Philip Giraldi
Noch mehr Lügen über Syriens »Weißhelme«
Ist es wirklich eine gute Idee, eine Terrororganisation im Westen anzusiedeln?
Wann ist eine Terrorgruppe keine Terrorgruppe? Die Antwort lautet offenbar: Sie ist keine Terrorgruppe mehr, wenn sie einen Feind der USA terrorisiert.
Bekanntestes aktuelles Beispiel: Die Modschahedin-e Khalgh (bekannt vor allem als Volksmodschahedin), ein mörderischer iranischer Kult, der in den 1970er-Jahren im Kampf gegen den Schah und dessen Regierung fünf Amerikaner ermordete. 2012 nahm Außenministerin Hillary Clinton die Organisation von der Terrorliste der Behörde, nachdem die Volksmodschahedin versprochen hatten, keine Amerikaner mehr zu töten. Der tatsächliche Grund, sie von der Liste zu streichen, war ein anderer: Die Organisation hatte sich die Unterstützung prominenter Politiker wie Elaine Chao, Rudy Giuliani, Newt Gingrich und John Bolton erkauft.
Hinter den Kulissen nickten auch der israelische Mossad und die CIA den Schritt ab. Beide haben die Volksmodschahedin dazu genutzt, Iraner töten zu lassen und Anschläge auf die Infrastruktur des Irans durchführen zu lassen. Irgendein ranghohes Tier der amerikanischen Regierung, möglicherweise Hillary, vielleicht sogar Präsident Obama höchstpersönlich, muss beschlossen haben, dass das Außenministerium Terroristen, die nur Iraner töten, eine »Gehen Sie nicht ins Gefängnis«-Karte ausstellen sollte.
Der Konflikt in Syrien liefert weitere Beispiele dafür, wie zynisch mit zweierlei Maß gemessen wird. So wurden Rebellen, die gegen die Regierung in Damaskus kämpften, als »Freiheitskämpfer« tituliert, dabei handelte es sich häufig um Gruppen, die Verbindungen zum Al-Kaida-Ableger Al-Nusra-Front oder sogar zum IS pflegten. Nicht selten wurden diese Gruppen von Washington ausgebildet und mit Waffen versorgt, schlossen sich dann aber der Al-Nusra-Front und dem IS als Freiwillige an oder lieferten zumindest dort brav ihre Waffen ab.
Aber die vielleicht größte Betrugsnummer weit und breit ist die mit den sogenannten Weißhelmen. Die jüngste Medienberichterstattung geht auf den Dokumentarfilm Die Weißhelme zurück, den die Organisation selbst produzierte und der sehr überzeugend die Geschichte »wahrer Helden und unmöglicher Hoffnung« erzählt. Es war ein sehr beeindruckendes Propagandawerk und gewann zahlreiche Preise, unter anderem den Oscar für den besten Dokumentar-Kurzfilm. Die Weißhelme selbst wurden sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Wichtiger jedoch ist die unbestreitbare Tatsache, dass die Doku das öffentliche Verständnis der Geschehnisse in Syrien stark beeinflusst hat und dass die Regierung in Damaskus dort auf ausschließlich negative Art und Weise dargestellt wurde.
So klingt das, wenn Hollywood und US-Kongress ins Schwärmen geraten, was die Organisation anbelangt:
»Die Weißhelme sind eine »heroische« und überparteiliche, nicht-staatliche Menschenrechtsorganisation. Die freiwilligen Mitglieder fungieren als »Ersthelfer« in Notfallsituationen und behandeln all jene, die von den Kämpfen in Syrien betroffen sind. Die syrische Regierung hasst die Gruppe, weil sie Opfern der Kämpfe hilft, die entweder Rebellen sind oder in von Rebellen kontrollierten Gebieten leben. Als kürzlich die syrische Armee gegen die letzten im Land verbliebenen Weißhelme vorging, führte die israelische Regierung unterstützt von den Vereinigten Staaten notfallmäßig eine Evakuierung durch. Israel holte die Mitglieder der Gruppe und deren Familien zunächst ins eigene Land und brachte sie dann nach Jordanien.«
Praktisch alles, was die Mainstreammedien über die Weißhelme berichten, ist erstunken und erlogen, aber den Vogel in dieser Beziehung abgeschossen hat wirklich die BBC mit ihrem Bericht über den »Auszug aus Syrien«. Die BBC genoss früher einmal den Ruf, in journalistischer Hinsicht integer zu sein, hat sich inzwischen aber zu einem der schlimmsten Produzenten regierungsfreundlicher Propaganda aller Zeiten entwickelt. BBC-Artikel zu lesen, ist sogar noch schlimmer als die Berichterstattung der Washington Post, des besten Beispiels für eine Zeitung, die außer Fake News und einem als respektable Nachrichtenquelle getarnten Schund- Journalismus nichts zu bieten hat.
Sehen wir den Dingen ins Auge: Donald Trump hat Recht. Fast alle Mainstreammedien lügen heutzutage wie gedruckt, aber einige sind noch schlimmer als die anderen. Die Leute klagen über Fox, und zwar zu Recht, aber CNN ist die absolute Hölle, was tendenziöse Berichterstattung angeht. Und MSNBC ist auch nicht besser.
