Torsten Groß
»Perspektiven der Freiheit« – ein libertäres Plädoyer in schwierigen Zeiten!
Perspektiven der Freiheit – Eine Streitschrift brillanter und unbequemer Freigeister ist ein spannender Sammelband, der im Wesentlichen auf Vorträgen beruht, die im libertären Hayek-Club zu Salzburg gehalten wurden. Knapp ein Dutzend renommierter Autoren kommen in dem Buch zu Wort und gehen der Frage nach, welchen Stellenwert die Theorien des großen Universalgelehrten und Nobelpreisträgers Friedrich August von Hayek in der Gegenwart haben.
Hayek, neben Ludwig van Mises einer der bedeutendsten Repräsentanten der libertären Österreichischen Schule der Nationalökonomie, vertrat die Auffassung, dass eine wettbewerbsorientierte Marktwirtschaft und das Handeln eines freien Unternehmertums Garanten für den Wohlstand einer Gesellschaft sind, der wiederum die persönliche Freiheit jedes einzelnen Menschen sicherstellt.
Diese Lehre steht im fundamentalen Widerspruch zu den Thesen von John Meynard Keynes und seines inhaltlichen Vordenkers Silvio Gesell, die staatlichen Interventionismus und die hemmungslose Verschuldung der öffentlichen Hand propagierten, um die Nachfrage zu stimulieren und so die Wirtschaft in Krisenzeiten anzukurbeln. Während die Theorien von Keynes längst das Denken der meisten Ökonomen beherrschen und seine Schüler an den Schalthebeln von Politik und Notenbanken sitzen, ist die von Hayek begründete Denkschule weitgehend in Vergessenheit geraten. Oder sie wird verfemt. Dabei ist Hayek angesichts der immer deutlicher sichtbar werdenden Verwerfungen, die das westliche Modell des überschuldeten Wohlfahrts- und Umverteilungsstaates als Ausdruck einer freiheitsfeindlichen »Wählerbestechungsdemokratie« mit sich bringt, heute aktueller denn je. Dem auf staatlichem Dirigismus und expansiver Geldpolitik basierenden Kartenhaus, genährt durch die Unvernunft des kollektiven Anspruchsdenkens der breiten Masse, droht der baldige Zusammenbruch. Die Corona-Krise ist Katalysator des Niedergangs, ohne dafür jedoch ursächlich zu sein.
Auf den Trümmern der alten, gescheiterten Ordnung muss ein neues Gebäude errichtet werden, um die Zukunft der Menschheit in Freiheit und Wohlstand zu sichern. Das macht es gerade heute so interessant, sich mit Hayek und den Konzepten der Österreichischen Schule als eine Alternative für die künftige Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft auseinanderzusetzen.
Genau das tun die Autoren in Perspektiven der Freiheit, zu denen so bekannte Persönlichkeiten wie der frühere Staatspräsident der Tschechischen Republik, Vaclav Klaus, und der deutsche Bestsellerautor Markus Krall gehören, die den Leser mit ihren Geleitworten zum Buch in die Materie einführen und eine erste Brücke zwischen den von Hayek im 20. Jahrhundert entwickelten Thesen und den Problemen der Gegenwart schlagen. Im Anschluss präsentiert Bernhard Pichler, Präsident des Hayek-Clubs Salzburg und Herausgeber des Sammelbandes, in einem kurzen Abriss Gedankenwelt und Methodik der Österreichischen Schule für Nationalökonomie und stellt ihre prominentesten Vertreter vor. Pichler erläutert die drei wichtigsten philosophischen Prinzipien dieser Denkrichtung – Freiheit, Eigentum und Selbstverantwortung –, die das Fundament des Libertarismus bilden.
Michael Asanger beschäftigt mit dem literarischen Schaffen von Friedrich August von Hayek und hier vor allem mit dessen populärwissenschaftlicher Streitschrift Der Weg zur Knechtschaft, die 1944 erschien und seinerzeit alle Verkaufsrekorde brach. Sein schon damals politisch unkorrektes Werk widmete Hayek »den Sozialisten in allen Parteien«. Es war ein engagiertes Plädoyer für die Freiheit und eine Abrechnung mit den sozialistischen Heilsversprechen gleich welcher Provenienz, die stets in die Pleite und die gesellschaftliche Degeneration führten!
Josef Spindelböck und Robert Grözinger beleuchten die Perspektiven der Freiheit aus christlicher Sicht. Während Spindelböck den freiheitlichen Charakter der im Naturrecht verankerten Fundamentalprinzipien der katholischen Soziallehre darlegt, kommt Grözinger als Ergebnis seiner stringenten Argumentation zu dem Schluss, dass der Libertarismus zwingend das Christentum als sinnstiftende Institution benötigt, um seine Ziele im Interesse der Menschen verwirklichen zu können. David Dürr und Bernhard Pichler gehen der Frage nach, wie eine freiheitliche Rechtsordnung ohne Staat, d.h. ohne Gesetzgeber und unter Verzicht auf eine staatliche Rechtsprechung, aussehen könnte und welche Vorteile eine solche »Privatrechtsgesellschaft« für die Bürger hätte.
