Torsten Groß

Ungarn: Waffenverkäufe boomen – Angst vor Aufständen

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In der Corona-Krise decken sich nun auch in Ungarn immer mehr Bürger mit Waffen ein. Waffenhändler in Budapest berichten, dass sie fünfmal mehr Ware verkaufen als sonst im Monat März üblich. »Die Leute sind verrückt geworden. Sie kaufen alles, wofür sie keine Lizenz benötigen. Gaspistolen, Gummigeschosse, sogar Pfeil und Bogen, was ernsthafte Verletzungen hervorrufen kann«, so ein Händler. Die enorme Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem, die Lager sind mittlerweile leer.

Hinter dem panikartigen Run auf Waffen steckt die Angst vieler Ungarn vor einem Zusammenbruch der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Land. Es werden Aufstände und Plünderungen befürchtet, vor denen man sich und seine Familie schützen will.

954300_greilich_ratgeber_freie_waffenDiese Sorge mutet auf den ersten Blick übertrieben an.

Denn im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Staaten ist Ungarn bislang nur wenig von der Corona-Pandemie betroffen.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es gerade einmal 226 bestätigte Infektionsfälle und 10 Tote bei 9,7 Millionen Einwohnern.

Zum Vergleich: Im benachbarten Österreich sind 5.282 Menschen mit COVID-19 infiziert und 30 an dem Virus verstorben, obwohl die dortige Bevölkerung um rund eine Million Personen kleiner ist als die in Ungarn.

Offenbar gehen die Bürger des osteuropäischen Landes von einer baldigen Verschlechterung der Situation aus, die den ungarischen Staat und seine Institutionen überfordern könnte, etwa wenn immer mehr Polizisten an dem Virus erkranken und deshalb dienstunfähig sind. Aber auch die Furcht vor Ausschreitungen der starken ethnischen Minderheit der Roma, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung stellt und eine überproportional hohe Kriminalitätsbelastung aufweist, könnte Motor der Panikkäufe sein. Überdies wäre ein erneuter Ansturm von Migranten auf die Grenzen Ungarns möglich, sollte die Flüchtlingskrise im Streit mit der Türkei weiter eskalieren.

Dazu passt es, dass im ungarischen Parlament jetzt ein Notstandsgesetz verabschiedet werden soll, das Regierungschef Viktor Orban die Befugnis einräumt, in Ausnahmesituationen wie der aktuellen Corona-Krise auf unbestimmte Zeit per Dekret an der Volksvertretung vorbei zu regieren, um notwendige Maßnahmen rasch anordnen zu können.

970500_greilich_ratgeber_einbruchschutzDoch nicht nur in Ungarn, sondern auch im benachbarten Tschechien sorgen sich die Menschen zunehmend um ihre Sicherheit. Nach Angaben des tschechischen Verbandes der Waffenhersteller ist der Verkauf von Waffen im Land um zweistellige Zuwachsraten gestiegen. Selbst im sonst so beschaulichen Österreich bildeten sich zuletzt lange Schlangen vor Waffenläden (KOPP Report berichtete). In Deutschland ist über eine verstärkte Nachfrage nach (freien) Waffen dagegen nichts bekannt. Das Vertrauen in die Fähigkeit der Staatsmacht, Recht und Ordnung auch in der Krise vollumfänglich aufrechtzuerhalten, scheint grenzenlos.

Deshalb kümmert sich der deutsche Michel nicht um den Selbstschutz, sondern hortet lieber Klopapier und Konserven!

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Donnerstag, 26.03.2020