Tyler Durden

WikiLeaks-Geheimkabel: »Syrisches Regime stürzen, aber nett zu Russland sein«

Nur wenige Stunden, nachdem die USA Syrien mit Raketen beschossen hat, veröffentlichte WikiLeaks noch einmal ein sehr wichtiges diplomatisches Kabel, das sich mit Saudi-Arabiens langfristigen Zielen für Syrien befasst. Darin heißt es, ein Regierungswechsel werde »mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln« angestrebt.

Aus dem durchgesickerten internen Dokument der saudi-arabischen Regierung geht hervor, dass dies das Endziel des Königreichs ist – und zwar selbst dann, wenn die USA zu irgendeinem Zeitpunkt »ein mangelndes Verlangen« nach dem Erreichen dieses Ziels zeigen sollten, beispielsweise aus Sorge um eine mögliche Reaktion Russlands und der Möglichkeit, dass es zu einer Konfrontation der Großmächte kommt.

Amerikanische Parlamentarier wie auch Medienexperten drängen Präsident Trump, die Angriffe gegen Syrien fortzusetzen und zu eskalieren. Man darf dabei allerdings nicht vergessen, dass sich enge Verbündete der USA wie Israel und Saudi-Arabien seit Langem abstimmen und Situationen erschaffen wollen, die die US-Regierung dazu bewegen, mit aller militärischen Macht auf einen Regierungswechsel in Damaskus hinzuarbeiten. Kurz nachdem er von einer mehrwöchigen Tour durch die USA zurückkehrte, verurteilte Saudi-Arabiens Kronprinz Vorschläge, amerikanische Truppen aus Syrien abzuziehen. Er erklärte vielmehr, er sei gerne bereit, »falls nötig, mit den Verbündeten an erforderlichen militärischen Reaktionen in Syrien zu arbeiten«.

Eines muss man bei alledem im Blick behalten: Die Berichte, wonach die syrische Regierung in Duma, einer Vorstadt von Damaskus, mit Chemiewaffen gegen Zivilisten vorging, stammen von der Organisation Dschaisch al-Islam. Diese Gruppe mit Verbindungen zu al-Kaida wird seit jeher vom saudi-arabischen Staat gefördert. Seit 2013 gibt es Berichte, unter anderem in The Guardian, wonach Saudi-Arabien die Gruppe gründete und ausbildete und dabei Millionenbeträge ausgab.

Das geheime saudi-arabische Kabel, das von WikiLeaks veröffentlicht wurde: Saudi-Arabien muss »mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und auf alle möglichen Weisen versuchen, die aktuelle syrische Regierung zu stürzen«, und zwar selbst dann noch, wenn die Vereinigten Staaten irgendwann »mangelndes Verlangen« an den Tag legen sollten.

Russland und einige westliche Antiterrorexperten machen Dschaisch al-Islam (und die »Weißhelme«) weiterhin dafür verantwortlich, den »Chemiewaffenangriff« in Duma inszeniert zu haben, um Amerika zu einem militärischen Vergeltungsschlag zu verleiten.

Ältere Berichte zeigen, dass Dschaisch al-Islam 2016 im Scheich-Maksud-Distrikt chemische Waffen gegen kurdische Milizen eingesetzt hat (und laut Daily Beast scheint es, als habe die von den Saudis unterstützte Gruppe auch offen eingeräumt, in der Vergangenheit chemische Waffen eingesetzt zu haben).

Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse und dem raschen Voranschreiten der Krise gewinnt das ehemals »geheime« Memo der Saudis erneut an Bedeutung und wirft die Frage auf: Haben die Saudis endlich ihr »Um jeden Preis«-Szenario in die Tat umgesetzt (ein »Zwischenfall« mit Chemiewaffen) und das rein zufällig in dem Augenblick, als ihre Stellvertreter unter dem Druck des überwältigenden Siegs der syrischen Armee zusammenbrechen?