Tyler Durden

Provokationen gegen Teheran könnten einen Krieg in Gang bringen und die Weltwirtschaft ins Chaos stürzen

Die Spannungen im Persischen Golf steuern auf einen Punkt zu, ab dem es kein Zurück mehr gibt. In den vergangenen Wochen sind sechs Öltanker zum Ziel israelischer Sabotageakte geworden, die den Eindruck erwecken sollten, der Iran stecke dahinter. Ziel war es, die Vereinigten Staaten zu Militärschlägen gegen die Islamische Volksrepublik zu verleiten. Vor einigen Tagen schoss der Iran eine amerikanische Drohne völlig zu Recht im eigenen Luftraum ab. Im Jemen haben die Huthi endlich angefangen, auf die wahllosen Attacken der Saudis mit Marschflugkörpern und ballistischen Raketen zu reagieren. Der internationale Flughafen im saudi-arabischen Abha wurde beschädigt und mit Sprengstoff beladene Drohnen haben dafür gesorgt, dass eine der weltgrößten Pipelines für die Saudis momentan nicht mehr zu benutzen ist.

Als wäre die politische und militärische Lage aktuell nicht angespannt und komplex genug, stehen mit der Fed und dem militärisch-industriellen Komplex die beiden wichtigsten Machtblöcke in den USA vor Problemen, die Washingtons Status als globale Supermacht schmälern könnten.

Der Fed droht die Aufgabe zuzufallen, die Rolle des US-Dollars als globale Leitwährung verteidigen zu müssen, sobald ein Konflikt im Persischen Golf den Ölpreis auf mutmaßlich 300 Dollar pro Fass katapultiert. Tausende Milliarden Dollar in Derivaten gerieten in Gefahr und die Weltwirtschaft käme schwer ins Schlingern.

Der militärisch-industrielle Komplex wiederum wäre mit einem Krieg beschäftigt, den er nur schwer eindämmen geschweige denn gewinnen könnte. Das Bild der USA als unbesiegbare Supermacht wäre endgültig dahin, ebenso die Fähigkeit Amerikas, Macht in alle Ecken der Welt zu projizieren.

Man sehe sich nur an, wie überrascht US-Vertreter darüber waren, dass es dem Iran gelungen ist, eine moderne amerikanische Drohne abzuschießen:

»Irans Fähigkeit, die in großer Höhe fliegende amerikanische Drohne aufzuspüren und zu vernichten, hat Vertreter des US-Verteidigungsministeriums überrascht, denn diese Drohne ist eigentlich darauf ausgelegt, eben jenen Boden-Luft-Raketen zu entgehen, von denen sie nun abgeschossen wurde. Die Stimmen aus dem Pentagon sagten, dies zeige, wie schwer Teheran den USA das Leben machen könne, während die Vereinigten Staaten mehr Truppen in die Region verlegen und ihre Kontrollen intensivieren.«

Die Fed und die Verteidigung des Dollars

Amerikas auf dem Dollar basierende Volkswirtschaft leidet unter einem gewaltigen Schuldenproblem, die Folge der Wirtschaftspolitik, die seit 2008 betrieben wird. Alle Zentralbanken senkten die Zinsen bis auf null oder sogar in den negativen Bereich und hielten auf diese Weise Volkswirtschaften am Leben, die ansonsten gestorben wären.

Die »Zentralbank der Zentralbanken«, die den meisten Leuten vermutlich völlig unbekannte Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, schreibt: »Der offene Nennwert der Derivate-Kontrakte liegt bei 542 000 Milliarden Dollar.« Das globale BIP, also die jährliche wirtschaftliche Leistung sämtlicher Länder auf diesem Planeten, liegt bei etwa 75 000 Milliarden Dollar.

Soviel zur Einordnung der Größe des Problems. Wichtig ist ein Blick darauf, wie beispielsweise die Deutsche Bank als eines der weltgrößten Kreditinstitute damit umgeht. Allein sie besitzt Derivate im Wert von über 40 000 Milliarden Dollar, das entspricht mehr als der Hälfte der jährlichen globalen Wirtschaftsleistung.