Im zweiten Teil des Sammelbandes geht es um die aktuellen Herausforderungen, mit denen sich die freiheitsliebenden Kräfte in Deutschland und Europa konfrontiert sehen. Prof. Gerd Habermann, Mitglied im Vorstand der deutschen Hayek-Gesellschaft, nimmt den Kulturmarxismus aufs Korn und erläutert die wichtigsten Begrifflichkeiten dieser zutiefst destruktiven Ideologie. Bernhard Pichler zeigt, warum die zentralistische EU dem Freiheitsgeist Europas zutiefst widerspricht und in immer stärkerem Maße rechtsstaatliche Prinzipien verletzt. Günter Dedié analysiert die neue, bei linken Politikern und Ökonomen überaus populäre Modern Monetary Theory (MMT), auch Public Money genannt. Dabei handelt es sich um eine neue Form des Fiat-Geldes, dessen Realisierung es der Politik ermöglichen würde, ihre Ausgabenorgien zugunsten populistischer Projekte noch ungehemmter zu feiern als das heute schon der Fall ist – mit katastrophalen Folgen für künftige Generationen!
Ebenfalls brandaktuell sind die Beiträge zu den beiden beherrschenden Themen unserer Zeit: Der Klimahysterie und der Corona-Tyrannei, die gerade in diesen Tagen immer groteskere Auswüchse annimmt. Beide Komplexe werden von verschiedenen Autoren in jeweils eigenen Kapiteln einer fundierten, faktenbasierten Analyse aus libertärer Sicht unterzogen. Der Leser erhält in komprimierter Form viele interessante Informationen, teilweise unterlegt mit Schaubildern und Grafiken, die gängige, von Politik und Medien verbreitete Narrative in Frage stellen. Ein Kleinod ist die beißende Kritik der früheren DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld an der zunehmenden Unterdrückung der Meinungsfreiheit in Deutschland, sowohl durch die Politik als auch die gewalttätige Antifa, eine Entwicklung, die sich in der Corona-Krise weiter verschärft habe. »Deutschland 2020 ist nur noch auf dem Papier eine Demokratie, in der Praxis ähnelt es immer mehr einer Gesinnungsdiktatur«, so das vernichtende Resümee der bekannten Publizistin.
In einem Ausblick am Ende des 335 Seiten starken Buches fasst Christoph Braunschweig die wichtigsten Kennzeichen der gegenwärtigen Krise von Wirtschaft und Gesellschaft zusammen, und zeigt das Versagen der herrschenden Eliten bei der Überwindung der Gegenwartsprobleme auf. Barbara Kolm, Präsidentin des Hayek Instituts und Vizepräsidentin der Österreichischen Nationalbank, sekundiert und macht auf Basis der Freiheitslehre Hayeks konkrete Vorschläge für die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. Eine Sammlung prägnanter Zitate prominenter Personen der Zeitgeschichte rundet das gelungene Werk ab.
In einer Zeit, in der die Handlungsspielräume der Menschen durch den Klimawahn, neomarxistische Gleichmacherei, Genderismus und die teilweise völlig irrationalen Maßnahmen zur angeblichen Bekämpfung der Corona-Pandemie immer weiter beschnitten werden, hat der Hayek-Club Salzburg mit seinem Sammelband ein nachdrückliches und längst überfälliges Plädoyer für die Freiheit vorgelegt. Das Buch ist auch für Laien, die auf den behandelten Themenfeldern nicht zu Hause sind, verständlich geschrieben. Die einzelnen Beiträge zeichnen sich durch eine stringente und logische Argumentationsführung und ihre kompakte Länge aus. Am Ende der meisten Artikel finden sich ergänzende Informationen zum jeweils behandelten Thema in Form von Anmerkungen und Literaturverzeichnissen.
Sämtliche Autoren haben dankenswerterweise auf die sprachverhunzende Genderschreibweise verzichtet, was dem Lesefluss und dem Textverständnis gleichermaßen zugute kommt.
Perspektiven der Freiheit – Eine Streitschrift brillanter und unbequemer Freigeister ist ein Buch, das wachrüttelt. Seine Autoren stellen sich dem herrschenden Zeitgeist mutig entgegen und zeigen unter Rückgriff auf die Ideen des großen Denkers Friedrich August von Hayek politische Handlungsalternativen auf, um Freiheit und Wohlstand gegen die Anmaßungen einer auf Bevormundung und Repression setzenden Elite zu verteidigen. Im Deutschland der Gegenwart, in dem eine Partei wie die öko-sozialistischen Grünen nach der Macht greift und sogar eine Linksregierung unter Beteiligung von strammen Kommunisten in den Bereich des Möglichen rückt, ist dieses Plädoyer für die Freiheit und damit gegen den Sozialismus dringlicher denn je!
Bestellinformationen:
» Bernhard Pichler (Hrsg.): Perspektiven der Freiheit, 335 Seiten, 22,99 Euro – hier bestellen!
Samstag, 24.04.2021