Stefan Schubert

Philosoph Finkielkraut: »Anti-Rassismus ist der Kommunismus des 21. Jahrhunderts«

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Der bekannte Philosoph und Publizist Alain Finkielkraut ist Mitglied der Académie Française – und das Kind polnisch-jüdischer Eltern, die das KZ überlebt haben. Wiederholt hat sich der Intellektuelle lautstark in die öffentliche Debatte zu Themen wie Migration, Islam und muslimischer Antisemitismus eingemischt. Im Angesicht der sogenannten Anti-Rassismus-Bewegung äußert sich Finkielkraut nun erneut, dem Mainstream und den BLM-Aktivisten dürften die klaren Worte nicht gefallen.

Finkielkraut hat sich in den letzten Jahren mit seinen Analysen zur Unterstützung des politischen Islam durch Linke und Intellektuelle unbeliebt gemacht. Der Philosoph wirft ihnen vor, mit ihrem Kulturrelativismus die Frauenunterdrückung und den Fremdenhass im muslimischen Milieu zu entschuldigen.

Die von Kanzlerin Merkel vollzogene unkontrollierte Masseneinwanderung nennt er eine »schlechtgewissige Flüchtlingspolitik«, und die dadurch entstandene multikulturelle Gesellschaft betrachtet er als Hauptursache für den wachsenden Antisemitismus. Finkielkraut ist sich sicher, »dass der Antisemitismus in Frankreich und Europa ein Randproblem wäre, wenn unsere Gesellschaften nicht gegen ihren Willen in multikulturelle Gesellschaften umgeformt worden wären. Der beängstigende Populismus ist eine pathologische Reaktion auf dieses Phänomen der demografischen Veränderung.«

Entschieden und durchgesetzt haben die Politiker das über die Köpfe der Bürger hinweg, obwohl sie diejenigen sind, die die Folgen jetzt zu tragen haben.

»Ohne Angela Merkels ›Wir schaffen das!‹ und die Million Einwanderer, die Deutschland 2015 aufgenommen hat, hätte es keinen Brexit gegeben«, ist sich Finkielkraut sicher und geht mit der gesamten Merkelschen Migrationspolitik hart ins Gericht:

»Die Europäer sind nicht gefragt worden. Aber die europäische Zivilisation will ihr Wesen bewahren. Die Nationen wollen das auch […] ›Wir schaffen das!‹ war einfach Unsinn. Sie sehen ja selbst: Ihr schafft es nicht. Dieser Mix aus extremem Moralismus und wirtschaftlichen Interessen war abstoßend. Die Deutschen wollten sich damit freikaufen und endlich ein moralisch tadelloses Volk werden. Aber das passiert auf Kosten der Juden, die die ersten Opfer sind, wenn immer mehr Einwanderer hineingelassen werden.«

Solche Äußerungen des Philosophen haben ihn zu einem gemeinsamen Hassobjekt von Linken wie Islamisten in Frankreich werden lassen; seither versucht diese Islam-Linke – auch hier eine Parallele zu deutschen Verhältnissen – ihn mit den Etiketten »islamophob«, »rassistisch« und »rechts« zu stigmatisieren und aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Doch der Intellektuelle lässt sich nicht einschüchtern.

Der politischen Linken wirft er Realitätsverweigerung vor. Sie sei immer nur gegen den Antisemitismus von rechts, komme aber mit dem eingewanderten muslimischen Judenhass nicht zurecht:

»Als Merah, der Attentäter von Toulouse erschossen wurde, schrieb ein Journalist: ›Zum Kotzen, dass es kein Nazi war‹. Das sagt alles. Die Antirassisten wollen Nazis. Sie wollen Faschisten. Wenn sie keine bekommen, sind sie orientierungslos.«

Anti-Rassismus, nicht Gleichheit, sondern eine neue Ideologie

Im einem aktuellen Welt-Interview äußert er sich bestürzt über den Tod von George Floyd in Minneapolis, doch er fragt und bezweifelt zu Recht, dass »man tatsächlich die ganze Wahrheit über Amerika aus diesem Bild ableiten kann?«. Der Philosoph verweist auf die Statistik der Washington Post, der zufolge seit dem 1. Januar 2015 doppelt so viele Weiße (2385) wie Schwarze (1252) von der Polizei getötet wurden.