Ihr Lösungsansatz ist weder innovativ noch effektiv: Es wird einfach eine weitere Bad Bank erschaffen, in die man mindestens 50 Milliarden Euro an langfristigen und ganz offensichtlich toxischen Vermögenswerten pumpt.

Die Nachrichtenagentur Reuters schreibt:

»Die Bad Bank würde Vermögenswerte aufnehmen oder verkaufen, die – risikobereinigt ‒ mit bis zu 50 Milliarden Euro bewertet werden. Es handelt sich in erster Linie um lang laufende Derivate.

Die Maßnahmen finden statt im Rahmen einer weitreichenden Umstrukturierung des Investmentbankinggeschäfts, einer Haupteinnahmequelle der Bank. Seit der globalen Finanzkrise von 2008 tut sich die Deutsche Bank schwer damit, nachhaltige Gewinne zu erzielen.«

Das heißt: Die Deutsche Bank hat verlustreiche Optionen und Wertpapiere im Wert von Dutzenden Milliarden Dollar angehäuft, aber damit nicht genug – gleichzeitig jagt sie seit 2008 dem Ziel hinterher, solide schwarze Zahlen zu schreiben. Die Deutsche Bank steckt voller toxischer Anleihen und aufgeblähter Schulden. Am Leben gehalten wird sie durch die Politik der Quantitativen Lockerung, die die Europäische Zentralbank, die Fed und Japans Zentralbank betreiben. Ohne diese Maßnahmen wäre die gesamte westliche Wirtschaft in eine Rezession gestürzt und es wären reihenweise Blasen geplatzt, in der Privatwirtschaft genauso wie auf staatlicher Seite.

Vermeintliche Finanzexperten wollen uns einreden, dass sich die Wirtschaft erholt. Wenn dem so wäre, würde die Zentralbank die Zinsen erhöhen. Stattdessen rauschen die Zinsen seit rund einem Jahrzehnt in den Keller und kippen teilweise sogar ins Negative.

Wenn die westliche Finanzwelt als Folge der Geldmarktpolitik, die nach 2008 in die Wege geleitet wurde, um eine sterbende Konjunktur am Leben zu erhalten, tatsächlich auf den Abgrund zusteuert, wie sieht dann der Rettungsplan für den US-Dollar aus? Wie soll der Status als globale Leitwährung bewahrt werden und wie die daraus resultierende Vormachtstellung der USA?

Kurz gesagt: Es gibt keinen Rettungsplan. Es kann auch keinen geben, denn die nächste Finanzkrise wird die Zeit des US-Dollars als globale Leitwährung zweifelsfrei beenden. Dann ist auch Schluss mit der Vormachtstellung der USA, die durch ihre unbegrenzte Fähigkeit, Geld auszumauern, finanziert wurde. Jedes Land, das auch nur ein Quäntchen Weitblick besitzt, ist dabei, seine Wirtschaft vom Dollar abzukoppeln und strategische Reserven umzuwandeln – weg vom Dollar und von in Dollar denominierten Staatsanleihen, hin vor allem zu Rohstoffen wie Gold.

Der militärisch-industrielle Komplex und die harsche Realität im Iran

Wir befinden uns also in einer wirtschaftlichen Situation, aus der es keinen Ausweg gibt. Geopolitisch besteht der unmittelbare Effekt darin, dass die Kriegsgefahr in strategisch bedeutsamen Regionen wie dem Persischen Golf zunimmt. Ein Aggressionskrieg der saudisch-israelisch-amerikanischen Achse gegen den Iran hätte wenig Aussicht auf Erfolg, würde vermutlich aber dazu führen, dass die Weltwirtschaft endgültig am Boden liegt, weil der Ölpreis in astronomische Höhen jagt.