Der BBC-Artikel trägt den Titel »Syrien-Konflikt: Weißhelme von Israel evakuiert«. Die nachfolgenden Aussagen über die Weißhelme, ihre Aktivitäten und die Beziehungen der Gruppe zu einigen Regierungen sind aus dem Artikel und viele stammen von offizieller israelischer Seite.
– »Das israelische Militär teilte mit, man habe »eine humanitäre Anstrengung zur Rettung von Mitgliedern einer syrischen Zivilorganisation und deren Familien abgeschlossen«. Als Grund wurde genannt, dass es eine »unmittelbare Bedrohung für ihr Leben« gegeben habe. Dass die vertriebenen Syrer durch Israel transferiert wurden, sei eine außerordentliche humanitäre Geste.«
– »Israel ist nicht direkt in den Syrien-Konflikt involviert, aber zwischen den beiden Ländern herrscht seit Jahrzehnten Kriegszustand. Trotz der Intervention erklärte das israelische Militär: »Israel wird, was den syrischen Konflikt anbelangt, weiterhin eine Politik der Nicht-Intervention verfolgen.««
– »In einer Pressemitteilung des britischen Außenministers Jeremy Hunt und Entwicklungsministerin Penny Mordaunt hieß es: »Weißhelme standen im Mittelpunkt von Angriffen und wegen ihres Bekanntheitsgrads sind wir zu der Einschätzung gelangt, dass die Freiwilligen unter diesen speziellen Umständen sofortigen Schutzes bedurften. Wir zollen der tapferen und selbstlosen Arbeit Tribut, die die Weißhelm-Freiwilligen geleistet haben, um Syrer auf allen Seiten des Konflikts zu retten.««
– Ihr offizieller Name lautet Syrischer Zivilschutz und sie begann Anfang 2013 als eine Freiwilligen-Organisation, an der sich Menschen aus allen Schichten beteiligten, auch Elektriker und Bauarbeiter. Zur Hauptaufgabe entwickelte es sich rasch, unmittelbar nach Luftangriffen Zivilisten in Kriegsgebieten zu retten. Nach eigenen Angaben haben die Freiwilligen im Verlauf des Bürgerkriegs mehr als 100.000 Menschen das Leben gerettet.«
Die BBC-Geschichte liest sich, als hätten die Weißhelme höchstpersönlich sie verfasst oder zumindest ihre Presseabteilung. Alternativ käme auch das israelische Außenministerium als Autor in Betracht. Zunächst einmal: Die Israelis haben es nicht so mit humanitären Gesten. Sie haben auf Bitten der USA geholfen, die Weißhelme außer Landes zu schaffen, weil eine Gefangennahme durch die Syrer Peinliches ans Tageslicht gefördert hätte, beispielsweise was die Finanzquellen der Gruppe anging oder ihre Verbindungen zu Terroristen. Und Israels Erklärung, man mische sich in Syrien nicht ein? Unfug. Was ist denn eine nachgewiesene Zusammenarbeit mit Terrorgruppen und nahezu wöchentliche Bombardierungen und Raketenangriffe sonst, wenn nicht Einmischung?
Auch die Briten stecken bis zum Hals in der Sache. Die Äußerungen von Hunt und Mordaunt dazu, was die Weißhelme darstellen, entbehren jedweder Wahrheit. Dasselbe gilt für die Aussagen der BBC zu den Anfängen der Gruppe. Diese Erklärung stammt direkt von der Propaganda-Abteilung der Weißhelme und wurde von Hollywood, Washington und London aufgegriffen und verstärkt.
Was über die Aktivitäten der Weißhelme geschrieben wurde, ist genauso aufschlussreich wie der Umstand, dass die Vielzahl an glaubwürdigen negativen Berichten über die Organisation weggelassen wurde. Es wurden Heldentaten unter Beschuss gefilmt, sehr sorgfältig redigiert und dann in die Welt hinausgeblasen. Vertuscht wurde dabei die enge Beziehung der Weißhelme zur al-Kaida nahestehenden Al-Nusra-Front und die Beteiligung an der Folter und Hinrichtung von feindlichen »Rebellen«. Tatsächlich agieren die Weißhelme ausschließlich in Gebieten, die von Rebellen kontrolliert werden. Das erlaubt es ihnen, die Berichterstattung zu steuern, wenn es um sie und die Ereignisse vor Ort geht.
Die Weißhelme schlugen Kapital aus ihrem guten Zugang zu westlichen Medien und schwangen sich zu einer zentralen Quelle von »Augenzeugen-Nachrichten« auf. Sie berichteten aus vielen Teilen Syriens, in die europäische und amerikanische Journalisten völlig zu Recht nur sehr ungern reisen wollten. All das war Teil eines umfassenderen und größtenteils erfolgreichen Unterfangens der »Rebellen«, Fake News zu produzieren, die es so hinstellen, als würde die Regierung in Damaskus Kriegsverbrechen gegen die eigene Bevölkerung verüben. Das Unterfangen führte dazu, dass das amerikanische Militär wiederholt Regierungstruppen und deren militärische Einrichtungen angriff.
