Torsten Groß

Printmedien: Abwärtstrend setzt sich fort – teilweise dramatische Auflagenverluste!

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Der Auflagenverfall hat sich bei den meisten deutschen Tages- und Wochenzeitungen auch im 4. Quartal des abgelaufenen Jahres fortgesetzt. Das zeigen die gerade veröffentlichen Zahlen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (kurz IVW).

Dramatische Verluste haben die Springer-Blätter Bild und Welt zu verzeichnen. Die Bild-Zeitung, die immer noch größte überregionale Tageszeitung in Deutschland, verlor gegenüber dem Vorjahr 10,4 Prozent und kommt jetzt nur noch eine Auflage von knapp 1,37 Millionen Exemplaren. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2017 waren es noch rund 1,79 Millionen. Just zu diesem Zeitpunkt, im Februar 2017, trat der umstrittene Julian Reichelt sein Amt als Bild-Chefredakteur an. Seitdem fährt Bild einen durchweg strammen Anti-AfD- und Anti-Russland-Kurs, was ein nicht unerheblicher Teil der Leserschaft des Boulevardblattes ganz offensichtlich nicht goutiert. Die Quittung: Fast ein Viertel weniger Verkäufe, seit Reichelt das Ruder übernommen hat. Ihre höchste Auflage erreichte Bild übrigens im 3. Quartal 1983. Damals gingen 5,54 Millionen Exemplare pro Tag über den Tresen. Doch diese Zeiten sind lange vorbei!

Noch dramatischer sieht es beim Bild-Schwesterblatt Die Welt aus, deren werktägliche Ausgabe im Vorjahresvergleich satte 12,4 Prozent verlor. Welt am Sonntag kam mit einem Verlust von »nur« 5,5 Prozent relativ glimpflich davon. Ebenso wie die Bild schreibt auch die Welt-Redaktion konsequent gegen die Meinung der eigenen Leserschaft an. Das ist zwar politisch korrekt und erfreut das Establishment, vergrätzt aber das zahlende Publikum. Hinzu kommt, dass auf Welt-Online, dem Internetportal der Zeitung, unangepasste Leserkommentare durch ein linkslastiges Moderatorenteam inflationär gelöscht und allzu unbotmäßige Nutzer gesperrt werden. Das verärgert viele Besucher der Seite und konterkariert die Gewinnung neuer Kunden für die kostenpflichtigen Angebote des Blattes.

Größter Verlierer im Segment überregionale Tageszeitung ist das Neue Deutschland. Massive 15,4 Prozent büßte das frühere SED-Zentralorgan und heutige Hausblatt der Partei Die Linke innerhalb eines Jahres ein. Offenbar sterben dem ND nach und nach die letzten DDR-Genossen weg. Der Bedeutungsverlust der Linkspartei im Osten Deutschlands, die in den letzten Jahren immer mehr Anhänger und Wähler an die AfD verloren hat, tut ein Übriges. Die Zeitung zählt jetzt nicht einmal mehr 20.000 Käufer.

Beschleunigt hat sich die bislang nur moderate Abwärtsbewegung bei der linkslastigen Süddeutschen (Spottname »Alpen Prawda«), die im 4. Quartal 2019 einen Auflagenverlust von 4,3 Prozent hinnehmen musste. Erstaunlich gut hält sich dagegen die links-alternative Tageszeitung taz aus Berlin, die politisch irgendwo zwischen Grünen und autonomer Szene angesiedelt ist. Das notorisch klamme Blatt verlor zuletzt nur 1,7 Prozent an verkaufter Auflage. Dass die taz noch immer knapp 50.000 Exemplare täglich absetzt, liegt nicht nur an einer idealistischen Leserschaft, sondern auch daran, dass Vertreter der Zeitung auffallend oft zu Diskussionsrunden im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen eingeladen werden, was immer auch dazu beiträgt, das Publikum auf die Zeitung aufmerksam zu machen und die Leser-Blatt-Bindung zu stärken.

Stärker verloren hat auch das rechte Pendant der Zeitungslandschaft, die ebenfalls in Berlin ansässige Wochenzeitung Junge Freiheit. Deren Auflage ging um über 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Allerdings steht die JF auf mittlere Sicht sehr viel besser da als die meisten ihrer Wettbewerber. Verkaufte die konservative Wochenzeitung 2010 noch rund 18.400 Exemplare, sind es jetzt knapp 30.000, ein Zuwachs von über 60 Prozent. Die Junge Freiheit hat in den letzten Jahren wie keine andere Publikation vom Aufstieg der AfD profitiert, aus deren Mitglieder- und Sympathisantenreservoir das Blatt zahlreiche neue Käufer und Abonnenten gewinnen konnte.

Unter den großen Tages- und Wochenzeitungen hat Die Zeit in der aktuellen IVW-Erhebung am besten abgeschnitten. Ihre verkaufte Auflage ging um gerade einmal 0,3 Prozent zurück, was vor allem dem starken Zuwachs an digitalen Abonnements zu verdanken ist. Dadurch konnte das Minus bei den Papier-Abos und im Einzelverkauf ausgeglichen werden.

Demgegenüber ging es bei den großen politischen Wochenzeitschriften – Spiegel, Stern und Focus – im letzten Quartal mit der Auflage deutlicher abwärts. Der Trend der letzten Jahre setzte sich damit fort. Besonders stark geriet das Münchener Nachrichtenmagazin Focus unter die Räder, das 15,32 Prozent verlor und jetzt nur noch eine Auflage von knapp 350.000 Exemplaren erreicht. Zum Vergleich: Im 3. Quartal 1998 – dem ersten Jahr der IVW-Zählung – waren es noch rund 817.000 Exemplare. Ein dramatischer Rückgang!

Auf Platz 2 der Verlustliste rangiert der Stern mit einem Minus von 8,5 Prozent. Erst an dritter Stelle folgt Der Spiegel mit einer um rund drei Prozent geschrumpften Auflage – und das trotz der im Dezember 2018 öffentlich gemachten und seitdem breit diskutierten Relotius-Affäre. Spiegel-Leser erdulden offenbar mehr!

Fazit: Der Niedergang der großen deutschen Printmedien hat sich auch im letzten Quartal des vergangenen Jahres fortgesetzt. Einige Titel mussten herbe Auflagenverluste hinnehmen. Besonders stark gebeutelt wurden solche Zeitungen und Zeitschriften, die früher einmal bürgerlich-konservative Positionen vertraten, dann aber – dem Zeitgeist folgend – nach links gedriftet sind.

Die Profiteure dieser Entwicklung sind vor allem die alternativen Medien im Internet, die sich dem Diktat der Political Correctness entziehen und ihren Leser Fakten und Hintergründe liefern, die von den Mainstream-Medien nicht selten unter den Teppich gekehrt werden.

Soziale Netzwerke, Blogs und Foren nehmen deshalb immer stärkeren Einfluss auf die politische Diskussion in Deutschland.

Kein Wunder, dass die etablierte Politik mit immer neuen Tricks und Initiativen versucht, die Informations- und Meinungsfreiheit im Internet einzuschränken. Doch es dürfte kaum gelingen, den Geist wieder in die Flasche zu zwingen!

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Montag, 20.01.2020