Dass diese Triade Krieg gegen den Iran führen könnte, kommt einem vor wie das typische Verhalten schlechter Verlierer: Anstatt ihre Niederlage einzuräumen, reißen sie lieber alle anderen mit in den Abgrund. Öltanker anzugreifen und dann ohne einen Hauch von Beweis dem Iran die Schuld daran in die Schuhe zu schieben, ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man sich eine plausible Rechtfertigung für Bombenangriffe auf Teheran bastelt.

Bei genauerer Betrachtung wird es offenkundig, worauf die Handlungen von Bolton und Pompeo abzielen: Die einzigartige Vormachtstellung der Vereinigten Staaten soll so lang wie möglich bewahrt werden. Washington will auch künftig anderen Ländern vorschreiben, was diese zu tun haben. Dass wir nicht mehr in einer unipolaren, sondern längst in einer multipolaren Realität leben, wird dabei ausgeblendet. Ihre Politik und ihr Handeln beschleunigen bloß den Machtverlust der USA und den Aufstieg anderer großer Mächte wie Russland und China. Beide verfügen ebenfalls über enorm viel Einfluss im Persischen Golf.

Die Drohung, einen Konflikt im Persischen Golf anzuzetteln und damit den Ölpreis auf 300 Dollar pro Fass zu treiben, wird die Vormachtstellung der USA nicht retten, sondern ganz im Gegenteil das unvermeidliche Ende des US-Dollars als globale Leitwährung nur noch beschleunigen.

Trump läuft Gefahr, zerquetscht zu werden – von der Fed auf der einen Seite, die miterlebt, wie der US-Dollar seine Funktion als globale Leitwährung einbüßt, und auf der anderen Seite von dem Umstand, dass die Fed für diese Entwicklung einen Schuldigen finden muss, der mit den wahren Gründen für den Zusammenbruch nichts zu tun hat, also mit der Geldmarktpolitik und der Quantitativen Lockerung, die nach der Krise von 2008 das Leiden der Wirtschaft verlängert hat.

Gleichzeitig sieht das Lager der neokonservativen Anhänger von Israel und Saudi-Arabien seine große Stunde gekommen: Seit 40 Jahren wünscht sich diese Gruppe eine Gelegenheit, den Iran anzugreifen und jetzt, so glaubt sie, stehen die Chancen einmalig gut.

Es mag einem völlig albern vorkommen, aber tatsächlich könnte ein Iran-Krieg die perfekte Option sein, die alle Machtblöcke in den USA befriedigt: Die Falken hätten endlich ihren Krieg gegen Teheran, die Weltwirtschaft würde vor die Hunde gehen und die Schuld läge ganz allein bei Trump. »The Donald« würde sich damit seine Chancen für eine Wiederwahl völlig zunichtemachen, insofern ergibt es auch Sinn, dass er mögliche Militärschläge gegen den Iran zurückpfeift, wie er es nach dem Abschuss der US-Drohne getan hat.

Trump wird seine Wahlversprechen nicht einlösen können und ihm scheint klar zu sein, dass der Weg, der bei einem Angriff auf den Iran vorgezeichnet wäre, zu seiner politischen Vernichtung führt und in einen Konflikt, der sich für die USA und vor allem für die Verbündeten in Saudi-Arabien und Israel als militärisch nicht nachhaltig erweisen könnte. Gleichzeitig wäre es der Brandbeschleuniger für den Zusammenbruch der Weltwirtschaft.

Indem er versucht, den Iran zurück an den Verhandlungstisch zu zwingen, läuft Trump Gefahr, Teheran zu sehr unter Druck zu setzen und Pompeo und Bolton bei ihren Provokationen eine zu lange Leine zu lassen. Das könnte letztlich dazu führen, dass in der Straße von Hormus ein Krieg ausbricht.

