Torsten Groß

US-Ökonom mit Insiderwissen warnt: »Hyperinflation wie in der Weimarer Republik«

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In der Corona-Krise legen die Regierungen immer neue schuldenfinanzierte Hilfspakete in astronomischer Höhe auf, um einen Absturz der Wirtschaft und Massenarbeitslosigkeit zu verhindern. Ein ehemaliger Ökonom der US-Großbank JPMorgan Chase, der über Insiderwissen verfügt und deshalb ungenannt bleiben möchte, warnt nun vor einer Hyperinflation, wie es sie zuletzt in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Weimarer Republik gab.

1914 hatte die damalige Reichsregierung den bis dahin geltenden Goldstandard abgeschafft, um die Kosten des im gleichen Jahr ausgebrochenen Ersten Weltkriegs über die Druckerpresse finanzieren zu können. Die massive Ausweitung der Geldmenge, die über das Kriegsende hinaus fortgesetzt wurde, um die Reparationsforderungen der Siegermächte zu bedienen, führte gepaart mit kriegsbedingten Güterengpässen zu einem deutlichen Anstieg der Preise.

Die Inflation erreichte im Oktober 1923 mit 29.525 Prozent ihren Höhepunkt, bevor die Währungsreform im Monat darauf den Spuk beendete. Bis dahin waren die Einkommen und Sparguthaben von Millionen Bürgern bereits entwertet worden. Ein Großteil der deutschen Mittelschicht fand sich in der Armut wieder, was den politischen Keim für den späteren Aufstieg der Nationalsozialisten legte. Gewinner waren Besitzer von Sachwerten wie Gold und Immobilien, vor allem solche, die den Kauf von Häusern oder Grundbesitz mit Krediten finanziert hatten. Ihre Schulden lösten sich praktisch über Nacht in Wohlgefallen auf.

Das Szenario einer Hyperinflation droht nach Meinung des Analysten jetzt in den USA und damit auch im Rest der Welt.

Um die Folgen der damaligen Finanz- und Wirtschaftskrise zu bewältigen, läuteten die Notenbanken ab 2008 eine Phase extrem lockerer Geldpolitik ein, die bis heute andauert.

Niedrige Zinsen und massive Anleihenkäufe hätten eine Liquiditätsflut ausgelöst und Investoren veranlasst, wachsende Risiken an den Kapitalmärkten einzugehen, um Renditen zu erzielen. Die Folge seien immer neue Preisrekorde in allen Anlageklassen gewesen. Profitieren konnten vor allem Aktien und Immobilien, zuletzt aber auch Gold. Es habe sich eine Blase gebildet, die im Zuge der Corona-Pandemie platze, wobei das Virus aber nur der Auslöser sei. Die eigentlichen Ursachen seien »außer Kontrolle geratene Kreditratings, fremdfinanzierte Bilanzen, Aktienrückkäufe, eine expansive Geldpolitik und als Folge außer Kontrolle geratene Kredite und Schulden«.

Auch weitsichtige Experten in Deutschland wie Dr. Markus Krall und Prof. Dr. Max Otte weisen schon seit langem auf das Problem der äußerst fragilen Finanzmärkte hin. Und sie haben vor einem »Schwarzen Schwan« gewarnt, einem unerwarteten, folgenschweren Ereignis, der das Kartenhaus zum Einsturz bringen werde. Mit COVID-19 ist dieser »Schwarze Schwan« nun da!

