Tyler Durden

USA: Chinesische Überwachungskameras können nur schwer identifiziert und entfernt werden

US-Bundesbehörden eilen, um eine Frist für das Entfernen chinesischer Überwachungskameras einzuhalten. Hiermit soll einem Verbot vom Kongress nachgekommen werden. Bloomberg berichtete, dass dieses Vorhaben jedoch nicht ganz so einfach umzusetzen sei, wie man dachte: Tausende der Überwachungskameras seien noch in Betrieb und es sehe so aus, dass die meisten von ihnen nicht vor dem 13. August entfernt werden könnten. Eine komplizierte Lieferkette erschwere den Behörden die Überprüfung, ob die Sicherheitskameras tatsächlich in China hergestellt werden oder Komponenten enthalten, die gegen die US-Vorschriften verstoßen würden.

Im National Defense Authorization Act ist für das Geschäftsjahr 2019 eine Änderung zu verzeichnen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Bundesbehörden ab sofort keine chinesischen Überwachungskameras mehr kaufen. Zhejiang Dahua Technology und Hikvision sind zwei Unternehmen, die aufgrund von Sicherheitsbedenken speziell genannt werden. Hikvision wird zu 42% von der chinesischen Regierung kontrolliert und Dahua wurde 2017 mit Kameras ausgestattet, bei denen Software-Einstellungen dafür sorgen, dass Unbefugte sie nicht sehen und Informationen an China zurückzusenden können.

Obwohl Dahua beteuerte, dass das Problem behoben sei, erwägt die US-Regierung nach wie vor, weitere Einschränkungen gegen die zwei Firmen zu verhängen. Beispielsweise soll beiden Unternehmen der Kauf von amerikanischer Technologie untersagt werden.

Die Republikanerin Vicky Hartzler aus Missouri erklärte: »Die von chinesischen Unternehmen verkaufte Videoüberwachungs- und Sicherheitsausrüstung setzt die US-Regierung erheblichen Sicherheitsrisiken aus. Durch das Entfernen der Kameras wird sichergestellt, dass China innerhalb der Bundesbehörden kein Videoüberwachungsnetzwerk aufbauen kann.«

Dahua äußerte sich nicht zu dem Verbot und Hikvision erklärte, dass die Produkte allen geltenden Gesetzen und Vorschriften entsprechen würden. Ein Unternehmenssprecher beteuerte, dass die chinesische Regierung nicht in den täglichen Betrieb des Unternehmens eingebunden sei: »Das Unternehmen ist in Geschäftsangelegenheiten, Management, Vermögen, Organisation und Finanzen völlig unabhängig von seinen kontrollierenden Aktionären«. Natürlich ist es das.

Trotz der bevorstehenden Frist sind noch mindestens 1700 dieser Kameras an Orten angebracht, an denen sie eigentlich verboten sind. Laut Katherine Gronberg, Vizepräsidentin für Regierungsangelegenheiten bei Forescout, könne die tatsächliche Anzahl sogar noch höher sein, da nur ein kleiner Prozentsatz der Regierungsstellen überhaupt wisse, was für Kameras sie betreiben.

»Das eigentliche Problem der Behörden ist die Identifizierung ihrer Kameras. Viele verfügen nicht über die erforderlichen Tools, um diese verbotenen Geräte überhaupt zu erkennen«, meinte sie.

Vor ein paar Jahren versuchte das Heimatschutzministerium (Department of Homeland Security), die Bundesbehörden zur Sicherung ihrer Netzwerke zu zwingen. Bis Dezember waren allerdings nur 35% der Behörden dieser Aufforderung vollständig nachgekommen. Daher wissen die US-Bundesbehörden immer noch nicht, wie viele oder welche Art von Geräten an ihre Netzwerke angeschlossen sind. Dies wiederum bedeutet, dass die Kameras nun manuell identifiziert werden müssen – eine nach der anderen.

Viele Sicherheitsbeauftragte haben bereits festgestellt, dass die Identifizierung komplizierter ist, als einfach nur die Kameras auszuschalten. Chinesische Kameras können beispielsweise nicht nur mit US-amerikanischen Etiketten geliefert werden, einige von ihnen können auch Bauteile von Huawei enthalten.

Peter Kusnic, ein Autor des Wirtschaftsforschungsunternehmens The Freedonia Group, erklärte: »Es gibt alle möglichen undurchsichtigen Lizenzvereinbarungen, die verhindern, dass wir den wahren Umfang von Chinas Einfluss auf diesen Markt erkennen. Ich bin mir nicht sicher, ob es jemals möglich sein wird, all diese Kameras vollständig zu identifizieren, geschweige denn sie auch zu entfernen. Ihre bloße Zahl stellt eine unüberwindliche Hürde dar.«

Es wird erwartet, dass der Umsatz von Überwachungskameras im Jahr 2021 voraussichtlich von 570 Millionen US-Dollar im Jahr 2016 auf 705 Millionen US-Dollar steigen wird. Hikvision ist der weltweit größte Videoüberwachungsanbieter und bietet Kameras an, die in US-Unternehmen, Banken, Flughäfen, Schulen, Militärstützpunkten und Regierungsbüros installiert sind. Die Kameras erzeugen nicht nur scharfe Bilder, sie nutzen auch künstliche Intelligenz und 3-D-Bildgebung, um Gesichtserkennungssysteme zu betreiben.

Genau diese Kameras können auch unter Marken wie Panasonic und Honeywell verkauft werden. Sie werden von Vermittlern, wie z.B. Sicherheitsfirmen gekauft, die sie dann anschließend wieder an Regierungsbehörden und Privatunternehmen verkaufen. Die NDAA deckt die Vereinbarungen der Unternehmen mit Originalherstellern ab, die jeden Anbieter, der die Geräte weiterverkauft, prüfen sollen.

Theoretisch könnten zwei Kameras mit identischer Hikvision-Firmware zwei völlig verschiedene Etiketten und Verpackungen besitzen. Daher ist es fast unmöglich, herauszufinden, welche der im ganzen Land installierten Kameras eigentlich chinesische Geräte sind und welche von diesen nur mit einem anderen Label versehen sind. Honeywell sagte, dass sie diese neu gekennzeichneten Produkte nicht verfolgen könnten und Panasonic nicht auf Fragen antwortete.

Dieses nahezu unergründliche Netz der Zulieferer erschwert es den Regierungsbehörden, tatsächlich das Gesetz zu befolgen. Hikvision allein arbeitet mit rund 50.000 Installationsfirmen und integrierten Partnerunternehmen zusammen.

Ein Mitarbeiter des Energieministeriums sagte: »Wir haben versucht, das Problem in den Griff zu bekommen. Ich glaube aber nicht, dass wir den vollständigen Überblick darüber haben, wie viele dieser Kameras wirklich da draußen sind.«

Wenn jemand also routinemäßig Zugriff auf Kameras hat, um die Bundesbehörden auszuspionieren, so könnte er auch ganz leicht die Identität derer ermitteln, die in bestimmten Regierungsabteilungen wie etwa der CIA arbeiten.

Quelle: Zerohedge

Freitag, 12.07.2019