Selbst wenn man den »nur« 13-prozentigen schwarzen Bevölkerungsanteil in den USA berücksichtigt, scheint hier von der Politik und den Medien eine Hierarchisierung von Opfern vorgenommen zu werden. Dafür braucht man sich nur die letzten Jahre der Polizeigewalt-Schlagzeilen in den USA zu vergegenwärtigen. Dem Autor fallen umgehend Rodney King in Los Angeles ein, der erschossene Teenager Trayvon Martin in Florida, Michael Brown in Ferguson oder der Todesfall Eric Garner in New York ein. Alle diese tödlichen Vorfälle führten umgehend zu lautstarken Protesten und dienten als Vorwand von Plünderungen, Gewalt und Unruhen, die vielerorts zu bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen eskalierten.

Alle die oben genannten Opfer sind schwarz. Von den 2385 weißen Opfern durch Polizisten ist hingegen kein einziger Name weltweit bekannt geworden oder führte zu vergleichbaren Demonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen. Nach der Logik der moralisierenden Dauerempörten ist demnach ein schwarzes Opfer mehr wert als ein weißes Opfer, dass durch einen Polizeieinsatz ums Leben gekommen ist.

Finkielkraut kommt im weiteren Verlauf des Interviews zu einem zentralen Punkt der aktuellen Situation. Den Anti-Rassismus-Aktivisten geht es demnach längst nicht mehr um Gleichheit, sondern es wird bewusst als Instrument eingesetzt, um unerwünschte Realitäten zu zensieren.

So liegt der schwarze Bevölkerungsanteil in den USA, wie beschrieben, bei rund 13 Prozent, der Anteil der Schwarzen als Täter bei Totschlagdelikten liegt jedoch bei rund 50 Prozent. Über die Ausmaße der schwarzen Kriminalität traut sich wegen der Anti-Rassismus-Kampagne im Mainstream aber niemand mehr zu berichten oder zu debattieren. Längst rollt eine weitere Säuberungswelle durch die Redaktionsstuben der westlichen Welt: der Vizedirektor des Großverlages Condé Nast wurde zurückgetreten, der Chefredakteur des Magazins Bon Appétit folgte, genauso wie der Redaktionsleiter beim Philadelphia Inquirer, und der Chef der Meinungsseite der New York Times, James Bennet, wurde ebenfalls entlassen.

Den Journalisten wird vorgeworfen, zu den Anti-Rassismus-Krawallen eine Meinung zu vertreten, die den moralisierenden Vorgaben des Mainstreams widersprechen. Wer hingegen behauptet, dass die Meinungsfreiheit immer weiter eingeschränkt wird, bei dem kann es sich natürlich nur um einen Populisten oder Verschwörungstheoretiker handeln.

In diese Wunde legt nun auch der französische Philosoph seinen Finger:

»In Paris und den meisten anderen französischen Städten hielten die Demonstranten, die da von einer wahren mimetischen Besessenheit ergriffen wurden, die gleichen Plakate und Schilder hoch wie in den USA: ›I can’t breathe‹, ›No justice, no peace‹ und ›Black lives matter‹. (…) In den sogenannten Arbeitervierteln sind es die Polizisten, die Angst haben. Sie werden dort, wie auch die Feuerwehrleute, in Hinterhalte gelockt und dann Opfer von Mörserfeuer, sie werden mit Eisenstangen attackiert, mit Steinen von den Dächern oder sogar Kanaldeckeln von Fußgängerbrücken beworfen. Als 2007„Jugendliche“ in Villiers-le-Bel mit scharfer Munition auf sie schossen, haben sie das Feuer nicht erwidert. Das Ergebnis: Ein Dutzend verletzter Polizisten, aber kein einziger Demonstrant. Nach den Unruhen von 2005, die damals das ganze Land heimsuchten, verlangen die Vorgesetzten von den Beamten vor Ort, alles dafür zu tun, um Zwischenfälle und ungebührliches Verhalten zu vermeiden.«

Genau die gleiche Situation ist in den deutschen No-go-Areas der Städte zu beobachten. Welcher Polizist und Polizeiführer traut sich im Angesicht dieser Kampagne jetzt noch einen konsequenten Polizeieinsatz gegen kriminelle Migranten durchzuführen? Die migrantischen Stadtviertel werden durch die Diffamierungskampagnen gegen die Polizei zu noch rechtloseren Vierteln mutieren. Der Staat wird so vollends vor der Migrantenkriminalität kapitulieren. Wo keine Polizei mehr ist, werden auch keine Straftaten mehr festgestellt und entsprechend keine Anzeigen mehr aufgenommen.

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Die Bundesregierung kann so wieder mit ihren geschönten Kriminalitätsstatistiken behaupten, dass Deutschland so sich sicher sei wie nie zuvor. Die Mainstream-Medien werden applaudieren und wer etwas anderes behauptet – selbst wenn er dies durch Recherchen vor Ort belegen kann – bei so einem »Unbelehrbaren« kann es sich natürlich nur um einen Rassisten handeln.

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Montag, 15.06.2020