Redaktion

Schädliche Wirkung bestätigt:
Tumorgefahr durch »Handystrahlung«

Jetzt veröffentlichte Ergebnisse zu zwei großangelegten Studien bestätigen die von Handys ausgehende gesundheitliche Gefahr. Trotzdem wiegeln »Experten« nach wie vor ab und verschließen die Augen.

Es sind die wohl umfassendsten Studien zur Sache: zwei über zehn Jahre hinweg durchgeführte, rund 25 Millionen US-Dollar teure Untersuchungen, die sich ausschließlich der Bewertung gesundheitlicher Einflüsse von Handy-Emissionen auf den Organismus widmen. Durchgeführt wurden die Analysen dabei keineswegs von »Alternativforschern«, sondern von Wissenschaftlern der US-Regierung im Rahmen des Nationalen Toxikologie-Programms (NTP). Bei langjährigen Versuchen setzten die Wissenschaftler sowohl Ratten als auch Mäuse sehr hohen Dosen typischer »Handystrahlung« aus und stellten dabei fest: Männliche Ratten entwickelten eine besondere Art von Tumoren in den das Herz umgebenden Gewebepartien. Weibliche Ratten und auch Mäuse blieben hingegen gesund. Die Resultate sind laut Angaben der Forscher nicht auf den Menschen übertragbar. Das dürfte zwar für die meisten Tierversuche gelten, doch argumentieren die Studienautoren anders: Wie sie erklären, bestand die Absicht der Experimente darin, eine besonders extreme Exposition zu untersuchen, nicht vergleichbar mit der Alltagssituation. Demnach seien die gegenwärtigen Sicherheitslimits zur Mobilfunkbelastung völlig ausreichend. Die Studie zeigt aber vor allem eines: Sie bestätigt, dass Handystrahlung tatsächlich in der Lage ist, die Entstehung von Tumoren auszulösen.

Handy-Vieltelefonierer gefährdet

Bei rund sechs Prozent der männlichen Versuchsratten bildeten sich Schwannome – gutartige, also nicht streuende, in den meisten Fällen langsam wachsende Geschwülste innerhalb des peripheren Nervensystems. Ursprungsorte sind die Schwann-Zellen, Stützzellen von Nervenzellfortsätzen. Daher der Name dieser Tumorform. Wachsen Schwannome heran, wird die Reizleitung gestört, Schmerzen und Lähmungserscheinungen können die Folge sein.

NTP-Wissenschaftler John Bucher verortet einen bemerkenswerten Zusammenhang mit der Strahlung: »Der verblüffende Aspekt an der Sache ist, dass die Art der Tumoren, die wir beobachteten, jenen Tumoren ähnelt, wie sie über gewisse Zeit in einigen epidemiologischen Studien bei extremen Handynutzern festgestellt wurden. Natürlich befanden sich diese in den Nerven des Ohrs und nahe am Gehirn, aber die Tumorarten waren die gleichen, die wir am Herzen gesehen haben.«

Doppeltes Krebsrisiko

Für den Chefmediziner der Amerikanischen Krebsgesellschaft, Dr. Otis Brawley, besteht allerdings weiterhin kein Handlungsbedarf. Zwar seien die neuen Studien dazu angetan, viel Besorgnis zu erregen, doch faktisch »werde ich nicht ändern, was ich den Menschen immer sage«, so Dr. Brawley. Nämlich: »Die Beweislage für eine Verbindung zwischen Mobiltelefonen und Krebs ist schwach. Und bislang haben wir kein erhöhtes Krebsrisiko bei den Leuten gefunden. «Wer sich wirklich Sorgen mache, sollte einfach einen Kopfhörer beim Telefonieren tragen, empfiehlt der Mediziner, oder weniger mit dem Handy telefonieren. Als Alternative bietet sich ja auch noch das Festnetztelefon.

In einer ebenfalls großangelegten Untersuchung wurden allerdings über 100 Studien zum Thema Sicherheit mobiler Telefone mit ganz anderem Ergebnis analysiert. Studienleiter Dr. Dr. Gautam Vini Khurana, ein australischer Neurochirurg, zieht einen sehr klaren Schluss: Langfristige Handy-Nutzung über eine Spanne von mehr als zehn Jahren verdoppelt das Risiko, an einem Gehirntumor zu erkranken. Die Studien hätten lediglich einen kurzfristigen Zeitraum untersucht, seien daher also gar nicht relevant. Weitere Beweise seien erforderlich, doch Khurana warnt vor häufigem Handy-Telefonieren. Die jetzt vorliegenden Analysen belegen eine erhöhte Tendenz zu gutartigen Tumoren. Und jeden, der nur etwas weiterdenkt, dürfte das sehr nachdenklich stimmen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einem Abo, falls Ihnen dieser Beitrag gefallen hat.