Die Weißhelme reisen an Orte, die bombardiert wurden. Immer im Schlepptau: Ihre Filmteams. Am Schauplatz angelangt – an dem es keinerlei unabhängige Beobachter gibt -, können sie die Dinge so arrangieren oder inszenieren, dass sie zu der Geschichte passen, die sie erzählen wollen – eine Geschichte, bei der es stets um Gräueltaten der syrischen Regierung gegen die Zivilbevölkerung geht. Ziel ist es, das Ausland dazu zu bringen, militärisch in Syrien einzugreifen und die Regierung in Damaskus zu stürzen. Ein Beispiel: Die Weißhelme haben die Behauptung verbreitet, die Regierung gehe mit sogenannten Fassbomben gegen Zivilisten vor. Die Behauptung war komplett falsch, aber als Propagandamittel sehr effektiv.
Peter Ford, von 2003 bis 2006 britischer Botschafter in Damaskus, äußerte sich kürzlich in einem Interview über die Weißhelme:
»Die Weißhelme sind Hilfstruppen der Dschihadisten. Sie sind nicht einfache Ersthelfer, wie sie und ihre Anhänger es behaupten. Sie sind keine Freiwilligen. Sie sind bezahlte Desinformationsprofis.«
Er verwies auf die außerordentliche Größe der »Presseabteilung« der Organisation und sagte:
»Das lässt Rückschlüsse darauf zu, wo bei dieser sehr fragwürdigen Organisation die Prioritäten liegen… All ihre Aktivitäten zielen darauf ab, die öffentliche Meinung im Westen zugunsten der Dschihadisten zu beeinflussen, mit denen sie Umgang pflegen. Sie legen ihre Zentren an Orte, wo auch die als Al-Nusra-Front bekannte Al-Kaida-Organisation vertreten ist oder andere militante Gruppen wie Dschaisch al-Islam. Sie sind in der Vergangenheit gemeinsam mit dem IS und beim Schwenken von deren Fahnen beobachtet worden.«
Finanziert wird die Gruppe größtenteils über eine Reihe nichtstaatlicher Organisationen sowie aus staatlichen Quellen. So erhalten die Weißhelme unter anderem Mittel von den Regierungen der USA, Großbritanniens und einiger EU-Mitgliedsstaaten. Die Vereinigten Staaten haben über die Behörde USAID allein bis 2016 insgesamt 23 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt und mit hoher Wahrscheinlichkeit eine deutlich größere Summe auf indirektem Weg. Max Blumenthal hat ausführlich untersucht, aus welchen Quellen die Weißhelme finanziert werden und welche Beziehungen sie speziell in Europa und den USA pflegen.
Der vielleicht ernsteste Vorwurf gegen die Weißhelme wird aufgrund der Beweise erhoben, die belegen, dass sich die Organisation aktiv an Gräueltaten beteiligte, die die Al-Nusra-Front begangen hat, an Folterungen genauso wie an Morden. Es existieren zahlreiche Fotos, auf denen Weißhelme zu sehen sind, die direkten Umgang mit bewaffneten Terroristen pflegen und über den Leichen Exekutierter und ermordeter irakischer Soldaten feiern. Für die Dschihadisten sind die Weißhelme ebenfalls »Gotteskrieger« und »Soldaten der Revolution«.
Israels bejubelte Rettungsaktion war also kaum mehr als ein Theaterstück, das den Mythos am Leben erhalten soll, die Regierung Assad versuche, die Mitglieder einer ehrwürdigen und überparteilichen humanitären Organisation zu fangen und möglicherweise zu töten, Menschen, die in einem blutigen Konflikt gefangen waren, bei dem versucht wurde, einen rücksichtslosen Diktator zu stürzen. Die Realität sieht völlig anders aus. Die Weißhelme waren und sind Teil der Bemühungen, eine legitime Regierung zu stürzen und eine Regierung an die Macht zu bringen, die den Interessen des Westens, Amerikas und der Israelis wohlgesonnen sind. Speziell Israel passt das fortwährende Chaos in Syrien in seine Pläne, alle Nachbarn in sich gegenseitig bekriegende Ethnien und Sekten aufzuspalten und auf diese Weise die Bedrohung zu reduzieren, die sie für den jüdischen Staat darstellen.
800 Weißhelme wurden gerettet und angeblich sollen sie nun in den USA, Großbritannien und Deutschland Unterschlupf finden. Man kann nur hoffen, dass diejenigen, die in die USA kommen, in Los Angeles unterkommen. Dort können sie sich dann mit den großen Hollywood-Namen und den üblichen Spinnern herumtreiben, während sie an ihrer nächsten Doku arbeiten. Einige der Geretteten sind mit hoher Wahrscheinlichkeit radikale Dschihadisten, insofern wird es interessant sein zu beobachten, wie sich die Dinge entwickeln.
Quelle: GlobalResearch