Torsten Groß
Klimawahn: Geplante EU-Abgasnormen bedrohen deutsche Automobilindustrie
Im November 2018 wurde auf EU-Ebene erstmals öffentlich über die Fortschreibung der Euro-6-Abgasnorm diskutiert, um die vom motorisierten Verkehr ausgehenden Schadstoffemissionen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union weiter zu reduzieren. Brüssel geht es dabei vor allem um den »Klimaschutz«. Ein tieferer Blick offenbart ein sich anbahnendes Horrorszenario für die deutsche Automobilindustrie.
Hintergrund ist der European Green Deal, der von Kommissionschefin Ursula von der Leyen im Dezember 2019 vorgestellt wurde. Das Programm sieht im Kern vor, den CO2-Ausstoß in der EU bis 2030 im Vergleich zu 1990 um bis 55 Prozent zu verringern. Zuvor lag das Ziel bei nur 40 Prozent. 2050 soll die EU dann »klimaneutral« sein, also netto kein CO2 mehr in die Atmosphäre abgeben. Da der Straßenverkehr für 26 Prozent aller Kohlendioxid-Emissionen in Europa verantwortlich gemacht wird, strebt die EU eine deutliche Verschärfung der bisherigen Grenzwerte für den Ausstoß von Luftschadstoffen an, der in Richtung Null abgesenkt werden soll. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf wird die Kommission voraussichtlich Ende des Jahres vorlegen.
Die bislang existierenden Entwürfe für eine Novelle der heute geltenden Euro-6-Norm sind teilweise so streng, dass sie von herkömmlichen Verbrennungsmotoren entweder überhaupt nicht oder nur zu unvertretbar hohen Kosten eingehalten werden könnten. De facto wäre die angedachte drastische Verschärfung der Grenzwerte gleichbedeutend mit einem Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen in der Europäischen Union. Das aber würde die deutsche Automobilindustrie, die das Rückgrat unserer Wirtschaft bildet, äußerst massiv treffen. Dieser mit Abstand wichtigste Industriezweig in Deutschland erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von knapp 436,2 Milliarden Euro und zählte rund 833.000 Beschäftigte. Insgesamt sind hierzulande etwa fünf Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Automobilbau abhängig.
Entsprechend scharf ist die Kritik von Experten und Branchenvertretern an den in Brüssel geschmiedeten Plänen, deren Umsetzung zu erheblichen wirtschaftlichen Verwerfungen und Wohlstandseinbußen in Deutschland führen würde. Müssten die Hersteller die Fertigung von Benzin- und Dieselautos als Folge der Euro-Norm 7 ab 2025 zugunsten von Elektroautos einstellen, würde es zum Verlust unzähliger Jobs in Deutschland kommen, sagte etwa Manfred Schoch, Mitglied der IG-Metall und Betriebsratsvorsitzender bei BMW, auf einem Forum des Vereins »Mobil in Deutschland« in München vor knapp zwei Wochen. Betroffen seien nicht nur die Hersteller selbst, sondern auch viele ihrer Zulieferbetriebe.
Schoch wählte drastische Worte, um den Ernst der Lage für die Branche zu verdeutlichen, sollte der EU-Regulierungswahn tatsächlich das Aus für den Verbrennungsmotor mit sich bringen:
»Wir werden eine Arbeitslosigkeit erleben, wie wir sie noch nie gehabt haben. Wenn die Politiker hier den Hebel umlegen, wird es zappenduster in Deutschland.«
Die Sorge ist berechtigt. Studien gehen davon aus, dass die Produktionsumstellung auf Elektrofahrzeuge unter dem Strich 15-20 Prozent der Jobs in der Automobilindustrie kosten könnte, was einer Größenordnung von bis zu 160.000 Stellen entspräche. Denn für die Herstellung von E-Mobilen wird deutlich weniger Personal benötigt als das bei den Verbrennern der Fall ist, weil eine geringe Zahl von Komponenten verbaut werden muss und der Fertigungsprozess einen hohen Automatisierungsgrad aufweist.