Nach dem Platzen der Finanzmarktblase drohe eine Pleitewelle, die zunächst den Energiesektor treffen werde, so der frühere JPMorgan-Mitarbeiter. Gemeint ist hier vor allem die in den USA bedeutsame Öl- und Frackingindustrie, die unter den schon jetzt niedrigeren Ölpreisen enorm leidet und die wegen sinkender Nachfrage in der Weltwirtschaftskrise weiter schrumpfen wird. Weil wegen der massiv steigenden Arbeitslosigkeit der private Konsum einbricht, der rund 70 Prozent zum amerikanischen Bruttoinlandsprodukt beiträgt, werden als Nächstes der Einzelhandel und das Gastgewerbe unter die Räder kommen. Durch die wachsende Zahl von Konkursen und den damit verbundenen Kreditausfällen gerieten immer mehr Banken in existentielle Schwierigkeiten, darunter auch systemrelevante Geldhäuser. Die Politik stehe dann vor der Entscheidung, diese Finanzinstitute entweder untergehen zu lassen wie Lehmann Brothers anno 2008 oder mit Milliarden an Steuergeldern zu retten. Sie werde sich für die zweite Alternative entscheiden, um den totalen wirtschaftlichen Kollaps zu verhindern und »die Arbeitslosen in Schach zu halten«, sprich die Gefahr von sozialen Unruhen zu bannen. Auch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) werde mit massiven Wertpapierkäufen und einer neuen Liquiditätsschwemme dazu beitragen, eine große Pleitewelle in den USA abzuwenden. Ihre Bilanzsumme soll deshalb bis Ende 2021 auf rund 12 Billionen Dollar steigen. Außerdem könnte es noch in diesem Jahr zu weiteren Zinssenkungen oder sogar Minuszinsen in den Vereinigten Staaten kommen, die US-Präsident Trump unter Hinweis auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bereits seit einiger Zeit vehement fordert.

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Doch die Rettung von Banken und Wirtschaft mit Hilfe gigantischer Geldspritzen und Hilfspakete setze voraus, dass die amerikanische Notenbank ihr Ziel aufgibt, die Preissteigerung in den USA im Zaum zu halten.

»Die politischen Entscheidungsträger laufen den Ereignissen hinterher und haben offensichtlich aus den Jahren 2008/2009 nichts gelernt. Ihr letzter Ausweg ist das Drucken von Geld und die Schaffung weiterer Schulden. Wenn die Zentralbanken kein oder ein weichgespültes Inflationsziel haben, steuern wir auf eine Inflation im Stil der Weimarer Republik zu«,

warnt der frühere JPMorgan-Analyst. Dass die Geldschwemme im Gegensatz zur letzten Dekade nicht mehr nur die Vermögenspreise, sondern auch die Konsumgüterpreise nach oben treiben werde, liege an der gleichbleibenden oder sogar rückläufigen globalen Produktion und einem verlangsamten Welthandel. Das so verringerte Warenangebot treffe auf einen Geldumlauf, der durch verstärkte Hilfen für die notleidende Bevölkerung in Form von Sozialleistungen oder eines bedingungslosen Grundeinkommens vervielfacht werde.

Es sei deshalb nur eine Frage der Zeit, bis die Inflation außer Kontrolle gerate, was sehr plötzlich und unerwartet geschehen könne.

Der Experte geht ferner davon aus, dass die Politik das Mandat der amerikanischen Notenbank erweitern werde, damit die Fed künftig nicht mehr nur Unternehmensanleihen kaufen oder als Sicherheiten akzeptieren kann, sondern auch Aktien und Aktienfonds erwerben darf.

Die Zentralbank hätte dann die Möglichkeit, durch den verstärkten Kauf von Wertpapieren die Vermögenspreise an den Finanzmärkten zu stabilisieren, was den Kapitalbesitzern zugutekäme.

Da sich die Notenbank aber nur sukzessive in den Markt einkaufen kann, dürfte es auf kurze Sicht zu einem nochmaligen Einbruch der Kurse kommen.

»Nichts hat sich grundlegend verbessert, mit Ausnahme der Notfall-Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken. Rechnen Sie mit einem neuen Absturz bis zum Jahresende – wobei die Tiefststände vom März erneut getestet werden – weil die Fed perfiderweise noch nicht genug Unternehmensanleihen/Aktien besitzt, um die Vermögenspreise zu kontrollieren!«

Anlegern empfiehlt der Ökonom, ihr Depot breit zu diversifizieren bzw. inflationsresistente Anlagen zu favorisieren, um ihr Vermögen in der kommenden Hyperinflation zu schützen. Der Experte geht im Übrigen davon aus, dass die Zentralbanken mittelfristig einen großen Teil der sektorübergreifenden Unternehmensanleihen und Aktien besitzen werden. Das dürfte die Kurse dieser Wertpapiere in der Krise stabilisieren und einen Crash an den Finanzmärkten verhindern.

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Samstag, 16.05.2020