Tyler Durden
»Schlagender Beweis«? Von den USA veröffentlichtes Video zeigt, wie eine an einem Tankerrumpf haftende Mine von iranischer Marine entfernt wird
Screenshot von Aufnahmen, die CENTCOM veröffentlicht hat und die amerikanischen Vertretern zufolge zeigen, wie die iranische Marine von einem der am Donnerstag angegriffenen Tanker eine nicht explodierte Mine entfernt.
Das US Central Command (CENTCOM) hat einem militärischen Konflikt mit dem Iran eine Absage erteilt. »Ein Krieg mit dem Iran liegt weder in unserem strategischen Interesse noch im Interesse der Völkergemeinschaft«, hieß es in der Pressemitteilung von CENTCOM, dem Regionalkommando der US-Streitkräfte, das für den Nahen Osten zuständig ist. Veröffentlicht wurde die Pressemitteilung wenige Stunden nachdem US-Außenminister Mike Pompeo offiziell dem Iran die Schuld an geheimnisvollen Angriffen gab, die am Donnerstag auf zwei Tanker im Golf vom Oman verübt worden waren. CENTCOMs Stellungnahme könnte möglicherweise die »Falken« in Washington bremsen, die wegen der Angriffe auf die Schiffe einen Krieg mit dem Iran vom Zaun brechen wollen.
CENTCOM forderte die Vereinten Nationen auf, eine offizielle Untersuchung zu den Vorgängen einzuleiten, ein Vorschlag, der international bereits Unterstützung gefunden hat. Der Iran bestreitet vehement, etwas mit den Angriffen zu tun zu haben. Irans Außenminister Mohammed Sarif sagte: »›Verdächtig‹ beschreibt das, was dort möglicherweise geschehen ist, nicht einmal im Ansatz.«
Der gesamte bizarre Vorfall hat in der Öffentlichkeit sofort für ein hohes Maß an Zweifeln gesorgt, bei Medienexperten, sozialen Medien und sogar bei CNN. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, verkündete die Ständige Vertretung des Iran bei den Vereinten Nationen am Donnerstag, man weise »die unbegründeten Vorwürfe der USA bezüglich der Öltankervorfälle vom 13. Juni kategorisch zurück« und verurteile sie »auf das Schärfste«.
CENTCOM-Pressesprecher Oberstleutnant Earl Brown wird in der Pressemitteilung wie folgt zitiert:
»Die USA und unsere regionalen Partner assistieren in der Reaktion auf Angriffe im Golf von Oman. Die USA und die Völkergemeinschaft stehen bereit, unsere Interessen zu verteidigen, auch die Schifffahrtsfreiheit.«
Weiter heißt es:
»Wir haben kein Interesse daran, uns auf einen neuen Konflikt im Nahen Osten einzulassen. […] Wir werden unsere Interessen verteidigen, aber ein Krieg mit dem Iran liegt weder in unserem strategischen Interesse noch im Interesse der Völkergemeinschaft.«
Ebenfalls interessant ist die Behauptung der US-Regierung, sie verfüge über Fotos und Videos, die beweisen, dass die gewaltigen Brände an Bord der Tanker die Folge von Minen sind, die an den Schiffen angebracht worden waren. Die Brände führten dazu, dass die USS Bainbridge von einem der Tanker 21 Seeleute bergen musste. Bloomberg schreibt:
»Ranghohe Regierungsvertreter sagten, mindestens eines der Schiffe sei mit Minen angegriffen worden. Bei einem Pressebriefing zeigten sie das Foto eines Tankers, der Kokura Courageous, mit einem Loch in der Seite. Das Loch wurde den Regierungsvertretern zufolge durch die Explosion einer Mine in die Schiffshülle gerissen, eine nicht detonierte Mine befinde sich noch an Bord.
Sie wüssten nicht mit letzter Sicherheit, dass es sich bei den Minen um iranische Minen handele, so die Amtsträger. Zu der Einschätzung, dass der Iran hinter den Angriffen stecke, sei man durch Geheimdienstquellen und das Fehlen einer besseren Erklärung gelangt. Nähere Angaben zu den Geheimdienstquellen wollten sie nicht machen.«
Obwohl es die USA waren, die sich aus dem Atomabkommen von 2015 mit dem Iran (JCPOA) zurückzogen, erklärten US-Vertreter paradoxerweise, Teheran verfolge das Ziel, »den Konflikt mit Washington weiter zu eskalieren«, weil der Iran »nicht an Gesprächen mit den USA interessiert« sei.
CBS schreibt über die Videobeweise zum Angriff mit Minen:
»Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums erklärte gegenüber CBS News, dass die USA ein Video besitzen, auf dem ein kleines Boot zu sehen ist, das sich einem der angegriffenen Tanker nähert und dort eine nicht explodierte Haftmine entfernt – Sprengstoff, der sich manuell an einem Schiffsrumpf befestigen lässt. Es ist dieselbe Art Waffe, die der Iran nach Angaben der USA vergangenen Monat benutzte, um vier Öltanker im nahegelegenen Hafen Fudschaira (Vereinigte Arabische Emirate) anzugreifen.«
Aber ist es das, was die grobkörnige Aufnahme tatsächlich zeigt? Das Geschehen auf den Aufnahmen, die gerade von CENTCOM freigegeben wurden, ist alles andere als klar.
Gegenüber CNN erklärten amerikanische Quellen, auf dem Video mit der Mine sei der japanische Chemietanker Kokura Courageous zu sehen, während das »kleine Boot« zur iranischen Marine gehöre.
In dem CNN-Bericht heißt es, die iranische Kriegsmarine sei dabei beobachtet worden, wie sie eine nicht explodierte Mine entfernte. Das spricht dafür, dass erste Aussagen stimmen könnten, wonach der Iran an Bergungsbemühungen beteiligt war. Unklar ist allerdings, was das Video genau zeigt:
»Vier Vertreter der USA sagten gegenüber CNN, die Regierung besitze Videos und Fotos, auf denen ein Schiff der iranischen Marine zu sehen sei, das eine nicht explodierte Mine vom Rumpf des japanischen Chemikalientankers Kokura Courageous entferne.«
Die anonymen Informanten deuteten gegenüber CNN an, dass die Iraner Beweise verschwinden lassen wollten und nicht, wie es die Iraner zuvor behauptet hatten, an Bergungsarbeiten beteiligt waren.
»Der US-Repräsentant sagte, auf den Bildern sei an Bord eines kleinen Boots eine Person zu sehen, die nach der nicht explodierten Mine greift.
Das Boot führte die Aktion durch, obwohl sich die USS Bainbridge, eine amerikanische Drohne und eine P-8 [ein Aufklärungsflugzeug] bereits seit 4 Stunden vor Ort aufhielten. Nach Auffassung von Vertretern des US-Verteidigungsministeriums wollten die Iraner Beweise für ihre Beteiligung an dem Angriff verschwinden lassen.«
Darüber hinaus dürfte die Frage, wem so dicht an den Hoheitsgewässern des Iran die Klärung des Falls zukommt, rasch zu Diskussionen führen. Den jüngsten Berichten zufolge droht der Tanker Front Altair zu sinken, während die Kokura Courageous in iranische Hoheitsgewässer abdriftet. Das könnte zum Streit mit den USA um die Bergung führen, da Washington zweifelsohne die Kontrolle über alle verfügbaren Beweise einfordern dürfte.
Quelle: ZeroHedge
Freitag, 14.06.2019