Schoch kritisiert, dass sich die Verantwortlichen einseitig auf das Ziel der CO2-Reduktion fokussierten und dabei die Folgen für Wirtschaft, Arbeitsplätze und individuelle Mobilität ausblendeten. »Ich warne die Politik, das Thema Klima eindimensional anzugehen und mit dem Wohlstand in Deutschland zu pokern«, warnt der BMW-Betriebsratschef. Anstatt ständig nur zu verbieten, wie es Brüssel tue, sollte man sich die Industriepolitik Chinas zum Vorbild nehmen und massiv in neue Technologien investieren.
Manfred Schoch ist aber nicht der einzige Kritiker, der die Brüsseler Regulierungswut als eine Gefahr für den Standort Deutschland ausgemacht hat. Schon vor einigen Monaten meldete sich Wolfgang Reitzle, Aufsichtsratsvorsitzender beim Reifenhersteller Continental, mahnend zu Wort und prangerte die »politisch gewollte Zerstörung der Autoindustrie« an. Auch Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), lehnt die Vorschläge der EU ab und weist darauf hin, dass sich viele Menschen ein teures Elektrofahrzeug nicht leisten können. Doch nicht nur wegen des hohen Preises wollen laut einer im Januar veröffentlichten Umfrage 59 Prozent der Deutschen kein E-Auto kaufen. Auch die unzureichende Ladeinfrastruktur in Deutschland, die langen Ladezeiten und die nach wie vor geringe Reichweite der Fahrzeuge sind Gründe für die Skepsis der Verbraucher. Überdies sorgen die extrem hohen Strompreise infolge der völlig verkorksten Energiewende dafür, dass der Unterhalt eines Elektroautos fast genauso teuer ist wie der eines Diesels.
Außerdem bezweifeln viele Menschen, dass E-Mobile tatsächlich so umweltfreundlich sind, wie uns Politik und linksgrüne Lobbyverbände weismachen wollen. Zu Recht: Nicht nur, dass die Produktion der Antriebsbatterien sehr energieintensiv ist und das Aggregat – anders als ein Verbrennungsmotor – nach 8-10 Jahren ausgetauscht werden muss. Für ihre Herstellung benötigt man auch seltene Rohstoffe, insbesondere Lithium und Kobalt, die in Ländern wie Chile, China und dem Kongo unter Einsatz fossiler Energieträger abgebaut und nach Europa transportiert werden. Diese Vorleistungen bleiben allerdings in der »Klimabilanz« von Elektrofahrzeugen regelmäßig unberücksichtigt.
Die EU-Klimapolitik unter Führung von Ursula von der Leyen gefährdet den wirtschaftlichen Wohlstand und damit den sozialen Frieden in Europa. Diese Politik verursacht aber nicht nur erhebliche ökonomische Schäden und belastet die Bürger mit immer neuen Abgaben, sie ist auch nutzlos, selbst wenn man dem Mainstream-Narrativ vom menschengemachten Klimawandel folgen mag. Denn die EU einschließlich Großbritanniens trug 2019 gerade einmal 8,7 Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß bei. Deutschland hatte einen Anteil von 1,85 Prozent. China emittierte dagegen mehr als 30 Prozent des globalen Kohlendioxids, alle Entwicklungs- und Schwellenländer zusammengenommen über 70 Prozent – bei steigender Tendenz.
Die ärmeren Staaten der Welt können sich nämlich – anders als die reichen Industrienationen – keine teure Öko-Energie leisten, sondern setzen auf fossile Brennstoffe. Deutlich über 80 Prozent des Energiebedarfs der Welt werden durch Öl, Kohle und Gas gedeckt. Selbst wenn es also gelänge, Europa bis 2050 zum »klimaneutralen Kontinent« zu machen, wie es die Politik in Brüssel will, hätte dies praktisch keinen Einfluss auf die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre unseres Planeten. Wir werden allerdings einen hohen wirtschaftlichen Preis für diesen Irrweg bezahlen müssen.
Die deutsche Automobilindustrie könnte das erste Opfer des Brüsseler Klimawahns sein!
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Dienstag, 09.03.2021