Putin und Xi Jinping stellen sich auf das Schlimmste ein

Das aktuelle geopolitische Klima verlangt den zentralen Staats- und Regierungschefs sorgfältige und gut durchdachte Abwägungen ab. Die wiederholten Treffen zwischen Wladimir Putin und Xi Jinping sprechen dafür, dass sich Russland und China für alle Möglichkeiten wappnen. Je dichter wir auf einen Zusammenbruch der Wirtschaft zusteuern, desto stärker werden rund um den Globus die Spannungen, und desto größer wird das Chaos. Schuld daran ist das Vorgehen von Washington und seinen engen Verbündeten.

Xi und Putin haben sich während der vergangenen 6 Monate mindestens ein Dutzend Mal getroffen, allein in den vergangenen 2 Monaten mindestens dreimal. Es besteht die dringende Notwendigkeit, sich auf das Unvermeidbare einzustellen und sich abzustimmen. Wieder einmal versuchen sie, die Schäden zu begrenzen und einzuhegen, die die völlig außer Kontrolle geratenen USA anrichten. Das Land wird zur Gefahr für alle, für Verbündete und Widersacher gleichermaßen.

Putin sagte kürzlich:

»… der Verfall des universalistischen Modells der Globalisierung und ihre Verwandlung in eine Parodie, in eine Karikatur ihrer selbst. Allgemein gültige internationale Regeln werden vom Verwaltungsrecht oder Strafrecht eines einzigen Landes oder einer Gruppe von Ländern ersetzt.

… die Zersplitterung des globalen Wirtschaftsraums durch eine Politik ungebremster wirtschaftlicher Selbstsucht und einen aufgezwungenen Zusammenbruch. Aber dieser Weg führt in einen endlosen Konflikt, in Handelskriege und möglicherweise nicht nur in Handelskriege. Bildlich gesprochen ist das der Weg zur finalen Auseinandersetzung, bei der jeder gegen jeden kämpft.

Es muss ein stabileres und gerechteres Entwicklungsmodell erarbeitet werden. Diese Vereinbarungen sollten nicht nur klar formuliert sein, sondern auch von allen Teilnehmern eingehalten werden.

Ich bin aber überzeugt, dass das Gerede über eine derartige Ordnung der Weltwirtschaft so lange ein hehrer Traum bleibt, bis wir zum eigentlichen Thema der Diskussion zurückkehren, nämlich Vorstellungen wie Souveränität, das unumstößliche Recht eines jeden Landes, seinen eigenen Entwicklungsweg einzuschlagen, und Verantwortung nicht nur für sich selbst, sondern für eine universelle nachhaltige Entwicklung.«

Ähnlich äußerte sich Hua Chunying aus dem chinesischen Außenministerium. Sie sagte:

»Die amerikanische Führung sagt: ›Das Zeitalter, in dem unser Land kommerziell kapituliert, ist vorüber‹, aber was tatsächlich vorüber ist, ist, dass sie die Welt in wirtschaftlichen Belangen einschüchtert, und ihre Hegemonie.

Die Vereinigten Staaten müssen wieder internationales Recht anerkennen und aufhören, sich extraterritoriale Rechte und Mandate zuzugestehen. Sie müssen lernen, die anderen Völker zu respektieren, indem sie transparente und nichtdiskriminierende diplomatische und Handelsbeziehungen wahren. China und die Vereinigten Staaten haben in der Vergangenheit bei anderen Disputen Verhandlungen geführt, die zu guten Ergebnissen führten. Die Tür zum Dialog steht offen, solange dieser Dialog auf gegenseitigem Respekt und Nutzen basiert.

Solange allerdings diese neuen Handelsdispute andauern, setzt China die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika und die ganze Welt davon in Kenntnis, dass es unverzüglich Zölle verhängen wird, und zwar einseitig auf 128 Produkte aus den Vereinigten Staaten von Amerika.

Außerdem werden wir voraussichtlich damit aufhören, amerikanische Staatsschulden zu kaufen. Das ist alles, gute Nacht!«

Ob man in Europa versteht, auf was für eine Katastrophe wir da zusteuern? Ich habe so meine Zweifel.

Quelle: ZeroHedge

Donnerstag, 27.06.2019