftigungsquote für Deutsche ganze 59,5 Prozent.« Es dränge sich der Verdacht auf, so der Autor weiter, dass der Zuwachs, der 2017 mit 79 000 Arbeitsplätzen wesentlich über dem der Vorjahre lag, zu einem guten Teil durch sogenannte 460 Euro-Jobs erfolgt ist. Ebenfalls geht aus den Zahlen nicht die Anzahl der SV-Pflichtigen hervor, die nur ganz knapp über 450 Euro im Monat verdienen und somit von bestimmten Aktionen des Jobcenters ausgenommen sind. Um nun auf die Eingangsfrage zurückzukommen, um welche Art von Job es sich bei den bejubelten 25 Prozent arbeitender Flüchtlinge handelt, lautet die Antwort: Jede Form von Tätigkeit, inklusive geringfügiger Beschäftigung und vergüteter Praktika, wird einberechnet.

Bereinigt man die IAB-Zahlen (Juni 2017) um diejenigen, die ein Praktikum ableisten oder einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen, dann reduziert sich die Anzahl derer, die einen Job haben, laut einem Artikel des Science-Files-Portals wie folgt. »Aus sechs Prozent der im Frühjahr 2016 Zugewanderten, die im Sommer desselben Jahres einen Job hatten, werden nur noch zwei Prozent; aus zehn Prozent der 2015 Zugewanderten, die 2016 einen Job hatten, werden nun fünf Prozent, von 22 Prozent der 2014 Zugewanderten, die 2016 einen Job hatten, bleiben 13 Prozent, und von den 31 Prozent der im Jahr 2013 Zugewanderten, die 2016 einen Job hatten, bleiben 21 Prozent übrig.« Übertragen auf die Jubelnachricht der Mainstreammedien verbleiben somit – ohne jene Flüchtlinge, die ein Praktikum absolvieren oder geringfügig beschäftigt sind – nur noch 13 Prozent.

Ein Blick nach Dänemark hätte genügt

Der nun weitaus realistischere Prozentsatz von 87 Prozent nicht in Arbeit stehender Immigranten wird dem deutschen Steuerzahler in hoher Quote über Jahrzehnte hinweg erhalten bleiben.

Ein Blick zum Nachbarn Dänemark hätte genügt, um festzustellen, dass eine Integration von kulturfremden, gering- bis nicht qualifizierten, mehrheitlich muslimischen Menschen in den deutschen Arbeitsmarkt in nennenswertem Ausmaß nicht möglich sein wird. Aber oft will man nicht sehen, was offensichtlich ist.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
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